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TikTok in Russland abermals nur bedingt verfügbar

Im März 2022 wurde über Nacht der Zugang zur weltweit beliebten Kurzvideo-App „TikTok“ für russische Nutzer gesperrt. Diese Sperre erfolgte als Reaktion auf das damals neu eingeführte „Fake News“-Gesetz Russlands, das schwere Strafen für die Verbreitung von Falschinformationen, die vor allem gegen das Militär gerichtet waren, androhte.

Jedoch gab es 2024 eine kurze Lockerung dieser Maßnahmen, denn zu Beginn dieses Jahres schien TikTok in Russland ein überraschendes Comeback zu feiern. Den begeisterten Usern in Russland war es also wieder möglich, Inhalte von der Plattform zu konsumieren und eigenen Content zu veröffentlichen.

Gerade als sich die russischen TikTok-Benutzer wieder in den Rhythmus des Scrollens, Betrachtens und Erstellens gewöhnt hatten, haben ihnen die politisch Verantwortlichen im Kreml einen weiteren Strich durch die Rechnung gemacht. Jüngsten Berichten zufolge wurde die Nutzung der Kurzvideoplattform in Russland teilweise wieder eingeschränkt. Beim Versuch, auf die eigenen Konten zuzugreifen, werden die einzelnen Benutzer mit einer Benachrichtigung begrüßt, die wie folgt lautet:

„Wir haben bestimmte TikTok-Funktionen in Ihrer Region eingeschränkt. Sie können vorübergehend keine Videos posten oder Live-Streams erstellen. Wir informieren Sie, wenn diese Funktionen wieder verfügbar sind.“

Die unerwartete Kehrtwende kommt nach einer Phase relativer Normalität für die russischen Plattformbenutzer. Das anfängliche Verbot der Nutzung im März 2022, kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, hatte viele Benutzer frustriert und ohne weiterführende Informationen zurückgelassen.

Während die vollständige Verfügbarkeit von TikTok Anfang 2024 mit Begeisterung von der Nutzer-Community aufgenommen wurde, ist nun die Möglichkeit, Inhalte zu erstellen und mit anderen Benutzern zu teilen, erneut eingeschränkt worden.

Trotz des aktuell unterbundenen Zugriffs können Benutzer weiterhin auf vorhandene Inhalte, die sich auf der Plattform befinden, zugreifen und sich diese anzeigen lassen. Dies bedeutet, dass das Betrachten zuvor hochgeladener Videos, sowohl von russischen Usern als auch möglicherweise (abhängig von den spezifischen Einschränkungen) von internationalen TikTokern, weiterhin möglich ist.

Da jedoch keine neuen Videos gepostet werden können und auch die Teilnahme an Live-Streams nicht mehr möglich ist, wird der interaktive und kreative Geist, für den TikTok bekannt ist, erheblich gestört. Denn diese Plattform lebt bekanntermaßen von benutzergenerierten Inhalten, und diese jüngsten Einschränkungen hinterlassen zweifellos eine erhebliche Lücke in der russischen TikTok-Gemeinschaft.

Die Gründe: Ein Labyrinth der Ungewissheit

Die Gründe für die jüngsten Zugangssperren für TikTok in Russland bleiben weiterhin unbekannt. Bislang gibt es keine offizielle Stellungnahme von ByteDance, dem Eigentümer der Plattform, zu den betreffenden Gründen. Es ist daher verständlich, dass dieser Mangel an Transparenz vielfältige Spekulationen anheizt und die russischen Nutzer frustriert und verwirrt zurückgelassen werden.

Einige Experten gehen davon aus, dass die Beschränkungen mit den anhaltenden geopolitischen Spannungen zusammenhängen könnten. Russlands militärische Aktionen in der Ukraine sind nach wie vor ein weltweites Politikum, und auch die Sozialen Medien haben sich seit geraumer Zeit zu einem Schlachtfeld der internationalen Informationskontrolle entwickelt.

Es ist durchaus denkmöglich, dass die russischen Behörden TikTok mehrfach unter Druck gesetzt haben, die Erstellung von Inhalten einzuschränken, um die Kontrolle über die Berichterstattung zu behalten oder die Verbreitung von Film- und Datenmaterial zu verhindern, das als ungünstig für die Regierung bzw. für die russischen Streitkräfte angesehen wird.

Eine andere Möglichkeit liegt in der sich ständig weiterentwickelnden Rechtslandschaft rund um die Online-Inhalte in Russland. Das „Fake News“-Gesetz, das 2022 zunächst zur ersten Blockade von TikTok geführt hat, wirft weiterhin einen langen Schatten auf die Informationsweitergabe im größten Land der Erde. Die vagen Definitionen und harten Strafen des Gesetzes machen es für Plattformen wie TikTok, die stark auf benutzergenerierte Inhalte angewiesen sind, riskant am russischen Markt zu agieren.

Aus Angst vor möglichen Konsequenzen und harten Strafen aufgrund von scheinbaren Gesetzesverstößen könnte TikTok einen vorsichtigen Ansatz gewählt und die Funktionen zur Inhaltserstellung eingeschränkt haben, bis die Situation klarer und einfacher zu beurteilen wird.

In diesem Zusammenhang muss nochmals auf die kurzlebige Euphorie erinnert werden, die nach der vollständigen Wiederherstellung von TikTok Anfang 2024 aufkam. Obwohl es nur wenige Details darüber gibt, deutete die Nutzerresonanz auf der Grundlage von Medienberichten auf eine Welle sowohl negativer als auch positiver Rückmeldungen rund um die damalige Wiederaufnahme des Videostream-Dienstes hin.

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Die aktuelle Situation: Unsicherheit und Frustration

Die aktuelle Situation rund um TikTok in Russland zeichnet ein Bild der Unsicherheit und Frustration. Während die Plattform für einige Benutzer weiterhin zugänglich ist und sie bereits vorhandene Inhalte zur Verfügung stellt, können andere User überhaupt nicht zugreifen. Berichten zufolge gibt es keinerlei Erklärungen von offizieller Seite, sodass viele Benutzer hinsichtlich ihres Zugriffs frustriert, aber auch irritiert sind.

Als Reaktion auf diese negativen Kritiken haben einige russische Medien Umgehungslösungen für den Zugriff auf die volle Funktionalität der Plattform angeboten. Ein solcher Vorschlag besteht beispielsweise darin, die Regionseinstellungen auf den mobilen Geräten zu ändern und Praktiken zu spiegeln, die von Benutzern in anderen Ländern angewendet werden, die mit ähnlichen Einschränkungen bei Streaming-Diensten, Online Gaming-Plattformen und sogar Online Casinos konfrontiert sind.

Das Benutzerfeedback zeichnet jedoch ein düsteres Bild hinsichtlich der Wirksamkeit dieser Umgehungslösungen. Viele, die versucht haben, ihre Regionseinstellungen zu ändern, berichten dennoch von weiter anhaltenden Zugriffsbeschränkungen. Dies deutet darauf hin, dass die Sperren möglicherweise auf einem systemisch hohen Level implementiert werden und höchstwahrscheinlich an Benutzer-IP-Adressen oder zusätzliche Geolokalisierungsdaten gebunden sind.

Die Ineffektivität dieser Umgehungslösungen trägt zusätzlich zur bereits bestehenden Frustration der russischen TikTok-Benutzer bei. Die Plattform lebt von der Möglichkeit, Inhalte zu erstellen und zu teilen, und diese Einschränkungen schränken diese Funktionalitäten stark ein. Das Fehlen eines klaren Zeitplans für die Wiederherstellung des vollen Leistungsumfangs verschärft die Situation noch zusätzlich und führt dazu, dass sich viele Benutzer von der globalen TikTok-Community abgekoppelt und entfremdet fühlen.

Der Vergleich mit anderen Online-Plattformen wie Netflix, die in Russland ebenfalls mit Einschränkungen konfrontiert waren, verdeutlicht einen breiteren Trend. Der verschärfte Griff der russischen Regierung auf Online-Inhalte schafft sowohl für Benutzer als auch für Plattformen ein Umfeld der Unsicherheit innerhalb eines Überwachungsstaates. Wie bei TikTok kann dies zu Zugriffssperren, Frustration und einer Minderung des interaktiven und kreativen Geistes führen, für den Online-Plattformen eigentlich bekannt sind.

Apps mit begrenzten Möglichkeiten

Während die aktuellen Beschränkungen für TikTok für russische Nutzer zweifellos unbefriedigend sind, ist es wichtig, den breiteren Kontext des Zugangs zu sozialen Medien im Land zu berücksichtigen. Plattformen wie Facebook, Instagram und YouTube sind in Russland seit 2022 komplett verboten und nicht mehr erreichbar.

Dies unterstreicht die strengere Haltung der Regierung gegenüber ausländischen Medien-Plattformen und deutet möglicherweise auf ein ähnliches Schicksal für ein teilweise eingeschränktes TikTok hin.

Die Rückkehr von TikTok nach Russland im Jahr 2024 war, wie bereits oben beschrieben, nur von kurzer Dauer. Die Plattform sieht sich nun erneuten Beschränkungen gegenüber, sodass Benutzer keine neuen Videos veröffentlichen oder an Live-Streams teilnehmen können. Die Gründe für diese Einschränkungen bleiben weiterhin unklar, wobei Spekulationen auf geopolitische Spannungen oder die Komplexität des russischen „Fake News“-Gesetzes hinweisen.

Die Inkonsistenz beim Benutzerzugriff und die Ineffektivität von Überbrückungsmöglichkeiten verschärfen die Situation weiter.

Für russische TikTok-Benutzer bleibt die Zukunft ungewiss. Ob die Plattform ihre volle Funktionalität mittel- bis langfristig wiedererlangen oder einer dauerhafteren Einschränkung ausgesetzt sein wird, bleibt abzuwarten.

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