Diese oft tabuisierte Erkrankung betrifft Frauen vor allem nach einer oder mehreren Geburten sowie in der Postmenopause. Viele Betroffene suchen oft erst spät medizinische Hilfe - dabei gibt es effektive Therapiemöglichkeiten. Im Rahmen des Siloah Forums am Dienstag, 7. Januar um 18 Uhr, beantwortet Dr. med. Ingo Thalmann, Chefarzt der Frauenklinik des Siloah St. Trudpert Klinikum, Ihre Fragen und informiert über aktuelle Therapiemethoden.
Was ist eine Gebärmuttersenkung?
Die Gebärmuttersenkung entsteht durch eine Schwäche des Beckenbodens, die dazu führt, dass die Gebärmutter in die Scheide absinkt. In schwereren Fällen kann sie sogar aus der Scheidenöffnung hervortreten. Häufig treten Begleitsymptome wie ein Druckgefühl im Becken, Schmerzen im unteren Rücken, Harn- oder Stuhlinkontinenz sowie sexuelle Beschwerden auf.
Dr. med. Ingo Thalmann erklärt: „Die Ursachen sind vielseitig. Neben Geburten und einer familiären Veranlagung spielen auch chronische Belastungen wie starkes Heben, Übergewicht oder chronischer Husten eine Rolle. Ein großer Risikofaktor ist zudem die hormonelle Umstellung nach den Wechseljahren.“
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnostik beginnt mit einem ausführlichen Gespräch und einer gynäkologischen Untersuchung. Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie insbesondere der Ultraschall zur genauen Beurteilung der Organlage und der Beckenbodenmuskulatur eingesetzt werden.
Der Chefarzt betont: „Oft leiden Frauen viele Jahre bevor sie medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, sei es aus Scham oder aus Sorge vor großen Operationen, die aber bei weitem nicht immer nötig sind, um die Lebensqualität deutlich zu verbessern.“
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Therapie einer Gebärmuttersenkung ist individuell und hängt vom Schweregrad sowie den Beschwerden der Patientin ab.
Konservative Behandlung
In leichten Fällen kann eine konservative Therapie ausreichend sein. Dazu zählen:
Beckenbodentraining: Unter Anleitung von Physiotherapeuten können gezielte Übungen die Beckenbodenmuskulatur stärken.
Pessartherapie: Ein Vaginalring aus Silikon wird eingesetzt, um die Gebärmutter in ihrer Position zu stützen.
Hormontherapie: Lokale Östrogene können die Gewebestruktur verbessern.
Operative Behandlung
Bei fortgeschrittenen Fällen ist oft ein chirurgischer Eingriff notwendig. Moderne Verfahren bieten minimalinvasive Möglichkeiten, die eine schnelle Erholung und geringere Komplikationen versprechen.
Vaginale Operationen: Hierbei werden die Haltestrukturen des Beckenbodens mit körpereigenem Gewebe wiederhergestellt, wobei die gesenkte Gebärmutter entfernt oder in ihre ursprüngliche Position rückverlagert wird.
Sakrokolpopexie: Ein laparoskopisches Verfahren, bei dem die Gebärmutter mithilfe eines Netzes an der Wirbelsäule fixiert wird.
Dr. Thalmann ergänzt: „Die Wahl des Verfahrens hängt stark von den individuellen Lebensumständen und Wünschen der Patientin ab. Wichtig ist eine umfassende Beratung, bei der Nutzen und Risiken genau abgewogen werden.“
Prävention ist möglich
Experten sind sich einig: Ein starker Beckenboden ist die beste Vorbeugung. Regelmäßiges Training, eine gesunde Lebensweise und das Vermeiden von chronischer Überlastung können das Risiko eines Gebärmuttervorfalls erheblich reduzieren.
„Das Tabu muss gebrochen werden“, fordert Dr. Ingo Thalmann. „Wir müssen Frauen frühzeitig über die Wichtigkeit der Beckenbodengesundheit informieren. Denn nur so können wir Betroffenen helfen und ihre Lebensqualität nachhaltig verbessern.“