
- Silke Fux
Tiefenbronn. Franz Keller gehört zu den renommiertesten Sterneköchen in Deutschland. Er bekochte Staatsoberhäupter und die Queen, lernte sein Handwerk einst bei französischen Star-Koch-Legenden wie Jean Ducloux, Michel Guérard oder dem Gastronomie-Papst Paul Bocuse, konzipierte als einer der Ersten die „Neue Deutsche Küche“. Doch Keller verabschiedete sich bewusst von der Welt der Michelin-Sterne, kehrte dem Sterne-Zirkus den Rücken und verfolgt seitdem seine eigene Philosophie, die auf Einfachheit, Regionalität und Nachhaltigkeit setzt. Als er am Freitagabend in der Tiefenbronner Ochsen Post aus seinem Buch „Ab in die Küche!“ liest, wird er zum Rebellen, nimmt kein Blatt vor den Mund, geht mit der Nahrungsmittelindustrie, mit Fleisch als Fastfood- und Billigware, hart ins Gericht. Franz Keller kritisiert mit scharfer Zunge Lobbyismus und die Agrarpolitik, fordert ein Umdenken, spricht von „Augenwischerei und Verbraucherverarschung“.
Der Küchenrebell wirft den Politikern vor, in einem dichten Lobbynetzwerk aus Agrarindustrie, Bauernverband und Politik verfangen zu sein, das in Sachen Transparenz und ethischer Grundwerte ungefähr auf dem Level des Fußballweltverbandes FIFA agiere. „Ich sage bewusst nicht DFB“, so der Bruder des Präsidenten des Deutschen Fußballbundes Fritz Keller.
Franz Keller kritisiert auch den Verbraucher, dem der Star-Koch, der mittlerweile auch Bio-Bauer ist, immer wieder sagt: „Ab in die Küche“. „Man muss beim ersten Versuch einer neuen Kreation ja nicht gleich alle Freunde einladen und ihre Familie ist doch schon Kummer gewohnt“, so der ehemalige Sternekoch, der empfiehlt, sich nicht von Menü-Fotos blenden zu lassen.
Anekdoten, wie sie beispielsweise über Angela Merkel und Wladimir Putin, die auch in seiner Adler-Wirtschaft in Hattenheim speisten, im Buch zu finden sind, gibt Keller am Freitagabend nicht viele preis, dafür spricht er von Güllemengen und Umweltbelastung, lenkt den Fokus immer wieder auf Nachhaltigkeit, Regionalität und auf „anständiges Essen“.
Dafür sorgen im Anschluss meisterhaft Theo und Peter Jost von der Ochsen Post. „Wir haben schon immer auf regionale Produkte geachtet und kochen immer so. Allerdings bekommt man nicht alles regional“, sagt Theo Jost, Patron der Ochsen Post, gegenüber der PZ und das achtgängige Menü, das an diesem Abend die Gaumen der Besucher der Lesung verwöhnt, gibt ihm recht.
Aufgetischt werden beispielsweise Franz Kellers Lyoner Wurst vom Falkenhof auf lauwarmem Alblinsensalat oder Tranchen vom Färsenrücken (Filet) aus den Reiferäumen der Ochsen Post mit Kartoffelgratin und Bohnengemüse, dazu Sauce Bordelaise. Dazu werden passende Weine vom Weingut Franz Keller aus Oberbergen, für das Fritz Keller zuständig ist, gereicht.