Ankerpunkt in der Pforzheimer Fußgängerzone: Galeria Kaufhof.
Wirtschaft
Rettet Kaufhauskönig René Benko die Pforzheimer Fußgängerzone?

Pforzheim. Viele Innenstädte sind in höchster Not. Immer mehr Läden machen dicht. Was nachfolgt, ist meist nicht das, was der Aufenthaltsqualität einer City förderlich wäre. Die große Tristesse ist dann in B-Lagen zu besichtigen, dort, wo nicht so viele Menschen vorbeilaufen. Dabei sagen Handelsexperten, das Ladensterben habe noch gar nicht richtig begonnen. Kaufhauskönig René Benko glaubt fest an die Zukunft der Innenstädte. Der Österreicher krempelt Galeria Kaufhof ordentlich um.

Auch im Hochlohnland Schweiz ist das Lädeli-Sterben voll im Gang. Nicht nur in den grenznahen Zonen, wo die Eidgenossen ihren Einkauf lieber jenseits der Grenze machen. Und der Direktor des Schweizerischen Städteverbandes konstatiert: „Wenn Geschäfte schließen, wirkt sich das direkt auf das Leben und die Vielfalt in den Innenstädten aus“. Zu lange habe man die Bedürfnisse des innerstädtischen Handels vernachlässigt. Und ein Grundproblem negiert: Der Online-Handel frisst den Läden die Existenzgrundlage weg.

Auch im Pforzheimer Rathaus weiß man, dass eine vitale Geschäftswelt zur DNA einer Innenstadt gehört. Mit der Neugestaltung der Fußgängerzone sind zukunftsfähige Rahmenbedingungen geschaffen worden damit zwischen C&A und der Schlössle-Galerie die Geschäfte blühen können. Bei Galeria Kaufhof hofft man dabei auf einen Mann, der seit geraumer Zeit dabei ist, die deutsche Kaufhaus-Szene aufzumischen. Denn er glaubt „an die historisch gewachsenen Innenstädte, wo man sich trifft, wo man konsumiert, wo man inspiriert und Erlebnisse jenseits von Smartphone und Bildschirm haben will“.

Kein Stein bleibt auf dem anderen

Dem Schweizer Wirtschaftsmagazin „Bilanz“ hat er es erzählt, denn im Land der Eidgenossen landete René Benko gerade einen neuen Coup: Die Migros-Gruppe verkaufte dem österreichischen Selfmade-Unternehmer in einem spektakulären Deal die Globus-Warenhäuser, 48 an der Zahl. Eine starke Milliarde hat das gekostet, 250 Millionen will Benko zum Aufmöbeln der Einkaufstempel noch investieren. „Die werden keinen Stein auf dem anderen lassen“, spekuliert „Bilanz“.

Mit cleverem Handeln hat sich René Benko, 42, in den vergangenen Jahren zum Kaufhauskönig von Deutschland emporgeschwungen und die Kaufhaus-Primaten Karstadt und Galeria Kaufhof unter dem Dach seiner Signa-Gruppe zusammengeschweißt. Nachdem die größten Grobheiten erledigt sind – einige Häuser geschlossen, das Personal ausgedünnt, Synergien gehoben –, will Rene Benko nun beweisen, dass das Warenhaus noch eine Zukunft hat. Seine Vorzeigeobjekt – das vor acht Jahren für 600 Millionen Euro gekaufte KaDeWe in Berlin – strahlt längst wieder im alten Glanz und wird derzeit auf 1,4 Milliarden Euro taxiert.

Benko glaubt an klassische Einkaufstraßen

Kurzfristig tun sich allerdings ganz neue Probleme auf: Galeria Karstadt Kaufhof hat nach einem Zeitungsbericht Staatshilfen beantragt, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise abfedern zu können. Wegen der zur Bekämpfung der Pandemie angeordneten Schließung der Warenhäuser befinde sich ein Großteil der Filialbeschäftigten inzwischen in Kurzarbeit null, berichtete die „Lebensmittel Zeitung“ am Freitag unter Berufung auf Insider. Ein Unternehmenssprecher wollte den Bericht nicht kommentieren. Nichtsdestotrotz glaubt Benko an die klassischen Einkaufsstraßen; „In Shoppingcenter auf der grünen Wiese investieren wir schon lange nicht mehr.“ Und eine Fantasie sei es, „dass die breite Masse nur noch von zu Hause aus bestellt“. Dennoch: Wie in der Schweiz wird die Signa-Gruppe ihre deutschen Warenhäuser an 180 Standorten gründlich umkrempeln.

Getragen von der Gewissheit, dass der stationäre Handel nach wie vor seinen Kern in der Innenstadt hat, in die Kaufhäuser aber eine Omni-Channel-Welt einziehen wird. Ein Branchenmix auf allen Etagen. Hierbei gilt es Prozesse durch intelligente Vernetzung zu verbessern und andere Adressen mit ins Haus zu nehmen. So zog Otto mit seiner Marke Sportscheck in einige Häuser sein. Bereits heute gibt es in etwa 100 Karstadt-Kaufhof-Häusern Schließfächer – sogenannte „touchpoints“ – von Amazon; mit Zalando absolviere man gerade einen „Partnerschaftstest“.

Im Handel ist Wandel. Diese Erkenntnis scheint zeitlose Gültigkeit zu haben. Davon ist auch Kaufhaus-König Benko überzeugt, wenn er sagt „Wir glauben an die historisch gewachsenen Innenstädte, an die klassische Einkaufsstraße.“ Auch in Pforzheim darf man gespannt sein, welche Magnetwirkung die dann in Omni-Channel-Manier umgerüstete Galeria Kaufhof auf die Fußgängerzone haben wird.