Die ersten Frostnächte sind da, auch in Pforzheim laufen die Heizungen wieder auf Hochtouren. Doch während die Wärme langsam durch die Rohre zieht, brodelt es an anderer Stelle: im Gesetzbuch. Was bedeutet das umstrittene Gebäudeenergiegesetz für Hausbesitzer? Und warum reden plötzlich alle über den Heizungstausch und Sanierungen?
Die alte Heizung im Keller ist längst nicht mehr nur ein technisches Detail – sie ist ein politisches und finanzielles Thema. Seit Anfang 2024 reden alle darüber und das hat Gründe, die auf drei Buchstaben zurückgehen: GEG. Das Kürzel steht für „Gebäudeenergiegesetz“.
Das Gebäudeenergiegesetz macht Druck
„Alte Heizungen haben zusehends ausgedient, zumindest dann, wenn sie unter die Austauschpflicht des Gebäudeenergiegesetzes fallen“, sagt der Energieexperte Cyran Heid. Seit Januar 2024 gilt: Öl- und Gas-Konstanttemperaturkessel, die älter als 30 Jahre sind, müssen raus. Bei Eigentümerwechsel bleibt nur ein Zeitfenster von zwei Jahren. Wer also gerade ein Haus mit deutlich erhöhtem energetischem Sanierungsbedarf in Dillweißenstein oder Brötzingen gekauft hat, sollte schnell handeln. „Wer ein Ein- oder Zweifamilienhaus seit dem 1. Februar 2002 besitzt und selbst darin wohnt, ist von der generellen Austauschpflicht befreit, sofern das Heizsystem bereits zu diesem Zeitpunkt bestand“, sagt Heid.
Die Pflicht trifft nicht alle gleichzeitig, aber sie kommt: Für Neubauten gilt sie sofort, für Bestandsgebäude je nach kommunaler Wärmeplanung spätestens bis zum Jahr 2028. In Städten wie Pforzheim, die ihre Wärmeplanung gerade vorantreiben, wird das Thema also bald für alle relevant. Mit der kommunalen Wärmeplanung geht die Stadt nach eigenen Worten „einen wichtigen strategischen Schritt in Sachen Wärmewende in Pforzheim und somit auch einen großen Schritt, um unsere Klimaschutzziele zu erreichen“. „Die bisherigen Untersuchungen zeigen, dass noch rund 81 Prozent der Wärmeerzeugung in Pforzheim aus fossilen Energieträgern stammen. Um das politisch verankerte und ambitionierte Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen, muss dieser Anteil erheblich reduziert werden“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt vom Oktober 2023.
Was sich hinter der65-Prozent-Quote für erneuerbare Energien verbirgt
Seit 2024 müssen neu installierte Heizungen zu mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen. Das bedeutet: Wärmepumpen, Solarthermie oder Hybridlösungen könnten die Zukunft sein.
Diese Vorgabe sorgt für Handlungsdruck – nicht aus ideologischer Lust, sondern aus gesetzlicher Notwendigkeit. Und sie verändert die Gespräche: Was früher eine Frage des Komforts war, ist heute eine strategische Entscheidung für die nächsten Jahrzehnte.
Üppige Förderungen erleichtern den energetischen Umstieg
Die gute Nachricht: Wer jetzt umsteigt, kann sich hohe Zuschüsse sichern – bis zu 70 Prozent Förderung sind möglich. Die schlechte: Wer die Fristen ignoriert, riskiert Bußgelder bis zu 50.000 Euro. Nichtstun kann sich finanziell rächen. Sinnvoll ist, die Planung früh anzustoßen – inklusive Heizlastberechnung und Einberechnung von Fördermitteln – statt erst zu reagieren, wenn die Anlage ausfällt.
Was heißt das für Pforzheim konkret?
In den Straßenzügen von Eutingen oder der Nordstadt sieht man bereits die ersten Handwerkerfahrzeuge, die Wärmepumpen installieren. Energieberater berichten von vollen Terminkalendern. Der typische Ablauf: erst Beratung, dann Förderantrag, dann Auftrag. Wer clever ist, nutzt den individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) – er bringt zusätzliche Boni. Zudem wäre es verkehrt, „nur“ die alte Heizung durch eine moderne Wärmepumpe auszutauschen – wenn gleichzeitig nicht die Dämmung von Fenstern, Wänden oder Dächern auf den Prüfstand gestellt wird. Schließlich kann auch ökologisch unbedenklicher geförderte Energie einfach nutzlos verpuffen und durch Ritzen entweichen.
Die Kombination aus gesetzlichen Vorgaben, Förderkullise und steigenden Energiekosten macht den Heizungstausch in Pforzheim zum Stadtgespräch. Dabei ist vor allem eines gefragt: ein kühler Kopf und smartes Rechnen. In Eigentümerversammlungen, auf Baustellen und sogar in Cafés wird diskutiert: Wärmepumpe oder Nahwärme? Lohnt sich Solarthermie? Wie lange dauert die Förderung? Die Antworten sind komplex und selten universell nutzbar. Aber eines ist klar: Wer sich frühzeitig informiert, spart Geld und Nerven. Und wer wartet, riskiert nicht nur Bußgelder, sondern auch den Wert seiner Immobilie.

