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Streit um Englisch-Abi: „Kein einziger sagt, es war einfach“
  • Nico Roller und Alexander Heilemann

Königsbach-Stein. Unfair sei das Englisch-Abitur gewesen, kritisieren Schüler landesweit und in der Region in einer Online-Petition. Am vergangenen Montag hatte diese Petition mehr als 29.000 Unterzeichner. Auch Samuel (19), Jacqueline, Jonathan und Niklas (alle 18, volle Namen der Redaktion bekannt) vom Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasium haben unterzeichnet – und sind damit an ihrer Schule nicht allein: Mehr als 40 weitere Abiturienten hätten unterschrieben, sagen sie. Das ist rund die Hälfte.

„Ich habe direkt nach der Prüfung mit vielen geredet“, erzählt Jacqueline: „Kein einziger hat gemeint, dass es einfach war.“ Auch im Abi-Chat würden sich viele beklagen, sagt Samuel und zeigt auf sein Handy. Es gehe ihnen nicht darum, zu jammern, erklärt Jonathan: „Ich denke, wenn so viele Schüler sich mit übereinstimmender Kritik daran beteiligen, dann muss was dran sein.“ Zumal es bei den anderen bereits geprüften Fächern keine vergleichbaren Reaktionen gegeben habe.

Die Kritik der vier Königsbacher Abiturienten richtet sich nicht primär gegen den Text der Leseverstehensaufgabe an sich, sondern gegen die Zeit, die sie zum Bearbeiten hatten. „Der Text war zwar deutlich über dem gewohnten Niveau, aber an sich schon machbar“, sagt Niklas, „eben nur nicht in der kurzen Zeit“. Wie viele seiner Mitschüler habe auch er viel Zeit damit verloren, die unbekannten Wörter im einsprachigen Wörterbuch nachzuschlagen. Problematisch sei auch gewesen, dass man Zitaten aus dem Text Gefühle habe zuordnen sollen. „Bei ein paar Zitaten hätten theoretisch mehrere Gefühle gepasst“, sagt Jacqueline. Außerdem kritisieren sie, dass die zweite Aufgabenstellung missverständlich formuliert gewesen sei. „Wir wussten nicht genau, welcher Teil des Texts damit gemeint war“, erklärt Jonathan.

Das Kultusministerium stellt sich hinter die Aufgabenstellung der Englisch-Prüfung. Das Niveau sei angemessen gewesen, hieß es gestern in Stuttgart. Dabei stützt sich das Ministerium auf eine Prüfung durch die Abiturkommission mit Englisch-Fachberatern, Fachreferenten der Regierungspräsidien und drei externen Experten.

Die Königsbacher dagegen, die auf eigene gute Noten in dem Fach und eine gründliche Vorbereitung verweisen, sagen mit Blick auf Aufgaben der vergangenen Jahre, die sie zum Lernen herangezogen hatten: „Davon ausgehend hat man nicht erwarten können, dass so etwas dran kommt.“ Die vier Schüler betonen, dass ihre Kritik sich in keinster Weise gegen ihre Lehrer oder ihre Schule richtet. Im Gegenteil: Man habe den Kontakt zu den Lehrern gesucht und ihnen schon eine E-Mail geschickt, sagt Jacqueline. Schulleiter Hartmut Westje-Bachmann bestätigt das auf PZ-Nachfrage: Einige Schüler hätten sich auch an Lehrer gewandt und gesagt, sie hätten die Aufgaben schwer gefunden und ihre Teilnahme an der Petition angekündigt. „Wir werden nun genau darauf achten, was vom Ministerium kommt und die Vorgaben dann bestmöglich umsetzen.“ Die Schüler hoffen indessen, dass bei der Korrektur der aus ihrer Sicht hohe Schwierigkeitsgrad berücksichtigt wird. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) wollte gestern Sorgen zerstreuen. Sie vertraue darauf, dass die Lehrer ihren Ermessensspielraum bei der Korrektur „verantwortungsvoll und ausgewogen ausschöpfen werden“.

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