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Rapper Gzuz wird laut Veranstaltern definitv am Wochenende beim Happiness-Festival auftreten. 

Vor Happiness-Auftritt am Wochenende: Rapper Gzuz für Hitlergruß verurteilt

Frankfurt/Straubenhardt. Der deutsche Rapper Gzuz, der auch auf dem größten Festival der Region – dem Happiness in Schwann – am Wochenende auftreten soll, wurde Anfang des Jahres vom Amtsgericht Frankfurt am Main zu einer Geldstrafe von 115 Tagessätzen zu je 70 Euro – sprich insgesamt 8050 Euro – verurteilt. Erst jetzt wurde bekannt, warum.

Kristoffer Jonas Klauß, wie Gzuz bürgerlich heißt, hatte im Mai 2018 am Frankfurter Flughafen nach seiner Grenzkontrolle den diensthabenden Polizisten die nationalsozialistische Grußformel „Heil Hitler“ zugerufen. Außerdem hatte er einen weiteren Beamten als „Nazi-Bullen“ beschimpft. „Dies erfüllt die Straftatbestände des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und der Beleidigung“, erklärt die Staatsanwaltschaft Frankfurt gegenüber der „Pforzheimer Zeitung“.

Gzuz-Fans in Sorge: Tritt der Rapper auf?

Immer wieder hatten sich insbesondere die Nutzer der sozialen Netzwerke Instagram und Snapchat bei der PZ erkundigt, ob Gzuz denn nun wirklich zum Happiness komme oder ob sein Auftritt doch noch kurzfristig abgesagt werde. Am Mittwochnachmittag stand jedoch fest, dass der Rapper definitiv auftreten wird. Das bestätigte der Pressesprecher des Festivals, Philipp Jungk, gegenüber der PZ. Wenn auch nur kurz wird Gzuz am Samstag in Schwann zu sehen und auch zu hören sein: „In Absprache mit dem Management von Gzuz wurde uns versichert, dass sich der Künstler nur sehr kurz auf dem Festivalgelände aufhalten werde“, sagt Jungk. Sprich: Der Rapper werde direkt nach seinem Auftritt das Happiness wieder verlassen. Konkrete Gründe dafür nannte Jungk nicht, versicherte aber, dass man in Zukunft genauer überlege, welche Künstler gebucht werden – wenn auch, wie im Falle von Gzuz, langjährige Besucher sich für einen Auftritt eines jeweiligen Künstlers stark machen.

Bei einer Umfrage auf PZ-news.de, an der knapp 1000 Personen teilgenommen hatten, waren die Meinungen über den Rapper startk geteilt: 33 Prozent wollten, dass er auftritt, 44 Prozent waren dagegen und 23 Prozent waren unschlüssig.

Mast lobt Engagement gegen Gzuz' Menschenverachtung

Katja Mast hat in der Debatte zu Gzuz' Auftritt auf dem Happiness Festival das Engagement gegen dessen Menschenverachtung mit den Worten „Gzuz baut Hemmungen ab und bereitet Grenzüberschreitungen den Boden – gut, dass Menschen genau hinschauen und Grenzen ziehen“ gelobt. „Wenn ich solche Liedtexte lese und weiß, dass es täglich Gewalt gegen Frauen gibt, fällt eine Verbindung nicht schwer“, so Mast. „Man muss sich die Texte kritisch durchlesen und fragen: 'Was passiert mit Menschen, wenn sie so etwas täglich als Musik konsumieren?' Ich hoffe, dass die Besucherinnen und Besucher des Happiness Festivals deutlich machen, dass Gewalt und Verachtung dort keinen Platz haben. Es gibt viele tolle Musikerinnen und Musiker, die für Toleranz und Offenheit stehen.“

„Klar, Musik ist Kunst und Kunst hat ihre eigenen Regeln. Das ist wie beim Punk früher, Rebellion gegen alles Bürgerliche ist Teil des Geschäftsmodells“, so Mast. Im Falle von Gzuz folge jedoch der Inszenierung in Videos die eigene verurteilte Tat im Alltag. Wenn es Geldstrafen für sexuelle Übergriffe und die Konfrontation mit der Polizei gäbe, werde aus Kunst Realität. In Videos spritze das Blut, Frauen würden mit Worten und Taten zu Ware aus Fleisch erniedrigt und zudem Waffengewalt zelebriert. Grenzen würden bewusst immer weiter verschoben, Umgangsformen mit Füßen getreten und Mitmenschen zu ausnutzbaren Statisten degradiert. Respektlosigkeit entmenschliche das Gegenüber. In Zeiten eines raueren gesellschaftlichen Klimas sei es umso wichtiger, genau hinzuschauen und Grenzen zu ziehen, so Mast.

Darum ist Gzuz so umstritten

Der Rapper war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, weil ein anonymes Kollektiv von den Veranstaltern des Happiness-Fetsivals forderte, Gzuz wegen Sexismus-Vorwürfen nicht auftreten zu lassen. Benjamin Stieler wollte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen gegen den Rapper äußern, „wir konzentrieren uns jetzt voll und ganz auf unseren Job“, so der Veranstalter gegenüber der PZ.

Unterdessen hatten bis Mittwochnachmittag 67 Personen die Online-Petition des Kollektivs 79x0911 gegen den Musiker unterschrieben. Die jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren wollen anonym bleiben und fordern von den Happiness-Machern, den Auftritt von Gzuz nicht nur wegen seiner sexistischen Liedtexte, sondern auch wegen weiterer Vorwürfe abzusagen.

Geldstrafe wegen sexueller Belästigung

Damit spielt das Kollektiv auch auf einen Vorfall auf dem Splash!-Festival vom vergangenen Jahr an: Dabei soll Gzuz einer 19-Jährigen aus einem fahrenden Auto heraus an den Po gefasst haben. Tatsächlich wurde gegen Künstler daraufhin wegen sexueller Belästigung ermittelt – und Gzuz auch anschließend vor dem Amtsgericht Wittenberg mit einer Geldstrafe in Höhe von 4.200 Euro verurteilt. Das bestätigt ein Sprecher des Landgerichts Dessau-Roßau, der ebenfalls für Wittenberg zuständig ist, auf PZ-Nachfrage.