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Therapieberufe - wo ist der richtige Weg?

Anderen Menschen qualifiziert und gezielt Hilfestellungen geben: Das leisten therapeutische Berufe. FOTO: PIXEL-SHOT-STOCK.ADOBE.COM

Therapieberufe - wo ist der richtige Weg?

Karriere

Künftige Logopäden, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten haben oft die Qual der Wahl zwischen einer schulischen Ausbildung und einem Studium. Was Sie vor der Entscheidung wissen sollten.

Im Gesundheitswesen herrscht - wie in vielen Branchen - Fachkräftemangel, der Bedarf an Ergotherapeuten, Logopäden und Physiotherapeuten ist hoch. Doch der Weg in diese Therapieberufe kann unterschiedlich aussehen. Denn neben der dreijährigen Ausbildung an einer Berufsfachschule haben sich in den letzten Jahren auch verschiedene Studiengänge etabliert.

Sigrun Nickel vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) beobachtet die Teilakademisierung bereits seit längerem: „Diese Parallelführung von Berufsausbildung und akademischem Weg stellt die Leute, die sich für diese Berufe interessieren, vor besondere Herausforderungen“, sagt sie.

Zunächst einmal zur beruflichen Ausbildung: Diese ist sowohl bei Physiotherapeuten wie auch Logopäden und Ergotherapeuten jeweils bundesweit einheitlich geregelt. Alle drei Ausbildungen dauern drei Jahre und kommen für Menschen mit mittlerem Schulabschluss in Frage. Sie finden an entsprechenden Berufsfachschulen statt und - abhängig vom Beruf - im praktischen Teil der Ausbildung etwa in Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen oder logopädischen Praxen.

Viele verschiedene Studienoptionen

Die Wege zum akademischen Abschluss in den Therapieberufen können hingegen unterschiedlich aussehen und erfordern eine Hochschulzugangsberechtigung, Abitur etwa oder Fachhochschulreife.

Bei Primärqualifizierenden, auch grundständig genannten, Studiengängen studiert man an einer Hochschule und absolviert Praxisphasen in therapeutischen Einrichtungen.

Beim dualen, ausbildungsintegrierenden Studium gibt es laut Nickel von vornherein zwei Lernorte: einen Ausbildungsbetrieb und die Hochschule. „Das besondere ist die enge inhaltliche und organisatorische Verknüpfung zwischen beiden“, so die Expertin. Weniger verbreitet ist das ausbildungsbegleitende Studium. Hier müssen Arbeitgeber und Hochschule nicht zwangsläufig miteinander kooperieren.

"über 31 000 Logopäden gab es Anfang 2022 in Deutschland"

(Quelle: Statistisches Bundesamt)

Und auch nach einer Ausbildung ist das Studium möglich: Insgesamt sind derzeit sogar die meisten Studiengänge in den Therapieberufen als Ergänzung - additiv - zu einer bereits abgeschlossenen Ausbildung im Gesundheitsbereich angelegt. Vorausgesetzt wird beim Studium zwar eine Hochschulzugangsberechtigung. Diese könne jedoch auch über eine Anerkennung von Kompetenzen erfolgen.

Ein additives Studium dauert laut Schirmer „in der Regel zwei bis drei Semester“. Bei den anderen Formaten müsse man sich auf mindestens sieben Semester einstellen. Und damit auf eine längere Dauer als bei der dreijährigen Ausbildung an der Berufsfachschule.

Enge Begleitung bei der Ausbildung

Sollte nun, wer eine Hochschulzugangsberechtigung hat, auf jeden Fall studieren? Laut Julia Schirmer vom DVE nicht unbedingt. „Wenn jemand eine enge Begleitung und vorgegebene Strukturen braucht und eine überschaubare Atmosphäre sucht, kann auch eine Berufsfachschule das Richtige sein“, so die Ergotherapeutin. Hier seien die Kohorten meist kleiner als an Hochschulen.

Ein weiterer Vorteil besteht laut Sigrun Nickel vom CHE darin, dass der Weg in den Beruf bei der Ausbildung oft klar vorgezeichnet ist, wenn die Berufsfachschulen eng mit Unternehmen kooperieren. „Die bieten mir dann, ähnlich wie im ausbildungsintegrierenden oder -begleitenden Studium, nach dem Abschluss möglicherweise eine Übernahme an“, so die Expertin.

Sie hält die Ausbildung zudem für eine gute Option für Menschen, die sehr praktisch veranlagt sind und eine Hands-on-Mentalität“ haben. Laut Antje Krüger, Vizepräsidentin des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie (dbl), sind allerdings auch in einem Studium praktische Anteile vorgeschrieben - und kommen nicht zu kurz. Hilde Kraatz, dpa