
Pforzheim/Wurmberg. „Mein Kopf hört jetzt nicht mehr auf zu rattern“, sagt ein Wurmberger, den die PZ am Donnerstag darauf anspricht, dass die Hamburger Polizei ein Wohnmobil sucht, das auf eine Person in Wurmberg zugelassen ist – und das bei einer spektakulären Kindesentführung an Neujahr in Dänemark genutzt worden sein soll. Zu diesem Zeitpunkt haben die Wurmberger die überraschende Spur in ihre Gemeinde noch nicht auf dem Schirm. Online hatten sie zunächst gespannt von einem PF-Kennzeichen in diesem Fall gelesen. „PF – NG 390“ lautet es genau. Nun ist der weiße Fiat Ducato mit den markanten gelb-blauen Zierstreifen noch näher an ihre Gemeinde gerückt.
Den Fall, um den es geht, kennt ganz Deutschland. Am Neujahrstag waren zwei Kinder der Hamburger Unternehmerin Christina Block widerrechtlich aus dem Haus ihres Vaters in Dänemark nach Deutschland gebracht worden. Höhepunkt eines jahrelangen Sorgerechtsstreits. Ende August 2021 waren die beiden Kinder von einem Besuch bei Blocks Ex-Mann in Dänemark nicht nach Hamburg zurückgekehrt. An Neujahr dann laut dänischer Polizei ein Angriff auf den Vater und das Mitnehmen der Kinder. Die jüngste Volte war, dass Gerichte entschieden, dass der Junge und das Mädchen, damals zehn und 13 Jahre alt, nach Dänemark zurückkamen.

Juristisch droht beiden Elternteilen Ungemach. Gegen die 51-jährige Christina Block und mittlerweile auch ihren Vater, Unternehmensgründer Eugen Block, ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung. Die Staatsanwaltschaft Hamburg spricht neben den beiden noch von weiteren Verdächtigen. Und in der Fahndung nach dem Camper mit PF-Kennzeichen heißt es, dass es „Tathandlungen“ in Zusammenhang mit dem Wohnmobil in Harrislee-Kupfermühle, einem Ort an der deutsch-dänischen Grenze, gegeben habe – und in Wurmberg.
Was genau diese „Tathandlungen“ gewesen sein könnten, sagen die Ermittler derzeit nicht. Oberstaatsanwältin Mia Sperling-Karstens bestätigt in einem Statement zur Wohnmobilsuche nur den Zusammenhang mit dem Fall Block. Der Unternehmerin und ihrem Vater werde vorgeworfen, „die Kindesentziehung organisiert und mithilfe weiterer Beschuldigter durchgeführt zu haben.“ Und weiter: „Die Ermittlungen dauern an.“
Laut der Oberstaatsanwältin gab es am Donnerstag weitere Durchsuchungen von einem Hotel der Familie, dem Grand Hotel Elysée Hamburg, und von Wohn-, Geschäfts-, Büro- und sonstigen Betriebsräumen des Unternehmensgründers. Auch weiterer Besitz und Fahrzeuge des 83-Jährigen waren im Visier, um Beweismittel zu finden. Eine Sprecherin der Block-Gruppe sagte der Deutschen Presseagentur: „In der familiären Angelegenheit kooperieren wir mit den Ermittlern in vollem Umfang und stellen die erbetenen Unterlagen zur Verfügung.“
Ein regelrechter Krimi. Und nun betrifft der auch die 3300-Einwohnergemeinde Wurmberg. Völlig überrascht hat das auch Bürgermeister Jörg-Michael Teply, der erst durch die PZ-Anfrage von dem Zusammenhang erfuhr. „Die Polizei hat sich in dieser Sache noch nicht an uns gewandt“, sagte er. Auch die Suchplakate mit der Abbildung des Fahrzeugs waren im Ort lange nicht präsent. Erst am Nachmittag hängte die Polizei die Informationen aus. Am Verwaltungszentrum KommIn zum Beispiel oder auch vor dem Aldi. Das Wissen um die Wurmberger Spur und um das Wohnmobil dürften damit nun schnell die Runde machen. Am Abend tagte der Gemeinderat – auch dort war der Fall bereits Gesprächsthema.
Der Fiat Ducato, der von einem Wurmberger oder einer Wurmbergerin beim Enzkreis zugelassen worden ist, trägt nach Polizeiangaben einen Euramobil-Aufbau, um daraus einen Camper zu machen. Die Polizei will zu dem Fahrzeug mit dem Kennzeichen „PF - NG 390“ wissen: Wer hat das Wohnmobil wann und wo gesehen? Und wer kann Angaben zum Verbleib des Wohnmobils machen oder sonstige sachdienliche Hinweise geben?
Die Hamburger Polizei erreicht man unter der Telefonnummer (040) 42 86-56 78 9.