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Stuttgart. Thomas Hitzlsperger ist noch keine 75 Tage Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart – von einer Schonfrist kann dennoch keine Rede mehr sein. Spätestens seit der Trennung von Trainer Tim Walter vor Weihnachten ist der Fokus extrem auf den 37-jährigen Ex-Nationalspieler gerichtet, der nun dringend eine richtige Entscheidung treffen muss. Wer führt den Club zurück in die Fußball-Bundesliga und sichert damit auch den Job Hitzlspergers?
Für den Schützen des entscheidenden Tors zur deutschen Meisterschaft 2007 ging es seit seiner Rückkehr zum VfB als Funktionär rasant und steil bergauf. Der Club aber ist von sportlichem Aufschwung und von Ruhe weit entfernt. Rang drei als Zweitligist entspricht nicht den Ansprüchen. Die Verfolger machen dem Absteiger zudem Druck.
Anfang Juni 2016 kehrte der ehemalige Kapitän mit einer Jobbeschreibung zu seinem Ex-Club zurück, die zu lang war für Visitenkarten. Vom „Beauftragten des Vorstandes in der Schnittstelle zwischen der Vereinsführung und dem Lizenzspielerbereich“ arbeitete sich Hitzlsperger in etwas mehr als drei Jahren zum Chef des Nachwuchsleistungszentrums, zum Sportvorstand und sogar zum Vorstandsvorsitzenden hoch.
Für den VfB ging es im gleichen Zeitraum fast permanent nach unten. Seit Hitzlsperger Verantwortung für die Profis trägt, ist ihm noch keine nachhaltig gute Entscheidung in punkto Trainerposition gelungen. Die Trennung von Markus Weinzierl kam zu spät, Interimscoach Nico Willig konnte den erneuten Abstieg aus der Bundesliga nicht verhindern. Gemeinsam mit Sportdirektor Sven Mislintat verantwortete Hitzlsperger dann die Verpflichtung von Tim Walter – und nun die Trennung nach nur einem halben Jahr.
Ein erneutes Experiment mit einem bei den Profis unerfahrenen Trainer erscheint zu riskant. Andererseits machen sich Hitzlsperger und Mislintat erst recht unglaubwürdig, falls jemand kommt, der nichts mit dem Ansatz und den Ansichten des selbstbewussten Walter gemein hat.
Der von Medien gehandelte Roger Schmidt (bis März 2018 bei Bayer Leverkusen und zuletzt bei Beijing Guoan in China) ist wohl kein Thema. Zsolt Löw, Co-Trainer von Thomas Tuchel bei Paris St. Germain, soll ein Kandidat sein, hat nach eigenen Angaben an Weihnachten aber keinen Kontakt zu Vertretern des VfB gehabt.
Was wird aus den Assistenten?
Offen ist in jedem Fall noch, ob es für Walters Assistenten beim VfB weitergeht. Der 70-jährige Rainer Ulrich war mit dem nun abgelösten Trainer von Holstein Kiel gekommen. Rainer Widmayer, früher für 1. FC und VfR Pforzheim am Ball, war unabhängig von Walter verpflichtet worden.
Wer auch immer zum Trainingsauftakt am Montag, 6. Januar, oder womöglich erst in den Tagen danach Cheftrainer wird und am Mittwoch, 29. Januar, gegen den Verfolger 1. FC Heidenheim auf der Bank sitzt, klar ist, einen verpassten Aufstieg kann sich auch der mit großem Vertrauensvorschuss gestartete und beliebte Hitzlsperger nicht leisten. Der VfB-Vorstandsvorsitzende war gestern übrigens nicht erreichbar.
Nathaniel Phillips kehrt zurück zum FC Liverpool
Der VfB Stuttgart lässt den ausgeliehenen Innenverteidiger vorzeitig zurück zum FC Liverpool. Der von Jürgen Klopp trainierte Champions-League-Sieger und Tabellenführer der Premier League habe wegen der angespannten Personalsituation darum gebeten, die Leihe des eigentlich noch bis Saisonende in Stuttgart unter Vertrag stehenden Briten vorzeitig zu beenden. Jedoch verständigten sich die Clubs laut VfB darauf, eine Phillips-Rückkehr zum Rückrundenstart des VfB zu prüfen. Mit Kapitän Marc Oliver Kempf, Holger Badstuber und Maxime Awoudja zählen zum VfB-Kader derzeit drei gesunde Innenverteidiger. Marcin Kaminski ist nach Kreuzbandriss noch in der Reha, Luca Mack ebenfalls verletzt.
Phillips, der für den VfB elf Pflichtspiele bestritt, ist schon im FA Cup am Samstag, 5. Januar, gegen den FC Everton spielberechtigt. Der VfB beginnt seine Vorbereitung einen Tag später.
