Ein aufgefundenes Rehkitz im Feld bei Keltern. Foto: privat
Der Stiftungsvorsitzende Karl Röckinger und Thomas Kälber von der BRH Rettungshundestaffel Nördlicher Schwarzwald in Grunbach mit der Ausrüstung zur Tier- und Menschensuche. Foto: privat
Region
Rehkitzsuche in Feldern rund um Keltern: Hundestaffel übt dabei auch Menschenrettung

Keltern. Der Wärmebildkamera der Flugdrohne entgeht nichts. Zum Glück für das Rehkitz. Thomas Kälber beherrscht als Drohnenpilot das Gerät aus dem Effeff und der Jagdausübungsberechtigte kann das Tier zielstrebig im Feld auffinden, markieren und an sicherer Stelle aussetzen. Damit das alles in Sachen Kitzrettung auch wirklich einen Sinn ergibt, muss der Dritte im Bunde, der Landwirt, der aktuell auf großen Maschinen die Mahd in der Region einholt, mitziehen. Hält er seine Terminzusage nicht ein, sitzt am nächsten Tag womöglich das nächste Kitz im Feld.

Die Arbeit ist aufwendig und will zwingend koordiniert sein. Um 4 Uhr morgens geht es raus. Ab 4.30 Uhr steigt die Mavic 2 Enterprise Dual mit der Wärmebildkamera Flir Boson 320 in die Höhe. Dann läuft die Zeit, nicht nur weil Kälber zur Arbeit muss, sondern weil technisch das Verfahren nur im Zeitfenster bis 7.30 Uhr einen Sinn ergibt. Die Körpertemperatur eines Kitzes liegt laut Kälber zwischen 34 und 38 Grad. Aber das Fell wirkt, so dass messbar 16 bis 18 Grad verbleiben. Die Wärmebildkamera wiederum, erläutert der Niebelsbacher, braucht zur Umgebung hin eine bestimmte Differenz, fünf Grad sollten es schon sein. Umso höher die Temperaturen draußen steigen, umso weniger Chancen bestehe, ein Kitz zu lokalisieren. Kühle Temperaturen am Morgen sind also ideal.

So eine Ausrüstung kostet ordentlich was. Im vorliegenden Fall die Drohe 3800 und die Wärmebildkamera 3500 Euro. Hinzu kommt ein Versicherungspaket mit einer Prämie von 600 Euro im Jahr. Um das zu finanzieren, haben viele Einzelspender zusammengelegt, nicht zuletzt hat dieser Tage der frühere Landrat und Vorsitzende der Scheuermann-Stiftung, Karl Röckinger aus Grunbach, nach einem Förderantrag grünes Licht für die Finanzierung der Wärmebildkamera gegeben.

Einen Drohnenführerschein braucht Kälber indessen nicht, weil das Fluggerät nicht den Schwellenwert von zwei Kilogramm erreicht. Natürlich hat der Niebelsbacher einen Kenntnisnachweis. Und im Übrigen handelt er nicht gewerblich, sondern dem Sinn nach wie eine Behörde und Organisation mit Sicherheitsaufgaben. (BOS). An dieser Stelle kommt die BRH Rettungshundestaffel Nördlicher Schwarzwald ins Spiel. Dort sind die Drohnenaktivitäten angesiedelt. Denn die Suche nach den Kitzen stellt in jedem Fall auch ein realistisches Übungsszenario für das Auffinden von vermissten Menschen dar. Im Verein, so der Niebelsbacher sei aktuell auch David Seifert aus Dietlingen ein top Drohnenpilot, ebenfalls einen Kenntnisnachweis habe Ira Köffel.

Der Stiftungsvorsitzende Karl Röckinger und Thomas Kälber von der BRH Rettungshundestaffel Nördlicher Schwarzwald in Grunbach mit der Ausrüstung zur Tier- und Menschensuche. Foto: privat

Wie effektiv die Suche ist, wird daran ersichtlich, dass Kälber in nur wenigen Tagen fünf Kitze in Keltern aufgespürt hat. Was den Vorsitzenden der Rettungshundestaffel ebenfalls freut ist das Verantwortungsbewusstsein in der Gemeinde. Mit Bürgermeister Steffen Bochinger pflege man einen guten Kontakt. Die Verwaltung habe alle Jäger und Landwirte angeschrieben und auf das Drohnenprojekt aufmerksam gemacht. Auch kooperiere man mit dem Verein Natur in Keltern. Der Vorsitzende Fritz Dittus sei von den Drohnenaktivitäten sehr angetan. Die Mitglieder von NiK stellten das ergänzende Bodenpersonal und installierten im Zuge von Vergrämungsmaßnahmen wehende Müllsäcke oder stellten Wildscheuchen auf, so Kälber.

Mehr Infos unter: www.rettungshunde-noerdlicher-schwarzwald.de