
- Christoph Ruf
Karlsruhe. Den Abendtermin für kommenden Mittwoch, 20. November, kann KSC-Geschäftsführer Michael Becker aus seinem Kalender streichen. Die für diesen Tag geplante ordentliche Hauptversammlung der Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix GmbH & Co. KGaA musste kurzfristig abgesagt werden. Sie soll Anfang 2025 nachgeholt werden.
Zahlungsausfall hat Folgen
Grund der Verschiebung ist der Insolvenzantrag, den die Gröner Group GmbH am 1. November beim Amtsgericht Leipzig eingereicht hat. Die zu ihr gehörende CG Elementum war von 2021 bis 2024 Haupt- und Trikotsponsor des badischen Fußball-Zweitligisten. Der KSC macht nun ausstehende Zahlungen von 1,16 Millionen Euro geltend: Das ist der Gegenwert für das Sponsoring aus der vergangenen Spielzeit. Durch den möglichen Zahlungsausfall muss der Jahresabschluss und der Lagebericht zum letzten Bilanzstichtag geändert werden. Die korrigierte Fassung soll dann zu Beginn des kommenden Jahres vorgelegt werden.

Zivilrechtlicher Streit
Parallel streiten sich beide Parteien zivilrechtlich über die ausstehenden Zahlungen. Denn die Überweisung hatte die Gröner Group schon vor dem offiziellen Insolvenzantrag mit der Begründung verweigert: Der KSC seinerseits soll seine vertraglichen Pflichten nicht erfüllt haben. „Aufgrund erheblicher Schlechtleistungen des KSC“, habe man die Zahlung der 1,16 Millionen Euro zurecht eingestellt, sagte Rechtsanwalt Ben Irle der Deutschen Presse-Agentur.
Mit „Schlechtleistungen“ dürfte gemeint sein, dass Martin Müller nach einem monatelangen Streit in den Führungsgremien am 1. März von 61 Prozent der Vereinsmitglieder als Vizepräsident abgewählt wurde und so nicht mehr mitbestimmen konnte, wie das Sponsoren-Geld verwendet wird. Das wäre allerdings ein etwas seltsames Argument, schließlich war Müller als Vizepräsident den Mitgliedern verpflichtet – und nicht den Interessen eines Geldgebers. Müller ist Geschäftsführer der Ingenieursgesellschaft GEM, die im fraglichen Zeitraum noch eine Tochter der CG-Gruppe war, sich im vergangenen Sommer aber von ihr getrennt hat.


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Fließt zumindest etwas Geld?
Weit mehr als die juristischen Verästelungen des Rechtsstreites dürfte die Fans interessieren, welche finanziellen Einbußen nun möglicherweise auf den KSC zukommen. Das allerdings hängt von vielen Faktoren ab. Sollten die Ansprüche des KSC gerechtfertigt sein, bedeutet das nicht, dass die 1,16 Millionen auch komplett fließen. Je nach Höhe der Insolvenzmasse würde ihm aber zumindest ein kleiner Teil der Summe zustehen, im schlechtesten Fall ginge er aber komplett leer aus. Laut Michael Becker sei jedoch auch dieses „Worst- Case-Szenario“ keine existenzielle Gefährdung für den KSC, weil man seit Jahren einen Kurs der wirtschaftlichen Konsolidierung fahre und entsprechende Rücklagen gebildet habe:
„Aufgrund der in den letzten Jahren erarbeiteten finanziellen Stabilität, ist der Karlsruher SC durchfinanziert, selbst wenn die Forderung tatsächlich komplett ausfallen würde.“
Allerdings müsse man dann wohl so manche Investition in Infrastruktur und Geschäftsstelle hintanstellen. „Der Handlungsspielraum für strategische Investitionen würde sich verringern.“
Kein existenzielles Risiko
Das sind keine guten Nachrichten. Doch das Schicksal von so manchem Fußball-Club, der nach der Insolvenz seines Hauptsponsors in existenzielle Schwierigkeiten geriet, droht den Badenern offenbar wenigstens nicht.