Die Pforzheimer Kino-Dynastie Michael und Conny Geiger mit Laudator Albert Esslinger-Kiefer (von rechts).

Ketterl
Wirtschaft
Pforzheimer Wirtschaftspreis in drei Kategorien vergeben
  • pm/Gerd Lache

Das Herausragende am Besonderen zu ehren war Ziel des Pforzheimer Wirtschaftspreises 2017. Am Donnerstagabend wurden in den Kategorien „Innovation und Idee“, „Marke und Image“ sowie „Lebenswerk“ drei Pforzheimer Persönlichkeiten ausgezeichnet.

Die diesjährigen Preise gingen in der Kategorie „Innovation und Idee“ an Matthias Zeh, Geschäftsführer der ib company GmbH, in der Kategorie „Marke und Image“ an Cornelia und Michael Geiger, PF Kinobetriebe GmbH & Co. KG, sowie in der Kategorie „Lebenswerk“ an Rolf Nagel, Kreishandwerksmeister und ehemaliger geschäftsführender Gesellschafter der Neon-Nagel GmbH. Die Jury setzt sich aus dem Oberbürgermeister, dem Direktor des WSP, dem Leiter des WSP-Geschäftsbereiches Wirtschaftsförderung und Kommunale Statistik sowie Vertretern von IHK, Handwerkskammer, Sparkasse und Volksbank zusammen.

Die Preise wurden von Oberbürgermeister Peter Boch und Oliver Reitz, Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing (WSP), im Rahmen eines Festakts im CongressCentrum Pforzheim übergeben. „Der Wirtschaftsstandort Pforzheim zeichnet sich durch eine breit gefächerte Branchenvielfalt aus, der wir auch bei der alljährlichen Verleihung des Wirtschaftspreises Rechnung tragen“, so WSP-Direktor Oliver Reitz. Der Preis gilt Pforzheimer Unternehmerinnen und Unternehmern, die in ihren Bereichen am Standort besonders hervorstechen und sich auch darüber hinaus einen Namen gemacht haben. Auch dieses Jahr fand der Pforzheimer Wirtschaftspreis im Großen Saal des CongressCentrum Pforzheim statt und erfreute sich mit knapp 600 Gästen einer noch größeren Resonanz als in den vergangenen Jahren.

Als ein erster Höhepunkt des Abends und zugleich Premiere für die Veranstaltung lud eine Talkrunde die Gäste ein, einen interessanten, informativen und kurzweiligen Austausch zu einem aktuellen Thema mit wirtschaftspolitischer Ausrichtung zu verfolgen. Moderatorin Jeannine Tieling diskutierte mit Cornelia Frank, Leiterin Außenwirtschaft & Standortmarketing Wirtschaft (Nordamerika) bei bw-i (Baden-Württemberg GmbH), Philipp Bauknecht, Geschäftsführer medialesson GmbH und Microsoft Regional Director, sowie mit Patrick Stöber, Geschäftsführer Stöber Antriebstechnik GmbH & Co. KG, über „Ein Jahr Trump – veränderte Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft?“. „Mit der Talkrunde möchten wir jeweils ein Thema aufgreifen, welches die Entscheidungsträger der Wirtschaft aktuell bewegt“, erläutert Oliver Reitz.

Für die musikalische Untermalung der Veranstaltung sorgte die mobile Frauenband „Miss Mobile“.

Im Anschluss an die feierliche Preisverleihung kamen die Gäste zu einem Get-together in entspannter Atmosphäre zusammen. Im Foyer des Großen Saals lud der Eigenbetrieb Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP) zu einem Buffet und gab den Besuchern die Gelegenheit zum persönlichen Austausch.

Die Laudationes für die Preisträger hielten Prof. Dr.-Ing. Mike Barth, Hochschule Pforzheim, für Matthias Zeh, Albert Esslinger-Kiefer, Verleger der Pforzheimer Zeitung, für Cornelia und Michael Geiger, und für Rolf Nagel wurde die Laudatio von Gert Hager gehalten.

Die drei Preisträger durften sich über einen Preis freuen, der nun bereits im fünften Jahr von dem Pforzheimer Goldschmied Oliver Schmidt entworfen und gestaltet wurde.

Menschenfänger im besten Sinne

„Die Pforzheimer – ob alt oder jung – wollen sich in ihrer Stadt wohlfühlen. Man muss ihnen nur einen Anlass geben“, resümiert Albert Esslinger-Kiefer in seiner Laudatio und fügt an: „Die Geigers geben Anlass.“ Die Familienmitglieder der Pforzheimer Kino-Dynastie – Conny und Michael sowie deren Sohn Nicolas – erhielten am Donnerstagabend in der Kategorie „Marke und Image“ den Wirtschaftspreis.
Es sei Kurt Geiger gewesen, der 1947 in der Turnhalle des Hebel-Gymnasiums mit den Schwarzwald Lichtspielen „wieder Lebensfreude ins zerstörte Pforzheim brachte“, erinnerte Esslinger-Kiefer. Später entstanden die Filmpaläste Roxy, Rio und Rex. Kino-Geiger sei bis heute ein fester Begriff in der Unterhaltungslandschaft der Goldstadt. Dem Video-Boom und der Internet-Konkurrenz zum Trotz habe sich die Nachfolgegeneration auf die Anforderungen der Zeit ein- und umgestellt. 35-Millimeter-Filmrollen wurden durch 300 Gigabyte große Festplatten getauscht, aus einfacher Beschallung wurde optimierte Tontechnik. Das Angebot reiche von traditioneller Filmvorführung bis zur Live-Übertragung von der New Yorker Metropolitan Opera.
Mit dem Cineplex und dem Rex-Filmpalast würden momentan zwölf Säle bespielt. Und am Schlossberg etabliere sich derzeit mit großem Engagement der Geigers eine weitere Szene.
Fazit von Esslinger-Kiefer: Solche Treiber braucht unsere Stadt. Menschenfänger im besten Sinne. Leute, die es gut meinen mit einer Kommune.

Erfolgreiche Realisierung eines Geistesblitzes

Von einem Smart Home ist die Rede, wenn es um Lebensqualität in Wohnung und Haus, um Sicherheit und effiziente Energienutzung geht. Erzielt wird dies unter anderem mit der Vernetzung ferngesteuerter Geräte, die über eine Smartphone-App bedient werden. Beispiel: Die Heizung in der Wohnung von unterwegs zum richtigen Zeitpunkt aufdrehen, damit der Bewohner beim Eintreffen eine warme Stube vorfindet.
Industrie 4.0, Digitalisierung, Internet of Things – „nirgendwo spielt die Musik derzeit so schnell wie im Bereich Smart Home“, sagt Professor Mike Barth von der Hochschule Pforzheim. Derart intelligente Gebäude sind die Mission der „ib company“. Das Unternehmen bietet nach eigenen Angaben passgenaue, effiziente Lösungen – angefangen von der Beratung über die Planung und Programmierung sowie Inbetriebnahme und Wartung.
Einer der Geschäftsführer ist Matthias Zeh. Ihm wurde am Donnerstagabend der Pforzheimer Wirtschaftspreis in der Kategorie „Idee und Innovation“ verliehen. Der Preis markiere den Start- und Endpunkt eines langen, mit Höhen und Tiefen versehenen Weges, an dessen Ziel die erfolgreiche Realisierung eines Geistesblitzes stehe, sagt Laudator Mike Barth.
Zeh sei von der Idee des Smart Homes überzeugt gewesen, als der Begriff noch weitgehend unbekannt und nur in Großgebäuden oder exklusiven Promihäusern zu finden war. „Er wollte mit der ‚ib company‘ Smart Home in in alle Wohnungen, Häuser und Gebäude integrieren und hat dieses Ziel mit beeindruckender technischer Raffinesse und eisernem Willen erreicht“, so Barth.
Um derartige Erfolge zu erreichen seien unternehmerisches Denken und Weitblick notwendig, ebenso die Kraft, technische Rückschläge zu überwinden und Bedenken zu entkräften. Barth: „Matthias Zeh stellt sich den Herausforderungen. Ich bin sicher, dass bald noch mehr von der ‚ib company‘ in den Wohnungen und Häusern stecken wird“.

„Net schwätze, sondern mache“

Er hat es geschafft, aus seinem Unternehmen „einen unbestrittenen Marktführer im Südwesten zu machen“, sagt Laudator und Ex-Oberbürgermeister Gert Hager über Rolf Nagel. Dieser erhielt am Donnerstagabend den Pforzheimer Wirtschaftspreis in der Kategorie „Lebenswerk“.
Neon-Nagel – dieser Firmenname hat weit über die Grenzen der Stadt hinaus Bedeutung bei der Gestaltung von Werbebannern, Leuchttransparenten, Schildern und LED-Beleuchtungen, um nur weniges zu nennen. Nicht zu vergessen: Als „Weihnachtsbeleuchtungs-Profi bringt das Unternehmen alljährlich Glanz in die Fußgängerzonen und Einkaufszentren.
Rolf Nagel habe nie gewartet, bis ihn eine neue Entwicklung erreichte, sagt Hager. Im Gegenteil: Er habe „Trends aufgenommen und Akzente mit Ausrufezeichen gesetzt.“ So habe sich der Betrieb von den „Neonröhren-Schriftzügen des vergangenen Jahrhunderts hin zu den Möglichkeiten der computergesteuerten LED-Lichttechnik“ entwickelt.
Kaum lösbare Aufgaben seien geradezu eine Herausforderung für Nagel, macht Hager an einem Beispiel deutlich: Nach dem Verkauf eines Familienunternehmens im Lebensmittelbereich mussten zwischen 24 und sieben Uhr sämtliche Werbeanlagen an mehr als zwei Dutzend in Baden-Württemberg verteilten Standorten ausgetauscht werden. Nagels Kommentar bei Auftragserteilung: „Geht doch, wo ist das Problem?“ Sein Wahlspruch laute: „Net schwätze, sondern mache!“
Rolf Nagel überzeuge durch seine Persönlichkeit und seinen Humor. Letzteres bringe er auch als Vorsitzender der ehrwürdigen Pforzheimer Faschingsgesellschaft (PFG) zum Ausdruck. Überhaupt die Ehrenämter: Der soeben wiedergewählte Kreishandwerksmeister pflege eine lösungsorientierte und ruhige Arbeitsweise, er höre zu und suche den Ausgleich, er nehme die Menschen mit und sehe in seinem Gegenüber einen gleichwertigen Mit-Menschen.