Organisierten die Tagung für Familienunternehmen: Stefan Hammes (links) und Sven Cravotta.
Wirtschaft
Tagung im IHK-Haus: Unternehmer sollten ihren Tod proben
  • Gerd Lache

Sind Sie schon mal probeweise gestorben?“, wollte Birgit Felden gestern von den Teilnehmern im Workshop „Nachfolge in Familienunternehmen“ wissen. Wenn nicht, „dann sollten Sie das mal versuchen“, riet die Professorin mit Lehrstuhl an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin im Studiengang Unternehmensgründung und -nachfolge.

Für manchen Firmeninhaber, der keine Notfallplanung erstellt habe, sei es interessant zu beobachten was passiert, wenn er sich ein paar Monate aus dem Unternehmen rausnimmt.

Auf den Ernstfall bezogen meinte Felden: „Und dabei ist das Sterben nicht einmal das Schlimmste.“ Wenn der Chef oder die Chefin im Koma liege, könnten ohne entsprechende Vorsorgeregelungen keine wichtigen Entscheidungen getroffen und somit der komplette Betrieb lahmgelegt werden.

Wie schnell die Nachfolgefrage durch den überraschenden Tod eines Unternehmers eintreffen kann, schilderte Joachim Gerwin, Chef der Firma Safa aus Arnsdorf im Sauerland: An jenem Tag, als er sich – das Diplom zum Wirtschaftsingenieur frisch in der Tasche – in Kiel eine Wohnung einrichten wollte, um dort die Promotion vorzubereiten, erlitt sein Vater im Alter von 50 Jahren einen Herzinfarkt und war vier Stunden später tot. Geregelt war nichts. Der junge Joachim Gerwin musste ins Unternehmen und hatte einen harten Weg vor sich.

Rund 170 Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Wirtschaftsstudenten kamen gestern ins Pforzheimer IHK-Haus zur „Tagung für Familienunternehmen“. Veranstalter neben der IHK mit Organisator Stefan Hammes war die SRH, Hochschule Heidelberg, Campus Calw mit Professor Sven Cravotta als Initiator. Die Sparkasse Pforzheim Calw beteiligte sich als Sponsor.

Der Workshop „Nachfolge“ mit Birgit Felden war eine von drei Optionen. Zum Thema Nachhaltigkeit sprachen Rena Haftlmeier-Seiffert, Geschäftsleiterin der gemeinnützigen Stiftung Equa – Verantwortung für Familienunternehmen – in München sowie der Unternehmer Wolfgang Schmalz aus Glatten bei Freudenstadt. Es ging um ökologisches Produzieren und die Abkehr von der Wegwerfgesellschaft. Vorgestellt wurden Modelle, wonach beispielsweise aus einem ausgedienten Schrank später ein Sideboard erstellt wird. Die Firma Schmalz stellte ihr „eco System“ vor, zu dem unter anderem die Wärmegewinnung aus der firmeneigenen Holzhackschnitzelheizanlage gehört.

Im Workshop Digitalisierung machte Professor Robert Obermaier (Universität Passau) deutlich, dass die digitale Transformation traditioneller Industrien eine zentrale Herausforderung der Gegenwart ist. Indes: Solange eine Volkswirtschaft und die Unternehmen in der Lage seien, den Wandel zu gestalten, sehe er keine Gefahr für die Beschäftigten – wenngleich sich die Anforderungen an die Arbeitsplätze ändern würden und auch die Arbeit eine andere werde.

Schirmherren der Veranstaltung waren Nicolas Lindner, geschäftsführender Gesellschafter der Börlind GmbH (Calw) sowie Philipp Steiff, Gesellschafter der Margarethe Steiff GmbH (Giengen an der Brenz).

Wie IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Keppler eingangs der Tagung sagte, stünden alleine im Nordschwarzwald altersbedingt rund 1000 Unternehmensnachfolgen an. Stefan Hammes von der Kammer berate Interessenten zu diesem Thema kostenlos.

www.Nachfolge-in-Deutschland.de