Immer mehr Mütter und Väter müssen sich die Frage stellen: Lohnt es sich finanziell, mein Kind in die Kita zu schicken? Die Gebühren steigen in nahezu allen Städten und Gemeinden – und das teils kräftig. Klar: Die Kommunen sind knapp bei Kasse, versuchen jetzt mit allen Mitteln (Gewerbe-, Grund- und Hundesteuer) und eben auch den Betreuungsgebühren für den Nachwuchs mehr Geld einzunehmen. Die 20 Prozent-Regel – so viel sollen Eltern laut Verbänden selbst beisteuern – gibt den Städten und Gemeinden ein gutes Argument für die Erhöhungen in die Hand.
Ein Kommentar von PZ-Redakteur Dennis Krivec
Doch wer soll 629 Euro (Heimsheim), 600 Euro (Engelsbrand) oder 578 Euro (Illingen) für einen Krippenplatz bezahlen? Quasi halbtags von 7 bis 14 Uhr. Pro Monat! Dazu steigende Mieten, Energie- und Lebensmittelkosten. Gerade Eltern mit Kindern unter drei Jahren arbeiten nicht Vollzeit, um den Familienalltag bewältigen zu können. Manche schaffen von den ursprünglich 200 Prozent zu zweit 160 Prozent, 150 Prozent oder einer von beiden bleibt gleich ganz zu Hause. In vielen Fällen ist das übrigens immer noch die Frau. Einkommensunterschiede und schlechtere Bezahlung in als typisch geltenden Frauenberufen lassen grüßen.
Durch hohe und immer höher werdende Kitagebühren werden diese Fälle – einer geht arbeiten, der andere kümmert sich ums Kind/die Kinder – sicher mehr. Dabei lechzt die Wirtschaft und Gesellschaft nach Arbeits- und Fachkräften. Und der Staat muss noch mehr finanziell einspringen, wenn sich Familien den Platz nicht komplett oder nur teilweise leisten kann.


Gratis-Kita kommt in Pforzheim doch erst später: Millionenloch ganz knapp umschifft
Was ist die Lösung? Ganz umsonst geht’s sicher nicht. Bund, Länder, Landkreise und Kommunen müssen momentan jeden Euro umdrehen, haben nicht mal genug Geld für die laufenden Ausgaben. Beispiel Pforzheim: Würden Eltern ihre Kinder dort kostenlos in die Kita bringen können, hätte das Rathaus ein zusätzliches Defizit von acht Millionen Euro zu stopfen. Doch in der Goldstadt – und auch in Mühlacker – gibt es einen guten Mittelweg: individuelle Gebühren, die sich nach dem Familieneinkommen richten. Das ist fair für die Familien und noch verträglich für die Kommunen. Es ist Zeit, den Kitakosten-Flickenteppich im Enzkreis und dem Kreis Calw beiseite zu räumen und sich von den starren Preistabellen zu verabschieden, die für Gering- und Gutverdiener gleichermaßen gelten.

