




- Olaf Lorch-Gerstenmaier
Pforzheim. Vor dem WM-Viertelfinalspiel Russland gegen Kroatien rechnet Enzauenwirt Frank Daudert mit rund 2000 Fans beim Public Viewing. Russische Flaggen sind auf dem Haidach so gut wie ausverkauft.
Gleich neben dem Eingang, da müssten sie hängen, die Fahnen mit oder ohne Doppeladler des Zaren. Doch russische Nationalflaggen sind vergriffen bei Galina Albrandt in ihrem Laden mit russischen Lebensmitteln im ehemaligen Herzen des Stadtteils Haidach. Bei „Galinka“ bekommt, wessen Herz und Sprache noch immer an die Staaten der ehemaligen Sowjetunion erinnert. Gerade kassiert die in Kasachstan geborene Russin – ihr Mann ist Spätaussiedler und Fan der deutschen Mannschaft – eine Kundin ab. „Das war’s für die russische Mannschaft“, sagt die Rentnerin im Hinausgehen. „Abwarten“, ruft Galina hinterher. Sie sei optimistisch, sagt sie und lacht.
Es seien natürlich die jungen Leute, die ihr die Fahnen wie wild abgekauft haben – zu sehen als Wimpel, eingeklemmt unterm Dachhimmel ihres Fahrzeugs oder über die Kühlerhaube gespannt. In einem solchen Auto könnten heute Abend – wenn die „Sbornaja“ die Kroaten niederringt und ins Halbfinale kommt – auch junge Männer wie Waldemar (21) sitzen. Der in Deutschland geborene Sohn von Spätaussiedlern findet nichts dabei, sowohl die deutsche als auch die russische Mannschaft aus vollem Herzen anzufeuern – natürlich beim größten Goldstadt-Public-Viewing, im Enzauenpark.
Sein Namensvetter, Waldemar Meser (67), wurde in der sibirischen Metropole Irkutsk als Sohn russlanddeutscher Eltern geboren, siedelte in den 1970er-Jahren auf den Haidach über und war bis zu seiner Pensionierung Angehöriger der Pforzheimer Berufsfeuerwehr. Er lässt keinen Zweifel daran, wem seine Sympathie gehört – eine Generationenfrage? Meser: „Seit 40 Jahren bin ich ein Fan der deutschen Nationalmannschaft. 22 Jahre lang spielten meine Jungs – Markus und Michael – für den FSV Buckenberg, und bis heute sind wir drei treue Fans der deutschen Nationalelf geblieben.“
Frank Daudert, Betreiber des Enzauenpark-Biergartens, rechnet für das Viertelfinalspiel am Samstag mit insgesamt knapp 2000 Besuchern, die vor den zwei Großleinwänden mit ihren Teams fiebern – aus Erfahrung überwiegend Anhänger der russischen Nationalmannschaft.
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