Knapp 80 Prozent der 50- bis 69-Jährigen in Deutschland haben im vergangenen Jahr eine mindestens fünftägige Urlaubsreise unternommen, bei den über 70-Jährigen waren es noch knapp zwei Drittel, ergab die Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR). „Die Altersgruppe 50plus ist nicht nur groß, sondern auch sehr heterogen“, sagt die Soziologin Bente Grimm.


Anliegen der Senioren bei Gruppenreisen
Ein Aspekt rückt aber mit zunehmendem Alter in den Fokus, der jüngere Reisende kaum beschäftigt: Schaffe ich das alles noch? Wer hilft, wenn es mir nicht gut geht? Soll ich lieber in der Gruppe fahren? „Die über 70-Jährigen unternehmen häufiger Gruppenreisen“, bestätigt die Reiseforscherin. Wer in der Gruppe reise, habe vor allem drei Anliegen, sagt Grimm: „Geborgenheit, Geselligkeit und Sicherheit.“
Gerade denjenigen, die früher viel und selbst Reisen organisiert haben, falle die Entscheidung für eine Gruppenreise oft schwer, so Grimm. Die Betreuer sollten unterschiedlichste Bedürfnisse beachten: „Mancher will auch mal allein sein, andere sind so einsam, dass sie von morgens bis abends Gesellschaft suchen.“ Aber nicht jeder ältere Mensch benötigt im Urlaub Unterstützung. Viele sind bis ins hohe Alter fit, haben Zeit und auch das Geld für schöne Reisen.
Etikett „Seniorenreisen“ nicht immer willkommen
„Grundsätzlich stellt sich jedoch immer die Frage, ob die ältere Generation Reisen mit dem Etikett ‚Seniorenreisen‘ haben möchte“, sagt Kerstin Heinen vom Deutschen Reiseverband (DRV). Eine Beratung im Reisebüro helfe, das eine passende Reise zu finden.
Denn auch große Veranstalter bieten Reisen für ältere Menschen an, sie nennen sie nur anders. Der Münchner Studienreiseveranstalter Studiosus richtet sich mit seinen „Studienreisen mit Muße“ „eher an ein Publikum 70plus“, sagt Pressesprecher Frano Ilic. Das Programm ist weniger dicht, das Hotel wird bei Rundreisen seltener gewechselt.
Was man bei der Angebotssuche beachten sollte
Sich vorab über das gewünschte Reiseziel hinaus schon ein paar Fragen zu beantworten, kann bei der Suche helfen, gerade wenn es zum ersten Mal eine Gruppenreise sein soll. Wie groß ist die Gruppe – und wie alt? Soll der Tag durchorganisiert sein? Sind deutschsprachige Reiseleiter dabei? Will man allein reisen oder lieber mit jemandem, den man schon kennt – und möchte man mit ihm ein Doppelzimmer teilen? Oder doch die Privatsphäre des teureren Einzelzimmers?
„Meist findet sich die Gruppe sehr schnell, auch wenn sich die Teilnehmer vorher nicht kannten“, so Kähler. Natürlich passiere es mal, dass ein Einzelner nicht so recht in die Gemeinschaft passe, „das muss der Reiseleiter dann abfangen“. Aber viel öfter entstünden Freundschaften – und die nächste Reise werde dann gemeinsam gebucht. EVA DIGNÖS