Multiple Sklerose (MS) stellt die häufigste neurologische Erkrankung dar, die zu einer Behinderung im jungen Erwachsenenalter führt und betrifft mehr als 200 000 Menschen in Deutschland. Bei einem Themenabend, einer Telefonaktion am Mittwoch, den 2. Februar von 18 bis 19.30 Uhr, werden die derzeitigen Therapien vom Chefarzt der Neurologie des Helios Klinikums, Dr. Benjamin Berger, vorgestellt und den Anrufern Fragen hierzu beantwortet.Seit Einführung der ersten MS-spezifischen Immuntherapien Anfang der 1990er Jahre hat sich die Zahl der zur Verfügung stehenden MS-Medikamente kontinuierlich erweitert, so dass mittlerweile 16 verschiedene Substanzen zur Verfügung stehen.Woran erkenne ich, ob ich eine MS habe?Diese Frage ist durchaus nicht trivial. Nicht umsonst wird die MS als „Krankheit der 1.000 Gesichter“ bezeichnet. Jedes Symptom des zentralen Nervensystems kann durch eine MS verursacht werden. Es gibt aber durchaus häufigere MS-Symptome; dazu gehören Gefühlsstörungen und Sehstörungen jeder Art sowie Lähmungen.

MS ist doch eine Erkrankung des jungen Erwachsenenalters, oder?
Prinzipiell ja, denn das häufigste Alter bei Erstmanifestation liegt zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, aber auch Kinder und ältere Menschen können an einer MS erkranken. Lässt sich eine MS behandeln? Ja, da es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der das körpereigene Immunsystem das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) angreift, lässt sich die MS durch Immuntherapien behandeln.
Wie effektiv sind diese?
Dazu muss man sagen, dass in den vergangenen 10 bis 15 Jahren ein echter Paradigmenwechsel stattgefunden hat. Während es bei den früheren MS-Therapien darum ging, die Schubrate zu senken, bedeutet das Therapieziel mittlerweile „Freiheit von Krankheitsaktivität“. Das heißt Patienten sollen durch die Therapie keine Schübe, keine Zunahme der Behinderung und auch keine Aktivität im MRT mehr zeigen, die Krankheit soll also komplett zum Stillstand kommen.
Sollte jeder MS-Patient behandelt werden?
Grundsätzlich ja, da wir wissen, dass die Langzeitprognose bezüglich bleibender Behinderung ganz entscheidend davon abhängt, wie früh und wie effektiv die MS behandelt wird. Es gibt natürlich Patienten, die auch ohne MS-Therapie über Jahre oder sogar Jahrzehnte keine Symptome zeigen und auch im MRT keine Krankheitsaktivität. Diese sind aber eher die Ausnahme und zudem ist problematisch, dass wir das dann auch immer erst im Nachhinein wissen.
Empfehlen Sie die Corona-Impfung bei MS-Patienten?
Ja, diese wird MS-Patienten ausdrücklich empfohlen. Unter Therapie sollte man aber beachten, dass die Wirksamkeit der Impfung eingeschränkt sein kann, sodass allen MS-Patienten die Booster-Impfung empfohlen wird.
Kann man außer den Immuntherapien noch etwas tun?
Wichtig sind in diesem Zusammenhang die sogenannten Lifestyle-Faktoren. Übergewicht, Tabakrauch, eine kochsalzreiche Ernährung und ein Vitamin D-Mangel stellen dabei ungünstige Faktoren im Hinblick auf die Aktivität der Erkrankung dar.