
- Lothar H. Neff
Der Besitzer des elektrobetriebenen Mountain-Bikes muss sich keine Sorgen machen, wenn Professor Carlo Burkhardt kurzerhand zum Schraubenschlüssel greift, um den leistungsfähigen Akku abzunehmen.
Die Aktion gehört zu einem Fototermin, um auf die künftigen Aktivitäten die Ispringer Firma Ohnmacht & Baumgärtner (OBE) hinzuweisen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts mit der Hochschule Pforzheim sollen künftig Elektromotoren und Lithium-Ionen-Akkus von E-Bikes in großem Stil recycelt werden. „Angesichts von zehn Millionen batteriebetriebenen Fahrräder in Europa eine nachhaltige Geschäftsidee“, so Burkhardt. Dazu müssten die E-Bikes recyclinggerechte Komponenten erhalten, erläutert der 51-jährige Maschinenbauingenieur, der am 1. April die Leitung des Schmucktechnologischen Instituts (STI) der Hochschule Pforzheim übernommen hat.
Zugleich wurden im Rahmen des EU-Förderprogramms Horizon 2020 gemeinsam mit der Hochschule Pforzheim zwei Folgeprojekte des EU-geförderten Projektes REProMag, das OBE in einem Konsortium mit 13 Firmen koordiniert, beantragt. Unter dem Projekttitel „Resource Efficient Production of Magnets“ entwickelt OBE ein Verfahren zur Herstellung von komplexen Magneten aus Recyclingmaterial.
Durch die Wiederverwendung vorhandener Magnete soll die Abhängigkeit der europäischen Magnet-Produzenten von Lieferungen seltener Erden insbesondere aus China reduziert werden. Hinzu kommt, dass durch die Entwicklung eines Recyclingprozesses der für die Umwelt stark belastende Abbau seltener Erden reduziert werden soll. „OBE als mittelständisches Familienunternehmen hat in Sachen Nachhaltigkeit eine lange Tradition. Das Bestreben, die Umwelt zu schützen, ist für OBE nicht nur ein Zeichen von Weitsicht, sondern auch von ökologischer Verantwortung“, sagt Burkhardt. Hochschule und OBE, wo er viele Jahre Technik-Geschäftsführer war, haben einen Kooperationsvertrag abgeschlossen, der die Weiterentwicklung des Metallpulver-Spritzgussverfahrens (Metal Injection Moulding oder kurz MIM) beinhaltet.
Mit Burkhardt als Bindeglied zwischen OBE und der Hochschule Pforzheim soll die gemeinsame Forschungsarbeit weiter intensiviert werden. „Das Metallpulverspritzguss-Verfahren (MIM) verbindet die Einfachheit der Formgebung des Kunststoff-Spritzgusses mit den ausgezeichneten mechanischen und thermischen Möglichkeiten metallischer Werkstoffe.“ Aufbauend auf einer langjährigen Erfahrung bei der Produktion von Präzisionsbauteilen in der Zerspanungstechnik hat sich OBE seit 1996 zu einem Spezialisten der Metallpulverspritzguss-Technologie entwickelt.
AdBlue-Einspritzdüse
Jetzt habe das Unternehmen in Zusammenarbeit mit einem namhaften Systemlieferanten eine AdBlue-Einspritzdüse zur Schadstoffreduzierung bei Nutzfahrzeugen entwickelt, die nach Firmenangaben deutliche Qualitätsvorteile gegenüber dem bisherigen Konzept bietet. Die Baugruppe, die in drei Varianten für LKW und Busse in Komplettverantwortung im Ispringer Hauptwerk der OBE-Gruppe gefertigt werden wird, besteht neben den präzisen MIM-Teilen aus weiteren Edelstahl-Komponenten, die für einen störungsfreien Betrieb mittels Laserschweißung gasdicht verbunden werden müssen. „Durch die gelungene Kooperation ist sichergestellt, dass die Stickoxidbelastung in Ballungsräumen effizient reduziert werden kann“, betont Burkhardt. „Der gemeinsam erzielte Technologievorsprung ermöglicht OBE aufgrund der höheren Dosierpräzision und besseren Verbrauchswerten die Ablösung eines asiatischen Wettbewerbers als Serienlieferant.“ Die Entwicklung der Schweißnähte erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Schweißlabor von Professor Roland Wahl an Hochschule Pforzheim.
Das Ispringer Unternehmen kommt ursprünglich aus der Brillenzulieferindustrie. Mit 500 Mitarbeitern weltweit (davon 200 am Stammsitz) werden hochpräzise Produkte aus Metall hergestellt.