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Keine Angst vor Veränderung hat Referent Andreas Boes.  Foto: Scheck 

„Deutschland hat Nachholbedarf“: Professor Boes erklärt im Osterfeld die Folgen der Digitalisierung

Pforzheim. Wird der Mensch nach und nach durch Computer ersetzt oder bietet das Thema Digitalisierung unendlich viele Möglichkeiten? Fragen, die derzeit die Menschen beschäftigen und auf die Professor Andreas Boes in seinem Vortrag am Dienstagabend im großen Saal des Kulturhauses Osterfeld einige Antworten bereit hielt. Boes ist Experte für das Thema „Informatisierung der Gesellschaft und Zukunft der Arbeit“ und führt dazu am Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF München) ein Forschungsteam.

Im Zentrum seiner lebendigen Ausführungen stand die Zukunft der Arbeit. Er zeigte die große Verunsicherung auf, die auch dadurch entsteht, dass große Wirtschaftsbosse wie Hasso Plattner von SAP davon ausgehen, dass für 30 Prozent der Menschen in der Arbeitswelt der Zukunft kein Platz mehr sein wird. „Die Menschen haben Angst vor einer Beherrschung durch die Technik. Die einen glauben an sie, die anderen fürchten sie“, so Boes. „Dies führt zu einer Spaltung, aus der wir einen Weg finden müssen.“ Er blickte in seinem Vortrag zurück in die Arbeitswelt der vergangenen 100 Jahre. Das Internet war dabei für ihn die Basis des historischen Umbruchs. „Durch das Internet entsteht ein Informationsraum. Das Smartphone ist für viele Menschen der Zugang zu dieser neuen Informationswelt.“ An praktischen Beispielen wie Facebook, Apple, Uber oder Tesla machte er deutlich, wie durch das Internet Ökonomie betrieben werden kann, was diese Unternehmen von Anfang an verstanden hätten. „In diesem Zusammenhang sind wir in Deutschland hinterher“, betonte er. Er verdeutlichte jedoch auch, dass der Mensch nach wie vor das Zentrum der Wertschöpfung ist. „Die Daten, die von Computern gesammelt werden, sind das Ausgangsmaterial. Aus Informationen Innovationen zu machen, dafür sind die Menschen verantwortlich.“

Im Anschluss an seine Ausführungen entstand eine rege Diskussion mit dem Publikum über autonomes Fahren oder auch die Mediennutzung von Kindern. „Wir haben eine soziale Verantwortung, die Reflexion bei der Nutzung von neuen Medien ist wichtig“, erklärte Gerhard Schimpf von der Firma ACM Germany. Mit der Vortragsreihe möchten die Organisatoren die Diskussion zur Digitalisierung in die Gesellschaft hineintragen.