
Stuttgart. Glanzlos ist die belgische Nationalmannschaft ins Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft eingezogen. Ein 0:0 in Stuttgart gegen die Ukraine reichte dem Team vom in Aichwald aufgewachsenen Trainer Domenico Tedesco als Gruppenzweiter für den Einzug in K.-o.-Runde. Dort treffen sie auf Frankreich. Die Ukrainer wiederum scheiden durch das 1:1 der Slowaken gegen Rumänien trotz vier Punkte wegen der schlechteren Tordifferenz in der Gruppenphase aus.
Als „unglaublich“ bezeichnete Tedesco die Umstände vor der Partie. Trotz freier Fahrbahn habe man vom Teamhotel in Ludwigsburg bis zum Stadion in Stuttgart viel zu lange gebraucht und habe dadurch wenig Zeit zur Vorbereitung gehabt. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, wütete der ehemalige Bundesliga-Coach.


Heimspiel für Belgiens Trainergespann
Zusehen war dies auch auf dem Rasen, die Belgier kamen schwer in die Partie. Die Ukrainer, die für das Spiel auf eine Fünferkette umstellten, waren darauf bedacht, die Offensivstars der Belgier um Stürmer Romelu Lukaku in Schach zu halten. Dennoch tauchte der Stürmer der AS Roma nach einem feinen Pass von Kapitän Kevin de Bruyne in der 7. Minute vor Torhüter Anatoliy Trubin auf, sein Abschluss war jedoch zu schwach.
Bis auf einen direkten Freistoßversuch von de Bruyne ans Außennetz, bei dem er zuvor von einem Laserpointer gestört wurde, kam von den favorisierten Belgiern wenig. Stattdessen erspielten sich die Ukrainer die besseren Möglichkeiten, verpassten aber ein ums andere Mal die Gelegenheit auszuspielen. Der Noch-Wolfsburger Koen Casteels im Kasten der Red Devils musste nur bei einem Distanzschuss von Roman Yaremchuk eingreifen. Unzufrieden mit der gebotenen Leistung begleitete der Anhang der Roten Teufel ihr Team mit Pfiffen in die Kabine.
Ehemaliger Spieler des VfB Stuttgart kommt nach der Pause
Nach der Pause kontrollierten die Belgier das Spiel wieder, nutzten die ihnen gebotenen Räume aber oft nicht aus. Belgien-Coach Tedesco reagierte bei seinem „Heimspiel“ und schickte in der 62. Minute den ehemaligen VfB-Profi Orel Mangala sowie Yannick Carrasco für Yuri Tielemans und Leonardo Trossard aufs Feld. Dem 30-jährigen Carrasco gehörte in der weiter zerfahrenen zweiten Hälfte die größte Möglichkeit. Aus rund 20 Metern zog der Offensivspieler, der mittlerweile wieder in er saudischen Liga aufläuft, ab. Ukraines Keeper Trubin konnte den strammen Schuss jedoch noch abwehren (73.).
Die Ukraine, die aufgrund des Unentschiedens im Parallelspiel gewinnen musste, warf in der Schlussphase alles nach vorne. Artem Dovbyks Versuch traf jedoch nur das Außennetz (80.). Kurz darauf konnte der eingewechselte Ruslan Malinovskyi Casteels mit einem direkt aufs Tor gezogenen Eckball überraschen, der Keeper, den es nach Saudi-Arabien zieht, konnte den Ball aber noch von der Linie kratzen (83.).


Ein Remis, aber keine Schande: Slowakei und Rumänien weiter
Während die kriegsgebeutelten Ukrainer ihre Mannschaft im Anschluss in der Kurve dennoch feierten, pfiffen die belgischen Anhänger ihr Team gnadenlos aus. Kapitän de Bruyne schickte seine Kollegen deshalb statt vor die Fans direkt in die Katakomben.
„Wir müssen es akzeptieren, wenn die Fans pfeifen, viele Spieler verstehe es aber nicht", sagte Tedesco. Kevin de Bruyne versuchte in der Pressekonferenz wieder den Schulterschluss mit den Fans zu suchen: "Wir brauchen sie im nächsten Spiel gegen Frankreich.“

