Am 1. Dezember 1995 wurde das Bad als „Palais Thermal“ eröffnet – europaweit ein außergewöhnliches Ensemble aus Thermalbädern im Jugendstilambiente sowie weitläufigen Saunalandschaften.
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Reise in die Vergangenheit: „Palais Thermal“ in Bad Wildbad feiert 30 Jahre

Bad Wildbad. Mit dem 30-jährigen Bestehen des „Palais Thermal“ feiert Bad Wildbad in diesem Jahr ein bedeutendes Kapitel seiner traditionsreichen Badekultur. Das historische Graf-Eberhard-Bad, heute als „Palais Thermal“ bekannt, erstrahlt als eines der schönsten Thermal- und Saunabäder Europas – eine einzigartige Verbindung aus jahrhundertealter Bädergeschichte, Jugendstilarchitektur und moderner Wellnesskultur, heißt es in einer Mitteilung.

Von der Heilquelle zum Kurort

Die Geschichte des Badewesens in Bad Wildbad reicht ins 13. Jahrhundert zurück. Der Legende nach entdeckte ein Jäger die Thermalquelle, als er einen verletzten Eber beobachtete, der seine Wunden im warmen Wasser heilte. Im Jahr 1367 weilten Graf Eberhard, „der Greiner“ genannt, und sein Sohn zum Baden. Sie wurden von den Grafen von Eberstein überfallen und konnten sich nur mit knapper Not auf ihre Burg Zavelstein retten. Der Überfallene sollte nicht nur Namensgeber des späteren Graf-Eberhard-Bads werden, sondern auch Symbol einer Bäder- und Heiltradition, die Menschen über Generationen anzog.

Über Jahrhunderte entwickelten sich die Wildbader Bäder zum Mittelpunkt der Stadt. Was als einfache Überdachungen über heißen Quellen begann, wurde zum gesellschaftlichen Zentrum – mit getrennten Badehäusern für Fürsten, Bürger und Bedürftige. Bis zu zwölf Stunden täglich verbrachten Gäste im Wasser: zur Kur, zur Entspannung oder zum Vergnügen, begleitet von Musik, Tanz und Gastlichkeit.

Nach dem großen Stadtbrand von 1742 blieben die massiven Becken, Wände und Badegewölbe nahezu unbeschädigt und bildeten den Ausgangspunkt für einen raschen Wiederaufbau – jedoch ohne nennenswerte Verbesserung der bis dahin vorherrschenden Missstände. Den entscheidenden Impuls für die Neuordnung und Modernisierung des Bäderwesens in Bad Wildbad gab 1831 König Wilhelm I. von Württemberg. Unter der Planung seines Hofbaumeisters Nikolaus von Thouret entstand zwischen 1840 und 1847 das repräsentative Graf-Eberhard-Bad, das Ende des 19. Jahrhunderts durch maurische Architektur und später kunstvolle Jugendstilelemente ergänzt wurde.

Zwischen 1920 und 1977 folgten mehrere Renovierungen sowie bauliche und technische Maßnahmen, die teilweise nur als provisorische Lösungen dienten. Mit dem Bau des neuen Kurmittelhauses und dessen Anschluss an das historische Gebäude mussten sogar vier der ursprünglichen Fürstenbäder entfernt werden.

Mit der Inbetriebnahme des neuen Kurmittelhauses, des „Neuen Eberhardbads“, im Jahr 1978 wurde das historische Badehaus zunächst stillgelegt – jedoch nicht aufgegeben. Zwischen 1991 und 1995 wurde das Graf-Eberhard-Bad für 30 Millionen D-Mark vom Land Baden-Württemberg umfassend restauriert und zu einem modernen Wellness-Tempel umgestaltet. Am 1. Dezember 1995 öffnete das Bad als „Palais Thermal“ seine Türen – europaweit ein außergewöhnliches Ensemble aus Thermalbädern im Jugendstilambiente und weitläufigen Saunalandschaften, so die Mitteilung.

Seit der Wiedereröffnung wurde das Palais Thermal kontinuierlich erweitert und modernisiert: 2025 stand etwa die Fertigstellung der neuen Natur-Lounge, einem exklusiven Ruhebereich zum Jubiläumsjahr an.