
- Dominique Jahn
Der 1. FC Pforzheim kehrt zur neuen Saison auf die Fußballbühne zurück. Genau genommen ist es der 1. FC Pforzheim 2018, gegründet am 3. Dezember von vorwiegend ehemaligen FCP-Fans, die die Tradition wieder aufleben lassen wollen (wir berichteten). Die Neugründung hat hohe Wellen geschlagen. Vor allem ehemalige Spieler und Funktionäre des 1. FC Pforzheim 1896 sind perplex, irritiert und auch ganz schön verärgert.
So wie etwa Michael Rosanowski. Der ehemalige FCP-Spieler und jetzige AH-Abteilungsleiter des 1. CfR Pforzheim versteht die Welt nicht mehr, spricht gar von „Diebstahl“. Der Artur-Hiller-Platz (die Bohrainspielstätte des FCP 2018 soll künftig den Namen des ehemaligen FCP-Spielers tragen), das Vereinswappen (Rosanowski: „schlechte Kopie mit Lila-Stich“) sowie die ganze Vermarktungsidee mit Logo und Trikotfarbe hätten die FCP-Neugründer komplett vom FCP 1896 geklaut, echauffiert sich Rosanowski. Er kritisiert vor allem, dass sich das neue FCP-„Gebilde“ mit Tradition schmücke, obwohl nur Martin Maischhofer (Vorstand FCP 2018) in der Jugend beim Club gespielt hätte. Rosanowski betont auch acht Jahre nach der Fusion von FCP und VfR zum CfR: „Wir sind der 1. Fußball Club Pforzheim. Wir sind der VfR Pforzheim. Es gibt nur einen Verein, der diese Tradition in Pforzheim hat und diese mit seinen vielen Helfern jedes Jahr pflegt, unter anderem mit dem ältesten Hallenturnier der Welt – dem Rudolf-Reinacher-Gedächtnisturnier.“ Der Diebstahl dieser inzwischen über 120 Jahren alten Arbeit sei durch nichts und von niemandem zu akzeptieren, so Rosanowski.
„Ein bisschen perplex“, war auch Reiner Ackermann, als er von der Neugründung des FCP erfuhr. „Ich denke, es gab einige Irritationen“, so der ehemalige Club-Spieler. Er glaubt, dass – aus der Ferne betrachtet – vielleicht der ein oder andere Streitereien innerhalb des CfR vermutet und dass Abkömmlinge nun den FCP gegründet hätten. Für Ackermann erschließt sich nicht, warum ehemalige FCP-Fans dahinter stecken. „Wenn Harry Waldhaus die Tradition wieder hätte aufleben lassen wollen, hätte ich das noch verstanden“, schmunzelt der 60-Jährige. Außerdem meint er: „Um überhaupt an die alte Tradition anknüpfen zu können, müssen die Jungs erstmal mindestens in der Verbandsliga spielen.“ Ackermann hat kein gutes Gefühl: „Ich weiß nicht, ob sich der Verein lange halten kann.“
Bruno Martins war der letzte Kapitän des 1. FC Pforzheim. Sein Herz hat immer für den Club geschlagen. Deswegen war der 37-Jährige auch „überrascht“ als er vom Vorhaben der neuen FCP-Führung in der PZ las. „Den FCP wieder aufleben zu lassen, wie man ihn früher kannte, ist so gut wie unmöglich“, sagt Martins. Er glaubt schon, dass der Verein genügend Spieler zusammenbekomme. Gleichzeitig hofft er aber auch, dass die Verantwortlichen ein gutes Konzept vorbereitet haben, damit der FCP nicht erneut von der Bildfläche verschwindet. Martins meint: „Man muss den Leuten auch eine Chance geben.“
Didi Dierlamm (57) sieht das Ganze ziemlich entspannt. „Sollen die mal machen. So lange sie niemandem wehtun und dem CfR nichts Böses wollen, ist das okay. Ich war stolz, das FCP-Logo auf der Brust tragen zu dürfen und ich denke immer noch gerne an diese tolle Zeit zurück. Eines ist jedoch auch klar: Es wird nie mehr so sein, wie es einmal war. Das werden die Jungs irgendwann mal merken.“