Auf Social Media beißen immer mehr Politiker in Burger von McDonald’s – und outen sich als große Fans.
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Trump, Söder und Kling bei McDonald’s: Darum sollten Politiker nicht für die Fast-Food-Kette werben

Washington/München/Calw. Auf Social Media beißen immer mehr Politiker in Burger von McDonald’s – und outen sich als große Fans. Dabei sollten sie eigentlich Vorbild sein. Schließlich kann Fast-Food der Gesundheit schaden, die Verpackungen verschmutzen unsere Städte und Natur und Gewerkschaften kritisieren die Lohn- und Personalpolitik des Us-Unternehmens.

Eine Kolumne von PZ-Redakteur Dennis Krivec

Politiker haben McDonald’s für sich entdeckt. Nicht nur die großen Fische aus den USA – namentlich Donald Trump und Kamala Harris. Im Wahlkampf stellte sich der spätere Sieger an die Fritteuse und servierte Pommes, während die Verliererin am Rednerpult stolz verkündete, zu Studienzeiten bei der Fast-Food-Kette gejobbt zu haben. Beide wollten zeigen: Ich bin einer/eine von euch!

Sympathisch und nahbar will auch Markus Söder mit seinen „Ess“kapaden auf seinen Social-Media-Kanälen sein: #söderisst. Kürzlich war Bayerns Ministerpräsident bei – na klar: McDonald’s! „Ich liebe McDonald’s“, sagt der CSU-Politiker nach einer kurzen Begrüßung, um dann zu zeigen, mit welcher Methode er zwei Big Macs verdrückt.

Mehr als schmutzige Finger bekommt man mit Söders Burger-Technik übrigens nicht. Sie ergibt in etwa so viel Sinn, wie die Pommes in Cola zu tunken, um weniger kauen zu müssen. Also ein weiteres der zig Millionen oder vielleicht sogar Milliarden Videos, von denen man sich gewünscht hätte, es nie auf Instagram und TikTok entdeckt zu haben.

Söder in Prag
Markus Söder bei seiner offenbar zweiten Lieblingsbeschäftigung: Essen.
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Nicht nur wegen der verschenkten knappen Minute Lebenszeit. Nein! Ein bayerischer Ministerpräsident macht Werbung für ein Unternehmen, dessen Fast-Food die Gesundheit mutmaßlich gefährden kann, dessen Einwegverpackungen unsere Straßen und Natur verschmutzen und das von Gewerkschaften immer wieder wegen seiner Lohn- und Personalpolitik kritisiert wird. Das auch noch auf Social Media, wo vor allem Jugendliche unterwegs sind.

Und jetzt steigt auch noch Calws Oberbürgermeister Florian Kling mit ein. Einer, der von Trump und Söder wirklich weit entfernt ist –politisch wie auch menschlich. „Herzlich Willkommen bei McDonald’s, Ihre Bestellung bitte!“: So startet das neue Video des SPD-Politikers auf Instagram , das ihn während seiner drei Stunden Probearbeit in der Filiale in Calw zeigt. Dazu gibt es viele lustige Outtakes, Einblender à la „Darf’s noch ne Apfeltasche sein?“ oder „Vielleicht noch nen Mc Sunday?“ und zum Schluss selbstverständlich das Bekenntnis: „Mein Lieblingsessen ist und bleibt der Big Mac.“

Der Calwer Oberbürgermeister Florian Kling hat sichtlich Spaß bei seinem Aushilfsjob. Screenshot: Instagram/Florian Kling
Screenshot Krivec

Alles fein in der heilen Fast-Food-Welt, kein Wort der Kritik, sondern Marketing fast zum Nulltarif: Schließlich gibt’s von McDonald’s 500 Euro für die Calwer Vesperkirche und dieselbe Summe für das Ronald McDonald Kinderhaus in Tübingen. Vielleicht lässt es sich ja so weiterhin ohne schlechtes Gewissen in den Big Mac beißen.