
Enzkreis/Kreis Calw. Es war eine ernüchternde Nachricht: Im Enzkreis gibt es neuerdings mehr Autos als Einwohner. Angeblich. Denn eine Rolle spielt bei der Umkehr der Zahlenverhältnisse die jüngste Zensus-Volkszählung. Die will errechnet haben, dass den Landkreisen im Nordschwarzwald Tausende Menschen abhanden gekommen sind. Wohin, kann man sich in Städten und Gemeinden nicht erklären. Die PZ wittert eine Ungerechtigkeit. Redakteur Alexander Heilemann fordert deshalb in der Kolumne „Das Land und die Leute“, dass man auch die Zahl der Autos per Zensus nachberechnet. Vielleicht werden es ja weniger - zumindest auf dem Papier. Also liebe Mitmenschen: Lasst uns tricksen!
Wir Menschen sind statistisch betrachtet eine Minderheit. Gut, verglichen mit den Ameisenvölkern in der Region ist das seit immer und ewig so. Aber im Enzkreis haben uns sogar unsere Autos den Rang abgelaufen.


Mehr Autos als Einwohner: Das ist der Enzkreis in Zahlen
Die Blechle sind uns immer noch so heilig, dass sie uns jetzt zahlenmäßig übertreffen. Allerdings: Das ist nur so gekommen, weil der Enzkreis nach den Hochrechnungen der jüngsten Zensus-Volkszählung 5510 Menschen eingebüßt haben soll. Im Kreis Calw leben laut Zensus ebenfalls über 4400 Bürger weniger, als in den Meldeämtern der Kommunen registriert sind. Und da kommt mir eine Idee: Vielleicht bekommen wir einen Teil der Blechlawine rein statistisch los, wenn wir auch die Autos einem Zensus unterwerfen.


Enzkreis hat laut Statistik 5510 Menschen verloren – nur wohin?
Denn was steckt hinter dem Zensus? Einwohnermeldeämter halten hierzulande eigentlich akribisch fest, wer wo lebt, wer weg- und wer zuzieht. Dennoch misstraut der Staat seinen eigenen Zahlen, geht von Doppelregistrierungen und Karteileichen aus und lässt das bei Zählungen bereinigen. Nur: Natürlich werden nicht alle Leute durchgezählt. Es werden Stichproben genommen. Und die werden dann hochgerechnet. Kein Wunder, dass Kommunen ihre Register im Vergleich dazu als „Echtzeitdaten“ betrachten. Die Einträge dort sind schließlich für jede Person real und nicht durch Mathematik entstanden. Besonders im Kreis Calw regt sich Widerstand gegen die Zensus-Zahlen. Denn verliert eine Gemeinde rechnerisch Bürger, erhält sie zum Beispiel viel weniger Geld aus dem Finanzausgleich des Landes. Baden-Württemberg nimmt nicht die Meldedaten als Grundlage für die Auszahlung, sondern den Zensus – und spart so bares Geld.


Nach der Zensus-Zählung: Der Kreis Calw sucht seine Einwohner
Wenn das alles schon so sein muss – warum misstraut der Staat dann nicht konsequenterweise auch den Daten der KfZ-Zulassungen? Gibt es da keine Registrierungen von Autos, die gar nicht mehr fahren? Karteirostlauben sozusagen? Nehmen wir doch mal Stichproben und rechnen die hoch. Vielleicht stellen wir am Ende fest, dass laut Statistik ein paar Autos weniger unterwegs sind als gedacht. Und kommen Sie mir nicht damit, dass die Straßen so voll sind und Wohnbezirke zugeparkt. Es interessiert die Statistik ja auch nicht, dass trotz angeblich schrumpfender Bevölkerung Kitas und Schulen aus allen Nähten platzen und Wohnungen hinten und vorne fehlen.