
Rubin-Quartett gastiert mit Werken von Mendelssohn, Dvořák und Brahms in Nöttingen
Der zweitägige Aufenthalt im Haus der Veranstalterin Petra Jahn scheinen die vier Musikerinnen des Rubin-Quartetts regelrecht beflügelt, ja mit einer sagenhaften Energie erfüllt zu haben. Kaum hat sich die erste Geigerin Irmgard Zavelberg noch schnell ihre Brille geholt, schon geht sie mit Jana Andraschke (zweite Violine), Martina Horejsi (Viola) und Ulrike Zavelberg (Cello) forsch zur Sache. Leidenschaft ist milde ausgedrückt für das, was das Quartett mit Felix Mendelssohn Bartholdys Streichquartett D-Dur op. 44 Nr. 1 auf das Parkett des Alten Pfarrsaals Nöttingen legt.
Atemberaubend rauscht der erste Satz an den Gästen vorbei. Und um ihre Dominanz mit schnellen Figuren noch zu verstärken, stampft die erste Violinistin gelegentlich mit dem Fuß auf. Energisch sind auch die Einsätze von Bratsche und Cello, zum Luftholen die leisen Passagen und die Dialoge der Violinen – bis das Quartett mit dem nächsten Crescendo aufbraust. Das Menuetto klingt zunächst weich und fließend, weist aber auch unruhige Passagen auf. Gewaltig dann wieder das rasante Finale – mit schönem Rumoren im Cello und souverän gemeistertem Violinpart von Irmgard Zavelberg.
Fabelhaftes Zusammenspiel
Beachtlich insgesamt ist das Zusammenspiel, auch bei hohem Tempo: Da sitzt jeder Einsatz und Wechsel, da überschlägt sich nichts oder hinkt gar hinterher. Lyrische Kantilenen sind bei Antonín Dvořáks „Zypressen“ zu hören, so etwa bei „Ich weiß, dass meine Lieb zu dir“. Sechs Stücke präsentiert das Frauen-Quartett aus dem zwölfteiligen „Lieder ohne Worte“-Zyklus in der Fassung für Streichquartett von 1887. So auch das romantisch zarte „Im süßen Bann von deinem Blick“ mit harfenähnlichem Cello-Pizzikato. Kontraste gibt es bei dem Stück „Ich schleich um jenes Haus herum“, wo die zweite Violine schnell und kurz agiert, die erste dagegen geschmeidig warm.
Nach der Pause erklingt das Streichquartett a-Moll, op. 51 Nr. 2 von Johannes Brahms, das für Hausherrin Petra Jahn – wie schon der Mendelssohn – ein „privates Vergnügen“ bedeutet, hat sie die Stücke doch einst selbst gespielt. Am Applaus des familiären Zuschauerkreises ist zu erkennen, dass jedoch alle ihre Freude an dem temperamentvollen Auftritt der Musikerinnen hatten.