
Rockerclub für Polizisten - Blaue Ritter auf Tour
Bremen (dpa) - Die einen geraten beim Anblick blitzender Chromteile und Zylinder ins Schwärmen, die anderen fürchten das Wummern der Motoren und wittern unter den Helmen gefährliche Rocker: Motorradfahrer spalten die Geister. Gegen das schlechte Image kämpft eine besondere Rockertruppe, die Blue Knights (Blaue Ritter). Die Mitglieder gelten als das Gegenteil von bösen Buben: Es sind Polizisten, Zoll- und Justizbeamte.
Bei ihren Kollegen treffen die Blauen Ritter in der Regel auf Wohlwollen. «Ich glaube schon, dass das für das Image der Polizei gut ist», sagt Horst Göbel von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Bremen. Er attestiert den Blue Knights Vorbildfunktion. «Sie verhalten sich so, wie es im Verkehr angebracht ist. Und sind mit Spaß dabei.»
Weltweites Erkennungszeichen der Blue Knights sind die hellblaue Lederkluft und das Ritterwappen. Die Farbe ist den US-Polizeiuniformen entlehnt.«Wir sind keine Engel. Fast jeder ist bestimmt schon mal zu schnell gefahren», räumt Hübner ein. «Aber wir fahren deutlich gesitteter als andere.»
«Die Blue Knights sind schon was Besonderes von ihrem Auftreten her», sagt der auf Motorradfahrer spezialisierte Verkehrspsychologe Lars Rößger von der Technischen Universität Dresden. Gerade ihre Aktionen zur Verkehrssicherheit hätten eine «positive Wirkung».
«Wenn auf der Autobahn einer in Hellblau steht, hält man an und hilft», erklärt der altgediente Ritter Dieter Hajek. «Es gibt ja noch Leute die sagen: Kutten sind böse. Aber wir wollen Toleranz auf die Straße bringen.» Seine Weste ist mit Ansteckern und Aufnähern übersät. Auch ein Emblem in Trauerfarben ist darunter. «Chapter I, das ist da oben», meint er und deutet zum Himmel.
«Wir sind ein sozialer Club», stellt Hübner klar. «Wo wir helfen können, da helfen wir.» Das weltweite Spendenaufkommen der Blue Knights liege bei 20 Millionen US-Dollar (rund 15 Millionen Euro) im Jahr - sei es in Form von Geld, Arbeitsstunden, Patenschaften oder Sachspenden.
Wer bei den Blauen Rittern mitfahren will, sollte mindestens über 125 Kubik verfügen. «Man muss die Maschine beherrschen», erklärt Mitglied Mladen Pavlek. «Die größte Gefahr ist, sich selbst zu überschätzen.» Manche Ortsgruppen bieten zum Saisonstart Sicherheitstrainings an, etwa mit Fahrlehrern der Bereitschaftspolizei. Bei ihren Ausfahrten bilden die Blue Knights Kolonnen, sie fahren versetzt nebeneinander. «Die Gruppe bleibt immer zusammen. Die Schnelleren fahren vorne, die Langsameren hinten.»
Die Vielfalt an Bikes ist groß. Pavlek fährt eine «Monster Ninja», die von seinen Clubkameraden wegen der vielen Plastikteile liebevoll «Joghurtbecher» genannt wird. Bernhard Skuczik hingegen schwört auf seine 20 Jahre alte «Gold Wing». Das sei eine bequeme Reisemaschine, meint er und streichelt liebevoll über die breiten Sitze. «Motorräder mögen Kurven.»
«Bei uns ist im Moment keine fahrende Frau», bedauert Hübner. Dennoch seien Partner und Kinder oft eingebunden. «Losgelöst von den Motorrädern sind wir ein stinknormaler Verein.» Von April bis Oktober gibt es verschiedene nationale und internationale Blue-Knights-Treffen. Laut Chef Hübner gründen sich immer mehr Ortsgruppen. «Und somit immer neue Ziele, die man anfahren kann.»