

Sharing-Modelle, Elektromobilität, Kraftstoffarten: Wie sieht Mobilität in der Zukunft aus?
Pforzheim. Der Platz in den Ballungszentren wird knapp und knapper, auf den Straßen wird es immer voller und die Luft wird auch nicht besser. Die Zukunft der individuellen Mobilität werde eine andere als die der Gegenwart sein, ist sich Bernd Bienzeisler sicher.
Mehr noch: „Ich bin überzeugt, dass wir einen epochalen Umbruch erleben werden.“ Das sagt der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler des Fraunhofer-Instituts bei einer Diskussionsveranstaltung im Pforzheimer Gasometer. Eingeladen hatten die Stiftung Energie & Klimaschutz aus Karlsruhe sowie die Reinhold-Maier-Stiftung aus Stuttgart.
Bernd Bienzeisler forscht unter anderem zu Konzepten für die Innenstadtlogistik. Dem individuellen Mobilitätsanspruch steht seiner Ansicht nach der nicht unerhebliche Flächenverbrauch von Autos gegenüber. Zwar könnte der Verkehr durch automatisiertes Fahren mit Künstlicher Intelligenz flüssiger und effizienter organisiert werden, doch das grundsätzliche Problem werde dadurch nicht gelöst. Staus durch breitere Straßen verhindern zu wollen sei in etwa so wie die Vorstellung, Übergewicht durch das Weiten des Hosenbunds zu kurieren: „Das Auto verbraucht einfach zu viel Fläche.“ Auch angesichts der stark steigenden Weltbevölkerung stellt er den Anspruch nach unbegrenzter persönlicher Mobilität in Frage: „Können irgendwann zehn Milliarden Menschen so mobil sein wie wir es heute sind?“ Was die Gegenwart angeht, erkennt er bereits einen Wandel im Verhältnis der jüngeren Bevölkerung zum eigenen Auto. Dies habe längst nicht mehr die Bedeutung wie für die Älteren. Die Folge: Sharing-Modelle gewinnen an Popularität. Gekauft wird Mobilität, nicht ein eigenes Auto, das die meiste Zeit des Tages ungenutzt herumsteht.
Längst keine Zukunftsmusik mehr sind Autos mit alternativen Antriebskonzepten, für deren Verbreitung Wolfgang Fischer und Marc Burgstahler warben, letzterer der Leiter für Elektromobilität beim Energieversorger EnBW. Bereits jetzt hält Burgstahler die Zahl der öffentlichen Ladepunkte für die aktuell fahrenden Elektroautos für ausreichend, appelliert aber auch an die Autofahrer, ihre Tank- respektive Ladegewohnheiten anzupassen. Zu Hause in der Garage, während der Arbeitszeit oder vor dem Supermarkt – wer jede Möglichkeit zum Nachladen nutze, käme bei den meisten Fahrprofilen nicht in die Situation mit leerer Batterie dazustehen.
Wolfgang Fischer, Leiter bei der e-mobil GmbH pflichtet bei und spricht ebenfalls von einem großen Wandel, der sich gerade vollziehe. Er weist jedoch auch auf die großen Herausforderungen hin, mit denen insbesondere die Maschinen- und Anlagenbauer konfrontiert werden, die heute noch für die herkömmlichen Verbrennungsmotoren entwickeln.
Auslaufmodell Diesel?
Dessen Zukunft, insbesondere die des Diesels, möchte FDP-Politikerin Judith Skudelny, die auch dem Bundestagsausschuss für Umwelt- und Naturschutz angehört, noch nicht aufgeben. Die allgemeine Euphorie über die Elektromobiliät der Zukunft teilt sie nicht. Insbesondere für einen funktionierenden Klimaschutz müsse auch über andere effiziente Kraftstoffarten gesprochen werden. Und über den Diesel, wenigstens für den Schwerlastverkehr. „Mit was sollen Lkw denn fahren?“