
Das traditionsreiche Pforzheimer Kaufhaus Galeria Kaufhof hat schon weitaus bessere Zeiten erlebt. Mit der Fusion von Karstadt und Kaufhof waren auch einschneidende Personalreduzierungen verbunden. 145 Mitarbeiter, darunter auch viele Teilzeitkräfte, zählte das Haus noch im vergangenen Sommer. Ein Drittel der Stellen musste abgebaut werden, bestätigt Betriebsratsvorsitzender Theo Lajer im Gespräch mit der PZ. Es gibt einen Interessenausgleich und Sozialplan. Bundesweit sind rund 1300 Kaufhof-Beschäftigte mit einer Abfindung ausgeschieden.
Gekündigt wurde niemand, betont Lajer. „Einige Kollegen gehen in den Ruhestand. Auch viele jüngere Mitarbeiter sind gegangen.“ Einzelhandelskaufleute seien gefragt. Manche suchten sich eine neue Tätigkeit außerhalb des Einzelhandels.
Auch die Kunden spüren den personellen Aderlass: Weniger Personal bedeutet weniger Beratung und Service. Wer in den oberen Etagen von Galeria Kaufhof in der Goldstadt die gewünschte Ware gefunden hat, muss erst mal eine Kasse finden. Bezahlen kann man nämlich nur noch im Untergeschoss, dem Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss.
Eine unerfreuliche Überraschung zum Jahreswechsel bedeutete auch der bundessweite Ausstieg von Galeria Kaufhof aus dem beliebten Payback-Rabattsystem. Dafür gibt es die eine neue Kundenkarte. „Der Start der GALERIA Karte war ein toller Erfolg, den wir unseren hochmotivierten Mitarbeitern zu verdanken haben“, schwärmt Thomas Wanke, Vertriebschef von Galeria Karstadt Kaufhof. Viele Kunden sehen dies freilich anders. Auch ob die Rechung der Karstadt-Führung aufgeht, scheint fraglich. Schließlich war die Payback-Karte ein entscheidender Umsatzbringer – ein Großteil der Einkäufe wurden mit Payback-Punkten kombiniert.
Karstadt war bereits 2019 aus dem Bonuspunkte-Programm ausgestiegen. Auf der Facebook-Seite des Unternehmens häufen sich die Beschwerden. „Es gibt keinen Grund mehr, bei euch noch einzukaufen“, reagiert eine Kundin erbost. Bei Kaufhof kann man keine Payback-Punkte mehr sammeln, noch die bereits gesammelten dort ausgeben. Verloren sind die gesammelten Punkte jedoch nicht, sie können noch weitere drei Jahre bei anderen Partnern von Payback eingetauscht werden.
Der fusionierte Warenhauskonzern Karstadt Kaufhof steckt weiterhin tief in den roten Zahlen. Allein Karstadt werde in diesem Geschäftsjahr einen Verlust von 78 Millionen Euro schreiben, sagte Vorstandschef Stephan Fanderl kürzlich dem „Handelsblatt“. Demnach dürfte sich der Verlust für das Gesamtunternehmen wohl auf einen dreistelligen Millionenbetrag summieren. Die Sanierung werde auch durch Altlasten erschwert, die vom früheren Kaufhof-Eigentümer Hudson’s Bay übernommen worden seien. So habe der kumulierte Verlust aus den vergangenen vier Jahren bei Kaufhof allein bei 600 Millionen Euro gelegen. Insgesamt sind Fanderl zufolge bis 2022 Einsparungen durch Synergien von rund 380 Millionen Euro eingeplant. 130 Millionen Euro davon seien schon fürs nächste Geschäftsjahr gesichert in den Büchern. „Bis 2023 werden wir eine Umsatzrendite von zwei bis drei Prozent erreichen“, prognostizierte der Karstadt Kaufhof-Chef.
Die verbliebenen Kaufhof-Mitarbeiter mussten durch den jüngsten Tarifabschluss finanzielle Einbußen hinnehmen. Urlaubs- und Weihnachtsgeld fallen weg, immerhin bleibt das monatliche Bruttogehalt erhalten. Im Gegenzug steigt das Entgelt der Karstadt-Beschäftigten, die aufgrund eines Sanierungstarifvertrages deutlich weniger verdienten als ihre Kollegen, um elf Prozent auf das Niveau von Kaufhof. Der Tarifvertrag soll bis 2025 gelten und sieht die schrittweise Rückkehr des Warenhauskonzerns auf das Tarifniveau im Einzelhandel vor.