Überall auf der Welt wird die US-Wahl verfolgt, wie zum Beispiel auf diesem Bild in Südkorea. Wie reagieren Leser von PZ-news auf die US-Wahlen? Wir haben Stimmen aus den sozialen Medien gesammelt. Foto: Lee Jin-Man/AP/dpa
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Zumutung, Befreiung, Scham - so reagieren PZ-news-Leser in den Sozialen Medien auf die US-Wahl
Auf Instagram hatte PZ-news vor der Wahl des US-Präsidenten nach dem möglichen Wahlsieger gefragt. 31 Prozent der Stimmen gingen an Donald Trump. 69 Prozent an Joe Biden. Zuvor schon hatte eine Umfrage in Deutschland ergeben, dass nur jeder zehnte Deutsche Trump wählen würde. So oder so, die US-Amerikaner scheinen das anders zu sehen.

Aktuell könnte es nach Hochrechnungen und Prognosen für den Amtsinhaber für eine weitere Amtsperiode reichen:

„Noch 4 Jahre Trump wären aber nicht nur für die Amerikaner, sondern auch für uns meiner Meinung nach eine Zumutung“, schreibt eine PZ-news-Leserin auf der Facebook-Seite der PZ.

„Mit Biden wird der Ton ein anderer sein, das Klavier bleibt das gleiche. Die Amerikaner haben ihre eigenen Interessen“, ergänzt der Facebook-Kommentar eines anderen Lesers.

Ein dritter Kommentator meint: „Es kommt selten etwas Besseres hinterher! Unter Trump gab es keinen Krieg!“

Vielleicht haben sich die Wähler tatsächlich gedacht, dass Biden keine wirklich überzeugende Alternative ist. Wer ist nun der bessere von zwei ungeliebten Kandidaten?

„Ehrlich gesagt keiner von beiden, Trump finde ich zum Teil peinlich, und Biden hat seinen biologischen Zenit schon längst überschritten. Ich frage mich, ob Amerika keine jüngeren Kandidaten hat“, schreibt eine Facebook-Nutzerin an PZ-news.

Und die Einschätzung wird durch eine Antwort auf eine Instagram-Anfrage von PZ-news unterstützt: „Vermutlich ist das ganze Wahl-Event das traurigste, was wir Menschen jemals erleben.“

Hinzu kommt der über Instagram auf PZ-news geschriebene Seufzer über das komplizierte Wählen und Auszählen in den USA: „Wieso ist das Wahlsystem der US-Wahlen so kompliziert?“

In der Tat werden nicht einfach alle Stimmen aus den einzelnen Bundesstaaten zusammengezählt, sondern je nach Bundesstaat und dort erzielter Mehrheit entscheiden Wahlmänner, wer alle für den Bundesstaat festgelegten Wahlmännerstimmen bekommt. The winner takes it all – der Gewinner bekommt alle Stimmen auf einen Schlag.

Und was ist noch Thema bei den Instagram-Kommentaren? Nun ja, da gibt es die klassischen Schauermeldungen, dass Biden ein „Pädophiler“ sei, dass Trump gewinnen würde wegen der „Hillary-Clinton Sache“.

„Wenn er gewinnt, wäre es wie mit Corona: Das Virus bleibt“, sieht ein Facebook-Kommentator die Situation nach einem Trump-Sieg. Stichwort Corona: Bei 9,5 Millionen Infizierten und über 230.000 Corona-Todesfällen wurden die USA unter Trump von der Corona-Pandemie extrem hart getroffen. Ob sich daran etwas ändert, scheint nach einem möglichen Trump-Sieg fraglich zu sein.

„Ich finde es amüsant zu sehen, wie sich die Dummheit der US Bürger hier sichtlich niederschlägt“, bilanziert ein Facebook-Kommentator auf der PZ-news-Plattform. Und: „Es ist beschämend, dass so ein großes Land Vorfahren in Europa hat, irgendwas stimmt da nicht mit der Luft.“

Da steckt schon ganz schön viel Frust dahinter, aber in der Tat ist Trump bei der Mehrheit der Westeuropäer nicht sonderlich beliebt. Ein Facebook-Nutzer will sogar praktische Konsequenzen ziehen: „Dass in Florida so viele republikanische Rassisten rumlaufen, hat mich dann doch überrascht. Eines ist sicher, einen Urlaub werde ich dort nicht machen wollen“, schreibt er auf der PZ-news-Plattform.

Egal, wohin man klickt, Facebook, Instagram oder Snapchat, es gibt auch Jubel angesichts des möglichen Trump-Wahlsiegs. „Trump wird uns befreien“, wird per Instagram an PZ-news mitgeteilt. Andere sehen weniger die Befreiung als wahrscheinliches Resultat der nächsten Amtsperiode von Trump, sondern mehr die Spaltung der US-amerikanischen Gesellschaft. „Wer die internationale Presse verfolgt, auch die amerikanische, weiß genau, dass die Spaltung nicht von links kommt, sondern von Trump ganz alleine“, kommentiert ein Facebook-Nutzer auf PZ-news. Und dann wird der Blick zurück auf Deutschland geworfen „Bei uns gibt es auch eine Spaltung, mehr denn je. Siehe AfD und Corona, die tun alles dafür, um zu spalten“, ist die Meinung einer Facebook-Nutzerin.

Und was sagen die Politiker aus der Region?

Zu Aussagen des US-Präsidenten Donald Trump, bereits jetzt der Sieger zu sein und weitere Stimmauszählungen vom Obersten Gerichtshof stoppen lassen zu wollen, erklärt der europapolitische Sprecher der FDP/DVP Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg für Europa und Internationales, Erik Schweickert:

„US-Präsident Trump wird zur Gefahr für die Demokratie. Die Forderung, nun doch gefälligst mit dem Zählen aufzuhören, obwohl man eine Rekordwahlbeteiligung verzeichnet, ist ein massiver Angriff auf die Grundpfeiler der Demokratie. Donald Trump ist offensichtlich bereit, für seinen Wahlsieg auf das Wahlrecht vieler Bürger zu spucken, und wähnt nach der Neubesetzung den Obersten Gerichtshof hinter sich.

Das wäre ein Verhalten, was wir Europäer in anderen Ländern immer scharf kritisieren. Wie soll man international für die Vorteile der Demokratie werben, wenn der US-Präsident diese so mit Füßen tritt? Umso mehr müssen die Europäer in der EU darauf achten, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in den Mitgliedstaaten hochzuhalten und Fehlverhalten zu kritisieren. Ansonsten müssen wir über mehr Demokratie weltweit nicht mehr sprechen.“

Katja Mast, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion und Bundestagsabgeordnete Pforzheim/Enzkreis, drückt dem Demokraten Joe Biden die Daumen: 

"Wir haben eine spannende Wahlnacht hinter uns - ich habe den Wahlabend eng verfolgt und schaue auf die neuesten Hochrechnungen. Bei dieser Wahl geht es auch um die Zukunft unserer transatlantischen Partnerschaft und um wichtige Themen wie Handelskonflikte, Klima- oder Abrüstungspolitik. Noch ist es zu früh, um einen eindeutigen Sieger auszumachen. Die Gebote der Stunde sind daher Geduld und Respekt vor den noch nicht ausgezählten Stimmen. Das gehört in einer Demokratie dazu. Genau das lässt Donald Trump aber vermissen, wenn er sich vorzeitig zum Sieger erklärt oder den Stopp der Auszählung von Briefwahlstimmen verlangt. Ein solches Verhalten muss uns alle besorgen. Es zeugt nicht von demokratischer Überzeugung.

Ich drücke weiterhin den Demokraten um Joe Biden und Kamala Harris die Daumen, weil ich davon überzeugt bin, dass Sie der tief gespaltenen US-Gesellschaft Versöhnung stiften könnten."

Auch Stunden nach der Trump-Aussage, die Stimmenauszählung aufhalten zu wollen, ist Katja Mast immer noch verblüfft über das undemokratische Verhalten: "Das ist echt ein Wahl-Krimi. Es zeigt sich auch: Der Versuch, die andauernde Auszählung von Stimmen zu diskreditieren ist der demokratischen Kultur der USA unwürdig. Für mich ist klar: Jede Stimme zählt."