Sicherheit geht vor: Florian Stächele vom DRK misst die Temperatur von Blutspender Benjamin Bodemer. Wer Fieber hat, wird direkt nach Hause geschickt. Foto: Moritz
Auf Abstand: Schon nachmittags warten 30 Leute vor den Türen der Kulturhalle, um ihr Blut abgeben zu dürfen. Foto: Moritz
Region
Ruhig Blut in unruhigen Zeiten: Zahl der Blutspender in der Region steigt rasant

Remchingen. In der Region steigt Zahl der Blutspender in den letzten Tagen rasant an. Auch in Remchingen stehen Leute Schlange, um in der Corona-Krise zu helfen.

In großem Bogen über den Vorplatz bis hin zum Parkplatz an der Kulturhalle: Die Schlange, in der die Menschen in Remchingen darauf warten, ihr Blut spenden zu dürfen, ist um einiges länger als sonst. Trotz des enormen Ansturms gibt es hier aber kein Gedränge. Wie angeordnet, halten die Leute zueinander Abstand. Gelassen nehmen die Männer und Frauen die Wartezeit in Kauf. Statt wie befürchtet, lassen sie sich nicht vom Corona-Virus abschrecken. Im Gegenteil: Einige haben aus den Medien von der drohenden Blutknappheit erfahren - und kommen, um ihren Beitrag zu leisten.

Währenddessen geben die 15 Helfer vom DRK nicht nur im Foyer ihr Bestes, um die Menschen zu versorgen. Dieter Farr verteilt draußen Schokolade, um die Wartenden bei Laune zu halten. Der Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Remchingen freut sich über die vielen Spender. „Wir haben auch die Zahlen der anderen Blutspenden in der Region verfolgt“, sagt Farr. In Kämpfelbach standen am Donnerstag statt der üblichen 80 Personen auf einmal 130 vor der Tür der Turn- und Festhalle. Und auch in Wurmberg kamen ein Viertel mehr Spender als in den vergangenen Jahren. Die Helfer machten Überstunden, um der Lage Herr zu werden.

Keine Ansteckungsgefahr

Dementsprechend kam der Andrang für Farr gestern in Remchingen nicht überraschend. „Wenn abends noch Leute warten, wollen wir da nicht den Riegel vorschieben“, sagt er. Schon eine Stunde nach Beginn der Spende sind halb so viele Spender durch die Tür, als sonst am ganzen Tag. Am Ende waren es rund 160 Personen - 30 davon Erstspender. Das alles muss Farr mit weniger Personal stemmen. Denn als Vorsichtsmaßnahme hat das DRK sein Team ausgedünnt - „um die Ansteckungsgefahr nicht zu groß werden zu lassen“, wie Michael Molitor, Referent für die Spenderbindung beim DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen, erklärt. „Falls einer krank wird, brauchen wir Ersatz“, stimmt Farr zu.

Um diese Gefahr zu minimieren, steht Florian Stächele vom DRK am Eingang. Mit Mund- und Spukschutz ausgestattet misst er bei jedem potenziellen Spender die Temperatur. „Es sieht schlimmer aus, als es ist“, begrüßt er die Menschen freundlich. Dann fragt er sein Gegenüber, ob Symptome der Corona-Krankheit aufgetreten sind oder sie sich in den letzten Wochen in einem Risikogebiet aufgehalten haben. „Einen Mann musste ich heimschicken“, sagt Stächele am Nachmittag: „Der war zum Skifahren in Südtirol.“

Angst vor einer Ansteckung sucht man bei den Spendewilligen vor der Tür vergebens. Einige geben an, wie wichtig die Blutreserven gerade jetzt in der Krise sind. Motivation genug, um die lange Warten zu überstehen. Und ein weiterer Faktor begünstigt die Spendenfreudigkeit: Zeit. „Früher habe ich immer samstags in Pforzheim gespendet“, sagt auch Spenderin Saskia Müller: „Aber unter der Woche kann ich zeitlich nicht.“ Viele stimmen zu. Jetzt nutzen sie die freie Zeit, die ihnen der Stillstand durch Corona zwangsweise beschert, für die Blutspende.