Küchenchef Andreas Wolf verlässt die „Pyramide“. Foto: Ketterl
Wirtschaft
Nach 25 Jahren: In der „Pyramide“ ist bald Feierabend
  • Gerd Lache

Pforzheim. Eine weitere Topadresse in der Goldstadt schließt demnächst ihre Pforte. Ende des Monats gehen im Feinschmecker-Restaurant „Pyramide“ die Lichter aus.

Im April vor 25 Jahren haben der Meisterkoch Andreas Wolf und seine Ehefrau, die gelernte Hotelfachfrau Beate Wolf, die „Pyramide“ an der Dietlinger Straße in Pforzheim übernommen und zu einem bis heute gut laufenden gastronomischen Betrieb aufgebaut, dessen guter Ruf weit über die Stadtgrenze hinaus reicht. Zuletzt stand Sohn Benedikt seinen Eltern im Restaurant zur Seite. Kulinarische Verwöhnstunden in besonderem Ambiente wurden ebenso zelebriert wie Geschäftsessen mit internationalen Kunden der regional ansässigen Unternehmen.

Keine wirtschaftlichen Gründe

Nein, „es stehen keine wirtschaftlichen Gründe hinter der Schließung“, macht Andreas Wolf im PZ-Gespräch deutlich. Aber nach einem Vierteljahrhundert Arbeit „auf der Überholspur“ wolle er neue Herausforderungen angehen. Die Überholspur, das sei beispielsweise die abendliche Eine-Person-Show für ihn in der Küche und für Beate Wolf im Service – dies mit dem Anspruch, den Gästen nur Bestes bieten zu wollen. Wolf: „Ich war in 25 Jahren nur drei Tage krank.“

Die Überholspur, das seien Kochkurse, Cateringaktivitäten bei Firmen- und Kulturevents, Autorentätigkeiten für kulinarische Hochglanzdruckwerke, die erfolgreiche Teilnahme an diversen Schulungen und Wettbewerben sowie Auftritte in TV-Kochshows – ganz zu schweigen von den täglichen Einkaufstouren, um die Küche mit frischen Zutaten zu versorgen.

„Ich hatte an manchen Tagen nur drei Stunden Schlaf. Die 35-Stunden-Woche habe ich oft schon am Mittwoch erreicht.“ Hinzugekommen als zusätzliche Belastung seien geänderte Rahmenbedingungen im privaten und beruflichen Umfeld. Beispielsweise wachse die alltägliche Bürokratie in bedrohlichem Maße, sie fresse immer mehr wertvolle Lebenszeit. „Das alles schlägt sich irgendwann auf die Gesundheit nieder“, sagt der heute 56-jährige gebürtige Heidelberger. „Ohne meinen Sport hätte ich das nicht so lange durchgehalten“, erklärt Wolf, der den Arbeitsstress abbaut, indem er Rennrad fährt, Schwimmen und Joggen geht.

Mehr als 50 Auszeichnungen

Das Ehepaar Wolf gilt Stammgästen zufolge als ideale Symbiose für das nachhaltige Betreiben eines Restaurants, das für perfekte Gastlichkeit steht. Mehr als 50 Auszeichnungen und Urkunden zeugen davon: Ob Gault Millau, Michelin, Schlemmer Atlas, Gusto oder Varta und Goldene Service Krone – „die Pyramide hat sich einen hervorragenden Ruf erarbeitet“, hieß es noch 2015 in der Laudatio beim Festakt im CongressCentrum Pforzheim, als die Wolfs für das kleine, aber feine Restaurant mit rund 20 Sitzplätzen den Pforzheimer Wirtschaftspreis in der Kategorie „Marke und Image“ entgegengenommen haben. Das Erfolgsrezept der Pyramide sei nicht kopierbar, meinte seinerzeit Laudator Wolfgang Hofmann. Familie Wolf präge ihre Marke „Pyramide“ mit Authentizität, Individualität und Hingabe.

Und damit ist demnächst Schluss. Was bringt die Zukunft? „Wir müssen jetzt erst einmal mental runterkommen“, erklärt Andreas Wolf. Nachdem die ersten Gerüchte über die bevorstehende Pyramide-Schließung in der Gastrobranche die Runde gemacht hatten, habe er „einige attraktive Angebote für die Übernahme von Restaurants bekommen“. Doch seine künftige Herausforderung sieht er auf einem anderen Gebiet. Aktuell geplant habe er ein Gemeinschaftsprojekt mit Istef Delijaj. Der einstige Lehrling des Fleischerfachgeschäfts Reiling in Ersingen hat 2007 als Meister seines Fachs seinen Ausbildungsbetrieb übernommen und 2009 eine Filiale in Ispringen eröffnet. „Ein Koch und ein Fleischer, das ist die ideale Ergänzung“, meint Wolf. Zusammen wollen sie unter anderem das Bistro und den Catering-Bereich von Reiling ausbauen.

Außerdem wird sich Wolf künftig noch stärker auf den Schulungsbereich fokussieren und daneben mit einer eigenen Firma a la „Rent a Cook“ aktiv sein. „Catering, Schulungen und Privat-Koch werden meine Zukunft sein“, ist sich der Pyramide-Chef momentan sicher. Ehefrau Beate will hingegen im Gastro-Servicebereich bleiben und Sohn Benedikt absolviert derzeit eine Ausbildung als Mechatroniker, mit der Option eines längeren USA-Aufenthalts nach seinem Abschluss.

Doch bis Sonntag, 24. Juni, dem letzten Pyramide-Tag, wollen die Wolfs noch wie gewohnt in ihrem Restaurant die Gäste kulinarisch verwöhnen – mit Vollgas auf der „Überholspur“.

www.restaurant-pyramide.de