
- Ralf Kohler
Pforzheim/Jena. Der FC Carl Zeiss Jena bräuchte schon ein Wunder, um noch die Klasse zu halten. Als Drittliga-Schlusslicht hat der Club des Pforzheimers Julian Günther-Schmidt nach 27 Spielen nur 17 Punkte – für einen Nicht-Abstiegsplatz bräuchte es wohl 16 Zähler mehr. Sollte die Corona-Krise für eine Annullierung der Saison sorgen, wäre all das aber mit einem Mal irrelevant.
Günther-Schmidts Vertrag läuft noch ein Jahr. Doch steigt Jena ab, dürfte der Stürmer ablösefrei wechseln. Für den 25-Jährigen ist auf jeden Fall relevant, welche Corona-Auswirkungen es noch gibt. Bisher hat die Krise ihm Lohneinbußen gebracht. Gleich nachdem die Drittligisten Mitte März beschlossen hatten zu pausieren, meldete Jena Kurzarbeit an. „Irgendwo war es vorhersehbar, dass die Vereine Kurzarbeit anmelden müssen“, sagt Günther-Schmidt. Wie die „Bild“-Zeitung berichtete, stockt Jena die Leistungen der Agentur für Arbeit auf immerhin 80 Prozent auf.
Für Außenangreifer Günther-Schmidt hat das Ganze zumindest einen angenehmen Effekt: Individuell fit halten kann er sich in Pforzheim – und dadurch auch mehr freie Zeit mit Ehefrau Maren verbringen. In der Heimat war er schon 2019 oft, wie sein Onkel, das Volksbank-Vorstandsmitglied Ralf Günther-Schmidt, bei der PZ-Sportlerwahl im November verriet.
Julian Günther-Schmidt hat so etwas wie ein Seuchenjahr hinter sich. Vor allem „eine weiche Leiste rechts und links“ bremste ihn. Schlecht für Jena war, dass man der Konkurrenz schnell hinterherhinkte. So war Lukas Kwasniok seinen Job als Coach und Sportlicher Leiter Ende September nach nur einem Dreivierteljahr wieder los. Günther-Schmidt bedauerte diesen Trainerwechsel. Wie er sagt, war Kwasniok „der Hauptgrund“ dafür gewesen, in Jena zu bleiben.
Günther-Schmidt will nicht den Eindruck erwecken, als habe er sich gedanklich schon aus Jena verabschiedet. Er gibt aber auch zu verstehen, dass er nicht wieder in die Regionalliga will, wo er schon für den FC Ingolstadt II (2013 bis 2015) und den FC Augsburg II (2015 bis 2017) spielte, sondern sich noch einen großen Schritt nach vorne zutraut: „Eine Liga höher ist auf jeden Fall noch realistisch und auch das Ziel.“ Falls er wechselt, würde er sich am Liebsten nach Süden orientieren. „Ich würde schon gerne noch ein paar Jahre in der Heimat verbringen, da auch spielen.“
Dass er den Karlsruher SC im Blick hat und das unabhängig vom Verbleib in der 2. Liga, verhehlt Günther-Schmidt nicht. „Das ist ein großer Traditionsverein mit vielen Fans: Bei uns in der Region ist das eigentlich der Verein.“
2012/13 hatte Günther-Schmidt sein letztes Jahr im Nachwuchs beim KSC verbracht. Ebenso trug er während der Jugend das Trikot des SV Waldhof Mannheim, der zuletzt Kurs auf die Zweitliga-Rückkehr nahm.
Doch seit Mitte März ist alles anders. Trotz der eher ungünstigen Aussichten findet es Günther-Schmidt gut, dass die Saison noch nicht abgebrochen wurde. „Für den Kopf wäre es schon schwer, wenn man wüsste, dass es bis Juli, August so weitergehen würde.“ Die Pause biete aber auch die Chance, Willensstärke zu zeigen und an den konditionellen Grundlagen zu arbeiten.