Ausgetanzt: Das Halbfinale, das als vorweggenommenes Endspiel galt, entschied Keltern mit Sanja Mandic (am Ball) gegen Wasserburg deutlich für sich. Foto: Ripberger
Geschafft: Die Rutronik Stars dürfen den Pokal der Saison 2020/21 in die Höhe stemmen, rechts Trainer Christian Hergenröther. Foto: Ripberger
Zur besten Spielerin des Finales wurde Kelterns Jasmine Thomas gewählt, die 21 Punkte erzielte. Foto: Ripberger
Ein Tänzchen in Ehren kann niemand verwehren: Emmanuella Mayombo nach dem Spielende. Foto: Ripberger
Sport
Ausgelassene Feier in schwieriger Zeit: Rutronik Stars Keltern gewinnen deutschen Basketball-Pokal

Keltern. Es war eine ausgelassene Stimmung, wie man sie in diesen Tagen selten erleben kann. Lachen, Tanzen, Umarmungen Sektdusche, Konfettikanone – das Pokal-Final4 der Basketballerinnen in der Dietlinger Speiterlinghalle endete mit viel guter Laune. Nicht nur beim Sieger, den Rutronik Stars Keltern, sondern auch beim Finalverlierer SNP BasCats USC Heidelberg. Denn die Basketballerinnen vom Neckar wussten ihre Silbermedaillen zu schätzen. Das erlebt man bei Verliererinnen und Verlierern eines Endspieles in der ersten Enttäuschung nicht immer.

Als zwischen Spielende und Siegerehrung „Jerusalema“ aus den Boxen erklang, gab es für Emmanuella Mayombo, Harriet Bende Belobe Nawezhi, Andrijana Cvitkovic und Alexandria Elizabeth Kiss-Rusk kein Halten mehr. Die Sterne-Spielerinnen zeigten, dass sie die Tanzschritte zum Sommerhit 2020 genau so gut drauf haben wie die Spielzüge, die sie für erfolgreiche Basketball-Auftritte benötigen. Zuvor schon hatte das Team geschlossen im Kreis auf der Spielfläche getanzt, als der 69:54 (39:28)-Erfolg im Pokalfinale in trockenen Tüchern war.

Ein Überraschungsfinalist

Dass die Rutronik Stars Keltern erneut den Pokal gewonnen haben, ist keine wirklich große Überraschung. Dennoch bot das Final4-Turnier den einen oder anderen Aha-Effekt. Dass der Bundesliga-Tabellenletzte SNP BasCats USC Heidelberg Finalist war, war ebenso wenig zu erwarten wie der ausgesprochen deutliche 86:52-Erfolg der Gastgeberinnen im Halbfinale gegen den Tabellenzweiten TSV Wasserburg. Auch das Finale war dann mit 69:54 (20:8, 19:20, 22:12, 8:14) eine mehr oder weniger deutliche Sache für die Sterne aus Keltern, wobei sich Heidelberg achtbar schlug und sogar zwei Viertel für sich entschied. Dieser kleine Erfolg war den ersatzgeschwächten Wasserburgerinnen im Halbfinale gegen Keltern nicht vergönnt gewesen.

Heidelberg hatte das Finale mit einem Dreier von Ieva Bagdanaviciene mutig begonnen, es folgte eine 5:2-Führung – das waren dann aus Gästesicht aber auch schon die sportlichen Höhepunkte der Partie. Als Krystal Vaughn nach dreieinhalb Minuten ihre ersten Punkte machte, lag Keltern 6:5 vorne – und gab die Führung in der Folge nicht mehr ab. Allerdings standen sich die BasCats mit einer schwachen Wurfquote von unter 30 Prozent in der ersten Halbzeit auch oft selbst im Weg. Besser wurde es erst am Ende des zweiten Viertels, als das Team vom Neckar nach dem Stand von 36:17 mit einem 9:0-Lauf auf 36:26 verkürzte. Keltern revanchierte sich für den Heidelberger Zwischensprint direkt nach der Pause, als das Team, angeführt von der unwiderstehlichen Jasmine Thomas, von 41:28 auf 55:30 wegzog. Spätestens jetzt war die Partie entschieden. Und so konnten die Rutronik Stars im Schlussviertel noch einmal einen Gang herunterschalten.

Auch in Keltern muss man mit den Kräften haushalten. Der Bundesliga-Tabellenführer muss am Mittwoch noch ein Nachholspiel in Nördlingen bestreiten, am kommenden Wochenende sollen dann die Play-offs beginnen – dann geht es wieder gegen den Tabellenachten Nördlingen.

Eine Saison, zwei Pokalsiege

Dass das Finalturnier reibungslos über die Bühne ging, dafür zeichnete der gastgebende Verein Grüner Stern Keltern mit Dirk Steidl an der Spitze verantwortlich. Dafür gab es viele Komplimente, von Kelterns Bürgermeister Steffen Bochinger ebenso wie von Liga-Geschäftsführer Philipp Reuner, der für die „Ausrichtung in nicht einfachen und ungewöhnlichen Zeiten“ dankte. Steffen Bochinger ging noch auf den ungewöhnlichen Umstand ein, dass Keltern nun in einer Saison zweimal Pokalsieger wurde. Denn das Final4 der vergangenen Saison war coronabedingt erst im Oktober 2020 nachgeholt worden. „Zwei Pokalsiege in einer Saison wird es wohl nicht mehr geben“, vermutete das Gemeindeoberhaupt. Sollte Keltern nun auch noch Meister werden, könnte sogar ein Triple der ganz besonderen Art daraus werden.

TSV Wasserburg reist vorzeitig wieder ab

Fast wäre bei Pokal-Final4 der Basketballerinnen alles glatt über die Bühne gegangen. Aber nur fast. Spielverderber war am Ende der Bundesliga-Zweite TSV Wasserburg, der ohne drei seiner Topspielerinnen (Svenja Brunkhorst, Leonie Fiebich, Kelly Moten) angereist war, das Halbfinale sang- und klanglos verlor und wegen personeller Nöte (Verletzungen, Krankheiten) vorzeitig wieder abreiste. Das Spiel um Platz drei am Sonntag wurde deshalb abgesagt, die Bronzemedaille ging kampflos an Osnabrück.

Wasserburg hatte am Pokal-Final-Wochenende nur sieben Spielerinnen dabei, davon standen praktisch nur sechs auf dem Feld – so hatte man gegen die Sterne, bei denen Trainer Christian Hergenröther seine zwölf Spielerinnen munter rotieren ließ, letztlich keine Chance.