Ursula und Martin Becker betreiben die Mühle in Weiler in zehnter Generation.
Hans Hörl/Enzkreis
Region
Vom Getreide zum Mehl: In Weiler wird die Mühle Beck seit zehn Generationen betrieben
  • pm/enz

Enzkreis/Keltern-Weiler. Was macht die Landwirtschaft im Enzkreis aus? Wer prägt unsere Kulturlandschaft und produziert unsere Nahrungsmittel vor Ort? Die Artikelserie „Farm-Fenster“ des Enzkreises beleuchtet Aspekte der hiesigen Landwirtschaft und ihre Bedeutung für die Menschen in der Region. Der dreizehnte Teil der Reihe widmet sich einer Getreidemühle.

„Auch mit dem heutigen Wissen würden wir die Mühle wieder übernehmen“, sagen Ursula und Martin Becker. Seit 2000 ist das Ehepaar Inhaber der „Mühle Beck“ im Kelterner Ortsteil Weiler. Seit zehn Generationen, seit 1740, ist sie im Besitz der Familie von Ursula Becker, geborene Beck. Die Beckers fühlen sich ganz besonders verbunden mit der Mühle und der Landwirtschaft – „obwohl ich eigentlich eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester begonnen hatte“, wie Ursula Beck erzählt. Ihr Mann ist Werkzeugmacher und Müller – die Mühle Beck lernte er schon als Azubi kennen.

1945 gab es 30 Mühlen in Weiler, heute sind es noch drei. Vor allem technisch hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan: „Bis 1948 gab es ein Wasserrad, dann eine Gasturbine, im neuen Gebäude befindet sich eine Wasserturbine“, berichtet Becker. Heute wird die Mühle elektrisch betrieben.

„Wir haben viel modernisiert und zum Glück die richtigen Partner und Mühlbauer,“ zeigt er sich zufrieden. Jüngste Investition: ein Farbausleser, mit dem man gelbe und grüne Linsen voneinander trennen oder Unkraut auslesen kann. Einfach sind Modernisierungen jedoch nicht: Eine Giebelwand des Mühlengebäudes stammt aus dem Jahr 1420. „Das ist Ehre und Verpflichtung, aber kompliziert. Das haben wir vorher nicht geahnt“, sagen die Beckers.

Investiert hat man auch in einen kleinen Mühlen-Laden, in dem es 20 Mehlsorten und mehr als 15 Backmischungen vor allem für Brot gibt. Außerdem werden unter anderem Naturkost- und Mühlenprodukte, Honig und regionales Gemüse sowie Futtermittel angeboten. „Die Kombination von Handwerk und Laden zieht Kunden an“, ist Ursula Becker sicher.

Bei der Technik hat sich über die Jahre Einiges getan.
Ursula Waters/Enzkreis

Früher wurde die Mühle als reiner Familienbetrieb geführt. Heute betreut eine Person den Heimservice im Umkreis von 15 Kilometern und liefert mit dem LKW 25-Kilo-Sackware an Bäcker und Privatkunden. Gemahlen werden Weizen, Roggen, Dinkel und Emmer. Einkorn sei wegen seiner schlechten Backeigenschaften problematisch, lasse sich jedoch gut als Einkornreis verwerten, erläutert Martin Becker.

„Wir sind ein Versorger in der Region und sehen uns zudem als Wissensvermittler“, beschreibt Ursula Becker ihr Selbstverständnis. Ihr Mann ergänzt: „Im Ort gibt es nur zwei Läden. Hier bestehen Möglichkeiten, uns weiterzuentwickeln. Als Arbeitgeber für sechs bis sieben Menschen sind wir Teil der Infrastruktur im Ort und haben uns Ansehen erworben. In den heißesten Phasen der Pandemie waren wir der letzte Anker für die Versorgung, weil die Nachfrage explodierte.“

„Wir sind in den Weltmarkt eingebunden“, sagt Ursula Becker: „Ein einziges Jahr kann wirtschaftlich unser Ende sein, zum Beispiel wenn die Preise einbrechen oder ein Großabnehmer sagt, er bekäme unsere Ware anderswo billiger. Ich finde allerdings, man sollte mit Lebensmitteln nicht spekulieren.“ Martin Becker sagt: „Und man sollte beim Handel partnerschaftlich miteinander umgehen.“ Er denkt an die ärmeren Länder. Überhaupt sehen sich die Beckers als Dienstleister für die Landwirtschaft.

Die Kontrolluntersuchungen bei Getreide und Mehl werden im eigenen Labor durchgeführt. Lieferungen mit schlechten Werten können allenfalls noch als Futter verwertet werden.