Rückblick in das Jahr 2014: In der kleinen Gemeinde Ölbronn-Dürrn überfällt ein maskierter Räuber die damals noch im Rathaus untergebrachten Bankfiliale, wo heute nur noch einGeldautomat steht. Sechs Jahre nach dem Überfall wurde der Täter Anfang dieses Jahres den deutschen Behörden überstellt. Fotos: PZ-Archiv/Seibel
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Späte Aufarbeitung eines brutalen Banküberfalls in Ölbronn: Täter nach sechs Jahren überführt

Pforzheim/Ölbronn-Dürrn. Mit zitternden Händen und sichtlich aufgelöst berichtet der Bankkaufmann Jannik K. (Name von der Redaktion geändert) von den Vorgängen, die sich in der Bankfiliale in Ölbronn-Dürrn im Mai 2014 zugetragen hatten. Zwischendurch muss er seine Ausführungen mehrfach unterbrechen und durchatmen. Der Angeklagte, der sich am Montag wegen des Tatvorwurfs des besonders schweren Raubs vor der auswärtigen Großen Strafkammer des Landgerichts Karlsruhe im Amtsgericht Pforzheim verantworten musste, soll Jannik K. im Mai 2014 mit vorgehaltener Waffe bedroht und Geld gefordert haben.

Die Polizei zieht alle Register und setzt Hubschrauber zur Tätersuche ein.

Am Montag begann der Prozess gegen den 48-jährigen, mittlerweile geständigen Bankräuber, der in Italien untergetaucht war. „Ich hatte Todesangst und war wie erstarrt. Nicht einmal den kleinen Finger hätte ich vor Angst bewegen können“, erinnert sich der Bankangestellte im Zuge seiner Zeugenaussage. Er hatte den maskierten Räuber erst bemerkt, als dieser über den Tresen der Volksbankfiliale gesprungen war und plötzlich neben ihm stand. „Er hat mir die Pistole an den Kopf gehalten.“ Der Räuber habe mit gebrochenem deutsch gefragt, wo das Geld sei. Jannik K. stand unter Schock und blieb stumm. Mittlerweile sei er über Ereignisse vor sechs Jahren hinweg, nach jahrelanger psychologischer Behandlung.

Über 100 Beamte im Einsatz

Der Räuber habe dann eine der Kassenschubladen aufgerissen, das Geld darin an sich genommen und war geflüchtet, so Jannik K.. Über 100 Polizeibeamte machten sich unmittelbar nach der Tat auf die Suche nach dem Räuber. Trotz Straßensperren, kreisender Polizeihubschrauber und der Befragung zahlreicher Zeugen war es den Beamten nicht gelungen, den Täter dingfest zu machen. Der war schließlich nach Italien geflüchtet und hatte sich dort vor der deutschen Justiz verborgen. Erst als er eine jüngere Straftat in Italien verbüßt hatte, wurde er im vergangenen Januar von den italienischen Behörden ausgeliefert.

Schnelles Geständnis

Der Angeklagte legte direkt nach der Verlesung der Anklage durch Staatsanwältin Christine Roschinski und kurzer Beratung mit seinem Verteidiger, Stefan Holoch, ein Geständnis ab. Ja, er sei der derjenige gewesen, der sich vor sechs Jahren in die Filiale der Volksbank in Ölbronn-Dürrn begeben und dort mit Messer und Pistole erst Hubert L. bedroht und sich im Anschluss mit den erbeuteten 5900 Euro Bargeld davon gemacht habe. Allerdings sei es keine echte Schusswaffe gewesen, die er dem verängstigten Jannik K. an die Schläfe gehalten hatte. Vielmehr habe es sich um ein Feuerzeug gehandelt, dass wie eine Pistole ausgesehen habe.

Eine Kamera hält 2014 den Räuber fest.

Dieses Pistolenfeuerzeug habe er mitsamt des Messers, das er während es Überfalls in der anderen Hand gehalten hatte, in einem nahen Wäldchen entsorgt. Die Sturmmaske, wie man sie in der Regel unter einem Motorradhelm trägt, konnte ebenfalls sichergestellt werden. Der Italiener hatte sie auf der Flucht aus dem Fenster seines Fluchtwagens geworfen. Laut Aussage des heute pensionierten ersten Hauptkommissars, der vor sechs Jahren die Ermittlungen als Sachbearbeiter betreut hatte, wäre nur Tage nach dem Banküberfall der Name des Täters das erste Mal gefallen. Denn das Fluchtauto, ein roter Fiat, war auf den 48-Jährigen gemeldet. Mehrere Zeugen hatten das Kennzeichen erkannt.

Das und weitere Indizien wie DNS-Spuren, die in der Bank und bei der Durchsuchung der Pforzheimer Wohnung des Angeklagten gefunden wurden, trugen zu den Ermittlungen der Kriminalbeamten bei.

Hohe Schulden als Tatgrund

„Hintergrund der Tat war hoffnungslose Überschuldung. Er hat es selbst so formuliert, dass er am Absaufen war“, so Verteidiger Holoch. Der vorsitzende Richter Andreas Heidrich vertagte die Verhandlung auf den 27. Juli. Bis dahin gelte es noch in Hinblick auf die zahlreichen, doch leider nicht vollständigen Eintragungen des Angeklagten im italienischen Strafregister zu recherchieren.

Mehr darüber lesen Sie am Dienstag. 14. Juli in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news.