Unter Druck setzten die Pforzheimer mit Stanley Ratifo (Mitte) das von Norman Riedinger gehütete Linxer Tor, doch der Ausgleich wollte nicht mehr gelingen. Foto: Ripberger
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1. CfR Pforzheim mit Herzrhythmusstörungen Richtung Abstiegskampf
  • Udo Koller

Pforzheim. Einen kleinen Trost mögen sie am Samstag im Pforzheimer Holzhofstadion gehabt haben: Trotz der 2:3-Niederlage gegen den SV Linx hat der 1. CfR Pforzheim Tabellenplatz neun verteidigt. Doch der vermeintlich sichere Rang ist trügerisch. „Wir sind jetzt unten im Abstiegskampf angekommen“, sagt der Vorsitzende Markus Geiser mit Verweis auf die jüngsten drei Heimniederlagen. Denn von den Abstiegsrängen trennen den CfR nur noch drei Zähler.

Es war ein verrücktes Spiel auf dem schwer zu bespielenden Platz im Holzhofstadion. Die Pforzheimer dominierten das Geschehen 90 Minuten lang, lagen aber durch die Tore von Rico Vollmer (18.), Pierre Venturini (27.) und Timo Wehrle (52.) mit 0:3 hinten, waren zudem durch die Gelb-Rote Karte für Bogdan Cristescu (29.) in Unterzahl.

Und dennoch hätten die Pforzheimer das Spiel gewinnen können. Nein, sogar müssen. Selbst mit einem Mann weniger war der CfR drückend überlegen. Und nach dem Doppelschlag durch Andre Redekopp (62.) und Benjamin Sailer (63.) war jeder im Stadion davon überzeugt, dass das Spiel kippt. Selbst Gästetrainer Thomas Leberer, der nach der Partie ganz offen von einem glücklichen Sieg sprach. Doch das dritte Tor wollte nicht fallen. Und als Fabian Czaker in der 90. Minute den Ball doch noch im Tor untergebracht hatte, ertönte ein Pfiff des Schiedsrichters – der wollte ein Foul von Vorbereiter Joao Tardelli gesehen haben.

Es war der aus Pforzheimer Sicht tragisch anmutende Schlusspunkt unter die Partie. „Der Torklau von Pforzheim. Das war nie und nimmer ein Foul“, wetterte CfR-Sportvorstand Torsten Heinemann. Der verhinderte Torschütze ärgerte sich ebenfalls: „Es war ein Foul, das außer dem Schiedsrichter keiner gesehen hat.“

Fatih Ceylan sah es etwas unaufgeregter: „Wenn der Schiri pfeift, ist es Foul“, gab sich der CfR-Trainer pragmatisch, rätselte zugleich über die Leistungsschwankungen seiner Truppe. Denn der fade Auftritt von Halbzeit eins hatte mit der couragierten Aufholjagd der zweiten Spielhälfte so viel zu tun wie ein Schaufensterbummel mit einer Wildwasser-Rafting-Tour. „Wir waren nicht bissig genug, wir hatten kein Herz“, rügte Ceylan seine Kicker für die ersten 45 Minuten. Das Lob für die zweiten 45 Minuten klang angesichts des Ergebnisses schal. Mal ohne Herz, mal mit Herz – diese Pforzheimer Herzrhythmusstörung verhinderte den Erfolg.

Irreführende Statistiken

Einmal mehr zeigte es sich, dass statistische Vorteile wenig hilfreich ist, wenn die einzig entscheidende Statistik, die Tore und Gegentore verrechnet, gegen dich spricht. Pforzheim hatte gefühlt 70 bis 80 Prozent Ballbesitz, das Torschussverhältnis dürfte bei 20:4 gelegen haben. „Die wollten eigentlich nichts von uns. Aber das hört sich natürlich blöd an, wenn man 2:3 verloren hat“, sagte Benjamin Sailer, der beim 2:3 sensationell vom Strafraumeck in den Winkel getroffen hatte.

Bei den schnellen Linxer Angriffen zu den Gegentoren wirkte das Pforzheimer Abwehrverhalten dilettantisch. Beim 0:3 verletzte sich auch noch Torhüter Manuel Salz – für ihn kam Lukas Mai, der keinen einzigen Ball zu halten hatte.

In der Offensive taten sich die Pforzheimer lange schwer, weil Linx mit einer Fünferkette und davor einer Viererkette kompakt und aufmerksam verteidigte. Auf dem tiefen, unebenen und rutschigen Platz kamen die Gastgeber lange nicht zu guten Möglichkeiten. Erst die frühe Einwechslung von Andre Redekopp und Fabian Czaker für die bis dahin wirkungslosen Ilias Soutani und Enes Türköz sorgte für Schwung. Aber am Ende war das zu wenig.