
Stuttgart. Schluss, Aus, Vorbei! Das Kopfballtor des ehemaligen Dortmunders Mikel Merino zum 2:1 in der Verlängerung hat nicht nur die Europameisterschaft für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft beendet, sondern nach einem hoch spannenden Viertelfinale auch die Karriere von Toni Kroos. Der langjährige Mittelfeldspieler von Real Madrid hatte vor dem Turnier angekündigt, dass er danach in den Ruhestand gehen würde. Nun setzte ausgerechnet seine Wahlheimat Spanien, wo er weiter leben möchte, den Schlussstrich unter die erfolgreiche Laufbahn des 34-Jährigen. Zuvor hatte Dani Olmo Spanien in der 52. Minute in Führung gebracht. Florian Wirtz glich für die lange ankämpfende DFB-Elf kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit aus und rettete die Mannschaft in die Verlängerung (89. Minute). Dort sorgte Merino zwei Minuten vor dem Ende für die Entscheidung.
„Jetzt im Moment überwiegt, ehrlich gesagt, so ein bisschen das Turnier-Aus, das steht jetzt im Vordergrund, weil wir alle gemeinsam ein großes Ziel hatten“, sagte Kroos. „Dieser Traum, den wir alle hatten, der ist jetzt geplatzt, auch wenn wir in den nächsten Tagen realisieren, dass wir ein gutes Turnier gespielt haben. Wenn man so nah dran ist, dann ist es das, was extrem bitter ist.“


EM-Aus: So performten die DFB-Spieler gegen Spanien
Vor der Partie überraschte Bundestrainer Julian Nagelsmann mit der Besetzung von Kroos’ Nebenmann: Für den Leverkusener Meister Robert Andrich begann der erst drei Tage vor dem Turnier nachnominierte BVB-Kapitän Emre Can. In der ARD erklärte Nagelsmann die Entscheidung für Can so: „Er soll Fabian Ruiz eingrenzen, ein Spieler, der sehr viel initiiert. Außerdem ist er ein sehr kopfballstarker Spieler.“ Zudem bringe der defensive Mittelfeldspieler die nötige Geschwindigkeit mit.
Die sollte auch Leroy Sané wieder einsetzen, um durch tiefe Läufe hinter die aufrückenden Außenverteidiger der Spanier zu kommen. Der Bayern-Angreifer erhielt wie im Achtelfinale gegen Dänemark den Vorzug vor dem sich eher zentral orientierenden Florian Wirtz. Nach anfänglichen Schwierigkeiten erspielte sich das deutsche Team eben über die sich bietende Außenbahn die erste richtige große Chance. Nach einer Flanke von Joshua Kimmich bekam Kai Havertz aber nicht genug Druck hinter seinen Kopfball.
Aber auch die deutsche Elf gewährte den Spaniern immer wieder viel Raum im Mittelfeld, in dem die Iberer sich stark in das letzte Drittel kombinieren konnten. Wirklich vielversprechend kam aber auch das Team von Trainer Luis de la Fuente, das früh den nach einem Foul von Kroos verletzten Pedri durch Leipzigs Olmo ersetzen musste, nicht vor das Tor von Manuel Neuer.
Nagelsmann korrigiert Aufstellung
Nach der Halbzeit korrigierte der mit der ersten Hälfte unzufriedene Nagelsmann seine Aufstellung und schickte Andrich für Can und Wirtz für Sané auf das Feld.
Doch wieder kamen die Spanier besser in die Partie. Erst konnte Álvaro Morata mit dem Rücken zum Tor angespielt werden, sein Abschluss aus der Drehung geriet aber zu hoch. Dann schlug Olmo zu: Ausgerechnet bei der als eingespielt vermuteten Doppelsechs aus Andrich und Kroos passte die Zustimmung nicht und der Mittelfeldspieler von Leipzig kam am Rande des Strafraums unbedrängt zum Schuss, der Ball schlug unhaltbar für Keeper Neuer im linken Eck zum 1:0 ein.
Die deutsche Mannschaft stürmte von nun an gegen sich immer weiter zurückziehende Spanier. Mit der Einwechslung von Stürmer Niclas Füllkrug näherte sich die deutsche Elf dem Ausgleich immer weiter an. In der 77. Minute grätschte der Angreifer von Borussia Dortmund eine Flanke von Florian Wirtz an den Pfosten. Kurz darauf profitierte Havertz von einem schlechten Abschlag des spanischen Torhüters Unai Simon, sein Lupfer aus 30 Metern landete aber auf dem Außennetz. Dann hielt Wirtz den deutschen EM-Traum mit Hilfe des Innenpfostens zumindest kurzzeitig am Leben. Der Leverkusener nahm eine Kopfballablage von Joshua Kimmich direkt zum verdienten Ausgleich.


Handspiel-Debatte nach deutschem EM-Aus
Wirtz wäre in der von ihm erzwungenen Verlängerung beinahe die Führung gelungen, sein Schuss ging jedoch knapp am Tor vorbei (105. +1). Und während die Deutschen noch mit einem nicht gegebenen Handelfmeter gegen Marc Cucurella haderten (109.), sorgte Merino mit seinem Kopfball nach einer Flanke des starken Olmo für den deutschen Nackenschlag. „Es ist bitter, dass wir mit der letzten Aktion das 2:1 kriegen. Wir haben eigentlich noch einen Handelfmeter vor dem 2:1, da ist schon sehr viel gegen uns gelaufen – leider“, sagte Joshua Kimmich.
Der Bayern-Spieler und Kroos waren in der Kabine für die aufbauenden Worte verantwortlich. „Wir hätten ihm gerne einen schöneren Abschied beschert, weil er es verdient hätte“, sagte Nagelsmann über Kroos. „Er ist einfach ein toller Typ mit einer außergewöhnlichen Karriere, Vorbild für viele.“
Eines hat der 114-fache nun ehemalige Nationalspieler dem Bundestrainer voraus: den Weltmeistertitel. Nach diesem will Nagelsmann 2026 in Nordamerika greifen.

