

- Nils Bastek und Frank Wild
Stuttgart. Vier Tage bleiben dem VfB Stuttgart. In dieser Zeit muss die Trendwende im Bundesliga-Abstiegskampf her – mit Interimstrainer Nico Willig und einem Sportvorstand Thomas Hitzlsperger, dessen Geduld mit den Spielern nach dem 0:6-Debakel beim FC Augsburg und der Trennung von Coach Markus Weinzierl aufgebraucht scheint.
„Es ist hoffentlich sehr schnell ein neuer Spirit da, den brauchen wir“, sagte Hitzlsperger vor dem freien Ostermontag. Am Dienstag um 11 Uhr geht es auf dem Trainingsplatz nur noch um die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky).
Auf weiteren Kredit der Vereinsführung und der Fans sollten Mario Gomez und Co. nicht mehr hoffen. Einen derart desolaten Auftritt wie am Samstag in Augsburg habe er als Präsident noch nicht gesehen, meinte Wolfgang Dietrich. Die meisten Anhänger hatten den Fanblock lange vor dem Abpfiff verlassen, einige kamen noch am Abend für Diskussionen mit den Profis zum Vereinsgelände. Auch Hitzlsperger hatte am Ostersonntag Redebedarf. „Es war mir ein Bedürfnis, ihnen zu sagen, dass das ganz, ganz schwach war“, berichtete Hitzlsperger nach Willigs erster Einheit von einer Unterredung nach dem Offenbarungseid. „Die Jungs sollten mir schon mal erklären, wie es dazu kommen konnte.“
Auch Dietrich hatte Schwierigkeiten, den Auftritt zu verdauen. „Wo wir stecken, ist so beschissen, das kann ich mir schlimmer gar nicht vorstellen“, sagte der 70-Jährige. Seinen Rücktritt würde der Präsident trotzdem nicht für die richtige Entscheidung halten. „Ich bin mit 57 Prozent gewählt worden und zweimal mit um die 90 Prozent entlastet worden. Also haben doch die Mitglieder irgendwo goutiert, dass dieser Weg der richtige ist“, sagte Dietrich.
Direkte Auswirkungen hatte die Entwicklung auf Coach Weinzierl, dem Hitzlsperger noch am Samstag seine Entscheidung mitgeteilt hatte. In den vier ausstehenden Spielen gibt es für die Mannschaft keine Ausreden mehr. „Wie man oft sagt: die Egos hinten anstellen. Wer das nicht kapiert, der darf hier keine Zukunft haben“, ergänzte der Ex-Profi.
Die Hoffnungen ruhen nun auf Willig, der in der Oberliga-Saison 2013/14 als Trainer des TSG Balingen auch beim TSV Grunbach und dem FC Nöttingen zu Gast war. Danach wechselte der heute 38-Jährige, der 2016 gemeinsam mit Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco seine Trainerlizenz bestand, zunächst in die Jugendabteilung der Stuttgarter Kickers, von wo es zum VfB ging. Der bisherige U19-Trainer wird die Profis bis zum Saisonende betreuen. „Es wird bis zum Ende der Saison laufen, nicht darüber hinaus“, sagte Hitzlsperger. „Er kennt den Verein, er kennt die Leute, er braucht keine Eingewöhnungszeit.“
Wer danach den VfB trainieren soll, bleibt offen. Fest steht, dass Hitzlsperger ab Mai den ehemaligen BVB-Chefscout Sven Mislintat als Sportdirektor an seiner Seite hat. So sei man in dem Bereich dann zwar „sehr gut aufgestellt“, sagte Dietrich. „Aber bis die neue Saison losgeht, müssen wir erstmal den Worst Case verhindern.“ Der Worst Case, der schlimmste Fall – das wäre der Abstieg.