Sheldon Eberhardt spielt seit 2019 für die Bayer Giants Leverkusen in der ProA. Am Samstag kehrt der gebürtige Pforzheimer mit dem deutschen Rekordmeister zurück an seine alte Wirkungsstätte nach Karlsruhe.
Frank Fankhauser
Sport
Pforzheimer Basketballer Sheldon Eberhardt kehrt nach USA-Abenteuer zurück an alte Wirkungsstätte nach Karlsruhe

Karlsruhe/Pforzheim. Wenn Sheldon Eberhardt am Samstag die Europahalle in Karlsruhe betritt, steht dem Basketball-Profi der Bayer Giants Leverkusen alles andere als ein normales Spiel in der ProA, der zweiten deutschen Basketball-Liga, bevor. Vielmehr wird die Partie gegen die PS Karlsruhe Lions für den gebürtigen Pforzheimer eine Rückkehr zum Ursprung seiner Karriere, dorthin, wo alles so richtig begann.

Über den Nachwuchs der PSG Pforzheim und des TB Pforzheim landete er 2012 als 16-Jähriger bei Post / Südstadt Karlsruhe, wo er trotz seines noch jungen Alters nicht nur in der U18 schnell zum Leistungsträger avancierte, sondern auch in der damaligen Oberliga-Mannschaft des PSK. In der Saison 2013/2014 gab er für den damaligen Kooperationspartner BG Karlsruhe dann sogar sein Debüt in der zweiten Liga.

"Ich habe damals Kurzeinsätze bekommen und erste Profiminuten geschnuppert. Es ist ein komisches Gefühl. Die Zeit ging so schnell vorbei. Es kommt mir vor, als wäre es erst vor zwei oder drei Jahren gewesen, dass ich aus Karlsruhe weg bin. Aber das ist jetzt einfach schon sieben, acht Jahre her", blickt der heute 25-Jährige im Gespräch mit PZ-news auf seine Zeit in der Fächerstadt zurück, in die er nun erstmals wieder zurückkehrt .

Traum vom College in den USA

Denn schon bald nach seinem Debüt in der zweiten Liga setzte ihn eine schwere Knieverletzung für fast ein Jahr außer Gefecht – statt Körbewerfen war fortan Reha angesagt. In Karlsruhe sollte er danach kein Spiel mehr bestreiten, er wollte stattdessen etwas Neues probieren und wagte mit gerade einmal 18 Jahren den Schritt ins Mutterland des Basketballs. Über den Großen Teich ging es für den Sohn einer Deutschen und eines US-Amerikaners nach Amerika, genauer nach Apex in North Carolina, wo sein Vater zu dieser Zeit lebte.

"Mein Traum war es schon immer, dort am College zu spielen, mit dieser Atmosphäre, den Fans und vor allem den Gegenspielern. In Deutschland hat man nicht die Möglichkeit, jedes Spiel gegen solche Gegner zu spielen. Das war dann auch immer mein Reiz, warum ich ans College wollte und deshalb habe ich nach der Reha den Schritt in die USA gewagt", erklärt der 1,96-Meter-Hüne.

Sheldon Eberhardt im Trikot der Elon University. In seinem letzten Jahr in der NCAA wurde er 2019 zum besten sechsten Mann der "Colonial-Athletic-Association-Conference" gewählt.
Elon University

Nach einem Jahr an der Middle Creek Highschool in Apex sollte sein Traum wahr werden. "Ich hatte Glück, dass mein Coach viel auf mich gesetzt hat und auch gute Kontakte zu anderen College-Coaches hatte", beschreibt er, wie er schließlich an der Elon University, ebenfalls in North Carolina, landete. Vier Jahre spielte er im Anschluss in der NCAA, der höchsten College-Liga der USA, steigerte sich statistisch von Jahr zu Jahr und machte ganz nebenbei auch noch den Bachelor in Business Management. In seinem letzten Jahr in Elon wurde er schließlich zum besten sechsten Mann der "Colonial-Athletic-Association-Conference" gewählt.

Doch während einige seiner damaligen Gegenspieler wie Jayson Tatum (Boston Celtics), Grayson Allen (Memphis Grizzlies) oder Coby White (Chicago Bulls) inzwischen in der NBA, der wohl besten Basketball-Liga der Welt, spielen, zog es den Pforzheimer zurück in die Heimat. "Die NBA ist immer der Traum von jedem Basketballspieler. Aber die Chancen sind auch extrem gering. Ich hatte immer im Kopf, dass ich wahrscheinlich zurück nach Deutschland gehe", begründet er seine Entscheidung im Gespräch mit PZ-news.

Über den Mitteldeutschen BC zu den Bayer Giants Leverkusen

Und so landete er anstatt bei den Dallas Mavericks, Los Angeles Lakers oder Houston Rockets schließlich in der Basketball-Bundesliga (BBL) beim Mitteldeutschen BC aus Sachsen-Anhalt. Doch nach gerade einmal fünf Spielen in fünf Monaten war auch schon wieder Schluss beim zu diesem Zeitpunkt von Turbulenzen geprägten MBC.

"Ich habe einfach nicht die Spielzeit bekommen, die ich mir erhofft hatte. Es gab viele Wechsel auf der Trainerposition. Da ist es – gerade als junger Spieler – schwer, sich einzuspielen und wohlzufühlen", fasst er die Zeit zusammen, die er trotzdem nicht missen will: "Es war auf jeden Fall eine gute Erfahrung, ich habe daraus gelernt und das hat mir weitergeholfen."

Sein Glück gefunden hat er inzwischen bei den Bayer Giants Leverkusen, wo er seit November 2019 unter Vertrag steht. "Leverkusen hatte ein junges Team und um die Playoffs gespielt. Es war dann nicht schwer, da dann zuzusagen", begründet er seine Entscheidung für den Wechsel zum inzwischen seit Jahren in der ProA spielenden deutschen Rekordmeister.

Rückkehr nach Karlsruhe mit gemischten Gefühlen

Mit diesem kehrt er nun also zurück an die alte Wirkungsstätte. "Einfach wieder in der Halle zu stehen, wo alles angefangen hat, wird auf jeden Fall gemischte Gefühle auslösen. Im Endeffekt will ich sie trotzdem schlagen. Aber ich werde mich freuen", sagt Eberhardt, der "ein hartes Spiel" erwartet.

Den Traum, eines Tages noch einmal in der BBL oder gar der NBA zu spielen, hat er indes noch nicht aufgegeben: "Ich möchte einfach so hochklassig spielen wie möglich. Sei es BBL, NBA oder auch irgendwo anders im Ausland. Ich will mich immer weiterentwickeln und jeden Tag besser werden. Das ist mein persönliches Ziel. Und dann schauen, was sich ergibt."

Den Traum von der BBL oder NBA hat er noch nicht begraben. Doch im Moment liegt sein ganzer Fokus voll und ganz auf der Saison mit den Giants.
Frank Fankhauser

Doch zunächst zählt für den in der Offensive als Shooting Guard, Point Guard oder Small Forward vielseitig einsetzbaren Pforzheimer nur die aktuelle Saison mit den Giants. "Unsere Ambitionen sind die Playoffs. Wenn wir die erreichen, ist praktisch alles möglich", sagt er.

Und wer weiß, vielleicht kehrt er irgendwann ja auch für mehr als nur ein Spiel zurück nach Karlsruhe. "Möglich wäre es auf jeden Fall. Hoffentlich sind es bis dahin noch viele Jahre, aber das wäre mit Sicherheit eine Option", will er eine endgültige Rückkehr an den Ursprung zumindest nicht ausschließen.