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Beim Spiel der Stuttgarter Kickers gegen den CfR hat Daniel Räuchle eine besondere Rolle: Der Pforzheimer ist seit gut vier Jahren Stadionsprecher des früheren Bundesligisten.  Foto: Markus Schwarz 

Pforzheimer Journalist Daniel Räuchle sagt bei den Stuttgarter Kickers an

Pforzheim/Stuttgart. Dass es der 1. CfR Pforzheim als Oberliga-Club mit einem früheren Fußball-Bundesligisten zu tun bekommt, ist bemerkenswert. Erst recht ungewöhnlich ist, dass die Stuttgarter Kickers am morgigen Freitag, wenn sich die beiden Mannschaften um 19 Uhr gegenüberstehen, mit einem Pforzheimer als Stadionsprecher aufwarten.

Es ist Daniel Räuchle, der Sportchef des Stuttgarter Senders Regio TV. Seit gut vier Jahren macht der 40-Jährige im Gazi-Stadion die Ansagen, erlebte 2016 den Abstieg der Blauen aus der 3. Liga und zuletzt gar den Sturz aus der Regionalliga. So steht für Räuchle nun ein nicht alltäglicher Einsatz an, denn als Bub war er Stammgast im Brötzinger Tal. „Auch wenn es nicht der gleiche Verein, also nicht der FCP, ist, ist das nun schon etwas Besonderes für mich, auf jeden Fall“, sagt er.

Im Gespräch mit der „Pforzheimer Zeitung“ kommen bei dem zweifachen Familienvater schnell Erinnerungen hoch. Dass er das DFB-Pokalspiel gegen Fortuna Düsseldorf gesehen hat, weiß er zum Beispiel noch.

Das war im November 1989. Kurz nach dem Fall der Mauer musste sich der FCP, der zuvor unter anderem den Bundesligisten VfL Bochum mit 1:0 besiegt hatte, im Achtelfinale mit 1:3 geschlagen geben. Anderthalb Jahre später erlebte Räuchle die Aufstiegsrunde zur 2. Liga mit. 1860 München mit Trainer Werner Lorant sei da gekommen, sagt er. Doch um sich das Heimspiel gegen die Löwen nicht entgegen zu lassen, musste er sich etwas einfallen lassen. Angesichts der großen Nachfrage bekam er keine Karte und verfolgte das Spiel vom Dach des Pavillons am Wallberg aus mit dem Fernglas. Über die Frage, ob er denn als FCP-Anhänger in jungen Jahren den Berufswunsch Sportjournalist entwickelte, sagt Räuchle, dass durchaus ein Zusammenhang besteht. „Mit acht, neun Jahren bin ich schon ins Brötzinger Tal gegangen und habe nach dem Spiel dann klassisch die Sportschau mit Gerd Rubenbauer oder Waldemar Hartmann angeguckt. Da hat man schon gedacht: Das ist eigentlich ein cooler Job.“

Sein Berufsweg sei aber nicht so sehr geplant gewesen, Manches habe sich einfach gefügt. Im Jahr 2000 war ein Praktikum beim damaligen B.TV der Einstieg in die Medien. Erst einmal wollte er in diese Branche „hineinschnuppern“, doch als er ein Volontariat angeboten bekam, dachte er, studieren könne er ja auch nach der Ausbildung. „Es kam dann aber immer eines zum anderen.“ Kurzum: Die Sender wechselten zwar und von Karlsruhe ging es über Ludwigsburg nach Stuttgart, doch Räuchle blieb dem regionalen Fernsehen treu. Bei der Medienpreis-Verleihung der Landesanstalt für Kommunikation wurde er schon mehrfach ausgezeichnet.

Vor der Kamera stand Räuchle zunächst nicht. Da habe es ihn auch nicht hingezogen und doch präsentiert er nun bei Regio TV sogar die Nachrichtensendung.

Wie der zehn Jahre ältere Enzberger Oliver Forster, der als Fußball-Kommentator in München arbeitet, ging Räuchle auf die Fritz-Erler-Schule. „Da ich das Wirtschafts-Gymnasium besucht habe, hätte es bei mir auch in eine andere Richtung gehen können“, führt er aus: „Ich glaube, viele meiner Klassenkameraden sind eher bei einer Bank gelandet, aber ich bin ganz froh drum, wie es bei mir am Ende lief.“ Immerhin moderiert er nun dann und wann Business-Abende.

Gekickt hat Räuchle früher, doch im Fußballverein war er nicht. Allerdings spielte er beim TC Wolfsberg Tennis und bei der PSG Pforzheim Basketball. Inzwischen steht Handball bei ihm hoch im Kurs: Das hat mit den Bundesligisten im Stuttgarter Raum zu tun, über die er berichtet, aber auch damit, dass ein Sohn des Sportjournalisten beim Nachwuchs der SG Pforzheim/Eutingen spielt.

Räuchle entpuppt sich als Lokalpatriot. Pforzheim sei nicht so schlecht, wie es oft gemacht werde. Nicht umsonst sei er nie weggezogen. Dem CfR traut er bei den Kickers auch etwas zu. Doch trotz allem sagt er bei der Frage nach einem Tipp ein 2:1 der favorisierten Kickers voraus.