Auf dem Anhänger eines Traktors predigten Pfarrer Markus Mall (schwarze Jacke) und Diakon Raphael Beil (grüne Jacke). Foto: Roller
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Straßen werden zur Kirche: Traktor bringt Gottesdienst zu den Gläubigen
  • Nico Roller

Kieselbronn. Tuckernd und brummend fährt am Sonntagmorgen ein grüner Traktor durch Kieselbronn. Auf dem Anhänger steht ein kleiner Altar, zudem ein großes Kreuz aus Holz und ein Adventskranz. An vier, über den gesamten Ort verteilten Stationen, macht er Halt und bringt den bereits am Straßenrand wartenden Menschen einen Gottesdienst: mit Musik, Predigt, Gesang und Segen. Pfarrer Markus Mall und Diakon Raphael Beil entzünden die erste Kerze auf dem Adventskranz.

Sie erzählen von Jesus und davon, wie er zu den Menschen kommt – auch in Zeiten von Corona: „Er braucht keine vollen Kirchen, er kommt in unser Herz.“ Aber das müsse man erst einmal merken. Mall und Beil beten das Vaterunser und machen den Menschen Mut. Die Bläser des Kieselbronner Posaunenchors spielen einige geistliche Stücke, Luzie Sauter singt dazu. Die mit Masken und Abstand am Straßenrand stehenden Gottesdienstbesucher dürfen nicht singen. Trotzdem scheinen sie froh darüber zu sein, dass die beiden evangelischen Kirchengemeinden Kieselbronn und Dürrn die Aktion auf die Beine gestellt haben.

„Wir haben sehr viel positive Resonanz bekommen“, erzählt Beil, als nach etwas mehr als drei Stunden der letzte der vier kleinen Gottesdienste endet. Normalerweise wäre an diesem Sonntag das Gemeindefest in der Turnhalle gewesen: mit Bewirtung, Geselligkeit und Auftritten. Aber in Zeiten von Corona geht das natürlich nicht. „Da haben wir gesagt: Dann gehen wir eben zu den Leuten“, erzählt Mall. „Wir sind grundsätzlich kreativ.“ Rund 20 Helfer waren im Einsatz, damit die Aktion reibungslos über die Bühne gehen konnte. Zwei Stunden haben sie gebraucht, um den grünen Traktor vorzubereiten: „Die Teams sind ganz gut eingespielt.“ Sobald der Traktor an einer Station zum Stehen kommt, werden die Lautsprecher von der Ladefläche geholt und davor aufgestellt: Glockengeläut ertönt. Ihre Predigt variieren Mall und Beil an jeder der vier Stationen.

Rechnet man alle Gottesdienstbesucher an diesem Vormittag zusammen, kommt man auf rund 280. „Es war deutlich besser besucht als gedacht“, erzählt Beil. Kommenden Sonntag werden er und Mall mit dem Traktor in Dürrn unterwegs sein, zusammen mit dem Posaunenchor Ölbronn-Dürrn. Erste Station ist um 9.30 Uhr an der Festhalle. Am dritten Advent wird der Gottesdienst im Internet übertragen. Zudem gibt es einen „Christmas Bound“: eine Schnitzeljagd mit dem Smartphone für die ganze Familie.

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