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Lernen oder Geld verdienen?

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Lernen oder Geld verdienen?

Erst mal arbeiten ist für viele Schulabgänger attraktiver als Lehre oder Uni

Karriere

Nach der Schule direkt Geld verdienen - das wollen offenbar viele junge Menschen. Ein Teil von ihnen droht jedoch in Helferjobs hängenzubleiben und als Fachkräfte verloren zu gehen.

Jeder fünfte Schüler will einer Umfrage zufolge nach der Schulzeit erst einmal jobben, anstatt weiterzulernen. Unter jungen Menschen mit niedrigem Schulbildungsniveau sei dieser Wunsch sogar besonders ausgeprägt, ergibt eine Befragung junger Menschen für eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. Die Autoren befürchten, dass sich der Trend zu einer steigenden Zahl von Ungelernten unter den jungen Erwerbstätigen in Deutschland dadurch weiter verstärken könnte. 

Was Jugendliche planen

Dabei ist das Image der dualen Berufsausbildung laut der Befragung weiter gut: Eine große Mehrheit von 86 Prozent der 1755 Befragten im Alter von 14 bis 25 Jahren sieht in ihr eine gute Basis für die berufliche Karriere, 69 Prozent stimmen zu, dass man sich mit ihr später ein gutes Leben leisten könne.

Von den Schülern und Schülerinnen gaben 43 Prozent an, auf jeden Fall eine Ausbildung anzustreben, 40 Prozent wollen unbedingt studieren. Viele zeigten sich aber auch unentschlossen. 

Helferjobs locken kurzfristig

Die Autoren der Bertelsmann-Stiftung halten den Befund für besorgniserregend – auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und demografischen Wandels: Es sei zwar gut möglich, dass ein Teil dieser Personen zu einem späteren Zeitpunkt ein Studium oder eine Ausbildung aufnehme, es sei jedoch Vorsicht geboten. Man müsse junge Menschen über die Vorteile und den Nutzen beruflicher Qualifikation informieren. „Andernfalls locken „Helferjobs“ mit schnellen und kurzfristig besseren Verdienstaussichten“, schreiben die Autoren.

Dieses Risiko betreffe junge Menschen mit niedriger Schulbildung besonders und werde auch dadurch verstärkt, dass sie laut Umfrage ihre Chancen auf dem Ausbildungsmarkt tendenziell schlechter einschätzen als ihre Altersgenossen mit höherer Schulbildung. 

Fachkräfte gehen verloren

„Ohne reguläre Ausbildung steigt das Risiko, arbeitslos zu werden oder im Niedriglohnsektor zu verharren“, warnt auch Helen Renk, Expertin der Bertelsmann-Stiftung für berufliche Bildung. „Das ist zum einen schwierig für die Betroffenen, zum anderen geht dadurch viel Potenzial für den Arbeitsmarkt verloren.“

Tatsächlich klagen jedoch viele der Befragten über Schwierigkeiten bei der beruflichen Orientierung: Mehr als die Hälfte stimmt der Aussage zu, es gebe zwar genug Informationen, sei aber schwierig, sich darin zurechtzufinden. Weiteren zwölf Prozent fehlt es an Informationen. 

Tariflohn für Azubis?

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) fordert eine fest verankerte Berufsorientierung als Pflichtaufgabe an allen Schulen. Besonders junge Menschen mit niedriger Schulbildung müssten besser unterstützt und Ausbildungsperspektiven deutlicher aufgezeigt werden, fordert DIHK-Ausbildungsexperte Markus Kiss. Die Verdienstmöglichkeiten in der Ausbildung seien besser als ihr Ruf: Die tariflichen Azubi-Gehälter hätten in den letzten Jahren deutlich stärker zugelegt als die allgemeinen Löhne: „2024 lag das durchschnittliche Azubi-Gehalt in tarifgebundenen Betrieben bei 1.133 Euro im Monat“, so Kiss. Hier brauche es mehr Aufklärungsarbeit. dpa

Marcel Elsäẞer

Mitglied der Geschäftsführung IHK
Nordschwarzwald

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Bei Benzinger ist Ausbildung mehr als ein Berufseinstieg - sie ist ein Versprechen für die Zukunft. In unserem Familienunternehmen vermitteln wir unseren Auszubildenden seit Generationen fundiertes Fachwissen, modernste Technologien und echte Praxiserfahrung. Wir fördern Eigeninitiative und Teamgeist und eröffnen so beste Perspektiven in einer zukunftsstarken Branche. Gemeinsam mit uns gestalten junge Talente die Weiterentwicklung des Maschinenbaus und sichern unsere Tradition von Präzision und Qualität.


Dr. Ingolf Gröning

CEO Kramski Gruppe

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Wer in Menschen investiert, bleibt zukunftsfähig. Aus- und Weiterbildung sind die entscheidende Basis, um Kompetenz, Innovationskraft und unternehmerischen Erfolg langfristig zu sichern. Sie ermöglichen uns, neue Technologien zu beherrschen, Kunden zu begeistern, Märkte zu erschließen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Für uns bedeutet das: Wir bleiben international wettbewerbsfähig, weil wir ein starkes Team aus bestens ausgebildeten Fachkräften an unserer Seite haben.

Individuelle Begleitung macht Sinn

Wie Unternehmen Nachwuchs stärken können

Stress, persönliche Herausforderungen oder auch Konflikte im Team, mit Ausbilderinnen und Ausbildern: Auf Nachwuchskräfte in Firmen kann neben neuem Lernstoff einiges einprasseln. Unternehmen gehen zunehmend darauf ein und stellen ihnen sozialpädagogische Betreuung zur Seite.

Der Gesprächsbedarf sei ganz unterschiedlich, berichtet Psychologin Lorina Umstätter, die seit diesem Jahr mit Sozialpädagogin Lisa Wagner beim Karlsruher Energiekonzern EnBW und seiner Tochter Netze BW Auszubildende und dual Studierende unterstützt. „Manchmal geht es auch erst mal nur um den Austausch mit einer neutralen Person“, sagt Wagner. Die Gespräche mit den beiden Frauen seien immer vertraulich. 

Anspruchsvollere Welt

Der Bedarf an solchen Angeboten sei in den vergangenen Jahren in gleichem Maße wie die Belastungen gestiegen, sagt Martin Klein, 1. Vorsitzender des Bundesfachverbands Betriebliche Soziale Arbeit. Gerade seit auch offener über Ängste, Nöte und Sorgen gesprochen werde. Die Corona-Pandemie habe zudem das Problem fehlender sozialer Unterstützung deutlich gemacht.

Viele Firmen böten solche Hilfen an, machten es aber nicht unbedingt publik. Sie leisteten sich das freiwillig, weil sie selbst davon profitieren: „Wenn Sie kein Netzwerk haben, sind Sie nicht in der Lage, Leistung zu bringen“, sagt Klein. „Junge Leute kommen in eine anspruchsvollere Welt als früher“, betont der Experte. Die Generation bekomme mit, dass es überall Krisen gebe und immer wieder eine neue hinzukomme. Zudem spiele sich mehr in der digitalen Welt ab. „In Betrieben fällt dann auf einmal auf, dass es da Probleme gibt“, schildert Klein. Wenn zum Beispiel ein Mitarbeiter eine Viertelstunde auf dem Klo zocke, bis ihn die Kollegen suchen. „Dann merkt man erst, dass er spielsüchtig ist.“

Konflikte mit dem Arbeitgeber oder Vorgesetzten könne es auch beim Umgang mit Hilfsinstrumenten wie Künstlicher Intelligenz geben, wenn etwa wie selbstverständlich vertrauliche Daten in die Programme gespeist werden.

Das breite Themenspektrum liegt an einem generellen Wandel, wie bei der EnBW Ausbildungsleiter Karsten Wagner sagt. Heutzutage gehe es hier um Kinderbetreuung, da um Fahrgemeinschaften. Andere arbeiteten im Homeoffice und hätten beispielsweise kein eigenes Arbeitszimmer als Rückzugsort. Themen, die nicht unbedingt ins Portfolio von Ausbilderinnen und Ausbildern gehören. „Da kommen wir an unsere Grenzen“, sagt er. Daher habe sich der Konzern 2019 auf den Weg gemacht, die Ausbildung stärker zu individualisieren, persönliche Belange der derzeit rund 1.100 Nachwuchskräfte noch mehr in den Fokus zu nehmen. dpa