
IMO zeigt sich von schweren Vorwürfen überrascht
Königsbach-Stein. IG Metall: Kündigungen wegen geplanter Gründung eines Betriebsrats. Geschäftsleitung führt dagegen betriebsbedingte Gründe ins Feld.
Bei der IMO Oberflächentechnik GmbH und ihren Tochterfirmen ist es zu mehreren Kündigungen gekommen. „Und das ganz augenscheinlich nur, weil diese Kolleginnen und Kollegen einen Betriebsrat in dem Unternehmen gründen wollten,“ erklärt der Gewerkschaftssekretär der IG Metall Pforzheim, Kai Müller. „Ein solches Vorgehen passt eher in den Frühkapitalismus des Kaiserreichs, als in die heutige moderne Arbeitswelt.“
Das Königsbacher Unternehmen, das in den nächsten Jahren auch einen Standort in der Goldstadt beziehen wird, bestreit die Vorwürfe. „Aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage, unter anderem verursacht durch den Dieselskandal, hat die Geschäftsleitung strukturelle und organisatorische Maßnahmen wie die Straffung der Geschäftsprozesse vorgenommen, wozu auch die Einführung von Kurzarbeit sowie die betriebsbedingte Freisetzung von Mitarbeitern zählt.“ Mit der angeblichen Gründung eines Betriebsrats habe dies alles nichts zu tun.
Dem IG Metall-Sekretär zufolge hatten sich bereits im vergangenen Jahr Beschäftigte des Unternehmens an ihn gewandt und von Missständen innerhalb der Firma IMO berichtet. Ihr Wunsch war es, endlich einen Betriebsrat zu bekommen, der sich für die Belange der Beschäftigten einsetze. „So, wie es bei den meisten Firmen dieser Größe eigentlich normal und rechtens ist,“ ergänzt Larissa K., die auch von einer Kündigung betroffen ist. „Wir wollten einfach mehr Sicherheit und Schutz für all unsere Kolleginnen und Kollegen.“ In der ersten Zeit habe man sich in einem kleinen Kreis in Wohnzimmern, dann später in Nebenzimmern von Gaststätten getroffen. „Es gab sehr viel positive Stimmen für eine Betriebsratswahl, aber die Furcht vor Entdeckung war allgegenwärtig.“
Für Kai Müller, der selbst fast 20 Jahre lang Betriebsrat war, bevor er Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Pforzheim wurde, sei es besonders erschreckend zu sehen, wie viel Angst in dieser Belegschaft verankert ist, vom Arbeitgeber mit dem Thema Betriebsratsgründung in Verbindung gebracht zu werden. „Obwohl es vom Gesetz vorgeschrieben ist, dass es bereits in Betrieben mit fünf und mehr Beschäftigten einen Betriebsrat gibt, hat sich die Geschäftsführung bei IMO augenscheinlich vorgenommen, alle Versuche eine Betriebsratswahl durchzuführen aktiv und mit Gewalt zu unterdrücken,“ klagt Müller die Unternehmensleitung an. Diese habe innerhalb von wenigen Tagen alle direkt involvierten Beteiligten gekündigt. Zum Teil sogar fristlos. „Auch, wenn man als Kündigungsgrund selbstverständlich nicht auf die geplante Betriebsratsgründung eingegangen ist, es hat ausnahmslos unsere aktiven Gewerkschafter im Betrieb getroffen. Das kann kein Zufall sein,“ erklärt Müller. „Noch immer werden Beschäftigte gefragt, ob sie ebenfalls was mit dieser Gruppe zu schaffen gehabt hätten.“ Die betroffenen Kollegen werden juristisch von der IG Metall vertreten und bei den bereits eingeleiteten Kündigungsschutzklagen unterstützt.
„Als man mir die Kündigung zustellte, wusste nicht einmal mein direkter Vorgesetzter, dass ich rausgeworfen werden soll,“ sagt Maria U., die ebenfalls in der kleinen Gruppe mitgearbeitet hatte. „Dabei wollen wir einen Betriebsrat gründen, damit so etwas in Zukunft nicht mehr passieren kann. „Wir wollen endlich auch die Gleichbehandlung zwischen Männern und Frauen. Da liegt es bei IMO nämlich sehr im Argen.“ Häufig müsse man die Wochenenden opfern, um Überstunden zu leisten, ergänzt ihr ebenfalls gekündigter Mitstreiter Julian N.
„IMO als eines der führenden Unternehmen der Oberflächentechnik hat in den vergangenen Jahren einen starken Wachstumskurs verfolgt und zahlreiche qualifizierte neue Arbeitsplätze geschaffen“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. Neben einem modernen Arbeitsumfeld biete man als innovatives und modernes Familienunternehmen für die Belegschaft umfassende Mitarbeiterentwicklungsprogramme. Allen Beschäftigten werde dadurch die Möglichkeit zur betriebsinternen Weiterbildung und Qualifizierung eröffnet, was positiv angenommen werde und zu einem „überdurchschnittlich guten Betriebsklima geführt hat“, heißt es weiter. Vor diesem Hintergrund nehme die Geschäftsleitung von IMO überrascht zur Kenntnis, dass es Bestrebungen zur Gründung eines Betriebsrats geben soll.