Baden-Württemberg gilt als wirtschaftsstark, fleißig und kreditwürdig. Genau deshalb gehen viele Verbraucher davon aus, bei Ratenkrediten automatisch fair behandelt zu werden. Diese Annahme ist zwar bequem, aber leider oft falsch. Wer im Südwesten einen Ratenkredit aufnimmt, zahlt im Schnitt mehr als Kreditnehmer in anderen Bundesländern. Das hat nichts mit schlechter Bonität zu tun, dafür aber mit regionalen Marktmechanismen, die selten hinterfragt werden. Wir haben uns in diesem Artikel etwas intensiver damit auseinandergesetzt.
Regionale Kreditpreise sind kein Naturgesetz
Kreditzinsen entstehen nicht im luftleeren Raum. Banken kalkulieren diese regional und Sparkassen agieren hierbei stark föderal. Das bedeutet, dass jede Region ihre eigenen Schwerpunkte, Preise und Risikobewertungen festlegt. Das führt dazu, dass zwei Verbraucher mit ähnlichem Einkommen und ähnlicher Bonität je nach Wohnort sehr unterschiedliche Zinsen zahlen können. Baden-Württemberg fällt dabei regelmäßig negativ auf.
Sparkassen in Baden-Württemberg mit höheren Zinsen
Die Sparkassen in Baden-Württemberg verlangen von privaten Kreditnehmern überdurchschnittlich hohe Kreditzinsen.
Zu diesem Ergebnis kommt eine unter http://www.kreditvergleich.net/statistiken/privatkredit-zinsen-der-sparkassen/ veröffentlichte Marktanalyse, in welcher die Zweidrittel-Zinsen aller Sparkassen nach Bundesländern ausgewertet wurden. Zweidrittel-Zinsen deswegen, weil diese mit mindestens zwei Dritteln aller Kreditnehmer tatsächlich vereinbart wurden, wohingegen die sogenannten Schaufensterzinsen nur den jeweils günstigsten Zinssatz angeben, der dann in der Praxis kaum zu haben ist.
Mit durchschnittlich 11,81 Prozent effektivem Jahreszins liegen die Sparkassen in Baden-Württemberg dabei nicht nur 4,6 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, sondern auch 59,4 Prozent über dem Durchschnitt aller von der Redaktion ausgewerteten Angebote anderer Banken. Interessant ist auch die Spanne der Zinsen der Sparkassen auf deren Privatkredite, die in Baden-Württemberg von 5,37 bis 13,59 Prozent effektivem Jahreszins reicht. Im Extremfall ist der Kredit bei der einen Sparkasse also bis zu 250 Prozent teurer als bei der anderen.
Diese Zahlen zeigen auf, dass Kreditpreise in Baden-Württemberg nicht nur höher, sondern auch extrem uneinheitlich sind.
Warum gerade hier?
Ein Grund für diese Situation ist auch das Kundenverhalten. Sparkassen genießen im Südwesten hohes Vertrauen. Viele Kunden bleiben jahrzehntelang bei ihrer Hausbank. Vergleiche finden daher verständlicherweise selten statt. Genau das senkt den Preisdruck. Ein weiterer Faktor ist der Wettbewerb: In manchen Regionen ist die Dichte an Direktbanken und alternativen Anbietern geringer. Weniger Konkurrenz führt selten zu besseren Konditionen.
Hinzu kommen kostenintensive Strukturen. Filialnetze, persönliche Beratung und regionale Präsenz sind teuer. Diese Kosten tauchen nicht auf der Rechnung auf. Sie stecken im Zinssatz.
Schaufensterzinsen verzerren die Wahrnehmung
Viele Verbraucher orientieren sich an beworbenen Zinssätzen. Diese gelten fast immer nur für ideale Kundenprofile. In der Praxis zahlen die meisten deutlich mehr. Die Zweidrittel-Zinsen sind deshalb aussagekräftiger. Sie zeigen, was tatsächlich vereinbart wird. Das ist kein kleiner Unterschied, aber bewegt sich oft im Bereich mehrerer tausend Euro, über die Laufzeit.
Viele Kreditnehmer schließen ihren Ratenkredit dort ab, wo sie ohnehin ihr Konto haben. Das spart Zeit, aber selten Geld. Gerade in wirtschaftlich starken Regionen wie Baden-Württemberg verlassen sich Banken darauf, dass Kunden wenig wechseln. Das wirkt sich direkt auf die Konditionen aus. Wer nicht vergleicht, zahlt oft einen Bequemlichkeitsaufschlag. Still und ohne Quittung.
Gute Bonität schützt nicht vor hohen Zinsen
Ein verbreiteter Irrtum lautet: Gute Bonität führt automatisch zu guten Zinsen. In der Realität ist Bonität nur ein Baustein. Regionale Preisstrategien, interne Vorgaben und Vertriebspolitik wiegen oft schwerer. Auch sehr kreditwürdige Kunden zahlen daher nicht automatisch faire Konditionen.
Das Problem dabei der Mangel an Transparenz.
Was Verbraucher konkret tun können
Wer einen Ratenkredit plant, der muss daher auch ein paar einfache Regeln beachten:
- In erster Linie nicht nur bei der Hausbank anfragen, sondern tatsächlich mehrere Banken in der Region nicht nur bei der Hausbank anfragen
- Immer auch die realen Effektivzinsen vergleichen und im Vordergrund der Diskussion beachten
- Werbezinsen müssen kritisch hinterfragt werden
Der reelle Aufwand für den Vergleich ist überschaubar, entgegen dessen, dass der finanzielle Unterschied oft erheblich ist.
Fazit
Dass Verbraucher in Baden-Württemberg oft mehr für Ratenkredite zahlen, ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis regionaler Marktstrukturen, geringer Wechselbereitschaft und einer Preisgestaltung, die selten hinterfragt wird.
Ein Kredit ist ein wichtiger Vertrag, der unbedingt verglichen werden sollte, bevor man sich langfristig bindet. Wer das nicht tut, zahlt häufig mehr.