Wirtschaftsausschuss Volksbank pur
Betonnen den genossenschaftlichen Gedanken: Matthias Hümpfner, Vorstandsvorsitzender der Volksbank pur, und Vorstandsmitglied René Baum. Meyer 
Wirtschaftsausschuss Volksbank pur
Der Wirtschaftsausschuss informiert sich über die Volksbank pur. 

Volksbank pur hat viel vor: Fusion und Ausrichtung des Instituts stehen auf der Agenda

Pforzheim. Die Fusion Volksbank pur ist vollbracht. Sowohl juristisch als auch technisch. Doch die Kultur müsse noch zusammenwachsen. „Das braucht Zeit“, sagt Vorstandsvorsitzender Matthias Hümpfner an diesem Dienstag beim Firmenbesuch des Ausschusses für Wirtschaft und Digitalisierung der Stadt Pforzheim. Auch die IBAN-Umstellung ging nicht ganz ohne Reibung über die Bühne. Kundenbeschwerden?

Nur in der Anfangsphase, versichert Hümpfner. „Das ist normal.“ Jetzt blickt die Vorstandsspitze nach vorn. Denn durch die Größe des Hauses – mit einer Bilanzsumme von zwölf Milliarden Euro die größte Genossenschaftsbank im Südwesten – könne man mehr ausprobieren, sagt Hümpfner. Was genau, das macht die Vorstandsspitze im Verlauf der Präsentation den Ausschussmitgliedern schmackhaft. Da wären ein höherer Betrag für die Unterstützung von Vereinen, größerer Fokus auf die Mitglieder, Erhöhung der Azubizahl für Pforzheim, ein CO2-Rechner sowie Nachhaltigkeitsplattform für Unternehmen, Gesundheitsmanagement für Mitarbeiter oder neue Leistungsangebote für Privat- und Firmenkunden wie die Generationsberatung. Auf Letzteres sei man gerade in Pforzheim und Wilferdingen stolz, lobt der Volksbank pur-Chef.

„Wir sehen uns als Teil der Region“, sagt Hümpfner und unterstreicht die Heimatverbundenheit, die durch die Fusion nicht verloren gehe. „Wir sind nicht nur eine Bank, sondern haben eine besondere Rolle.“ Insgesamt acht Regionalbeiräte, ein Jugendbeirat, ein Mittelstandsbeirat sowie ein Unternehmerbeirat wurden deshalb installiert.

Im Hier und Jetzt sehen sich die Genossen mit einem instabilen Marktumfeld konfrontiert: „Wir müssen einsehen, dass die Zeiten dynamischer werden“, sagt Hümpfner und verweist auf das stark gestiegene Zinsniveau. Baum ergänzt: „Wir waren verwöhnt in den letzten Jahren.“ Ein Beispiel: Lag die monatliche Rate bei einem Kreditbetrag von 500.000 Euro (Zinssatz 1,5 Prozent, Laufzeit 35 Jahre, anfängliche Tilgung 2,17 Prozent) früher bei 1531 Euro, wird die Belastung heute mit 2657 Euro beziffert (600.000 Euro Kreditbetrag, Zinssatz vier Prozent, Laufzeit 35 Jahre, anfängliche Tilgung 1,31 Prozent). Ein Anstieg von 74 Prozent.

Dementsprechend sei das Baufinanzierungsgeschäft seit Mitte 2022 von Rückgängen geprägt. Auch das Bauträgergeschäft sei sehr schwach wegen des hohen Zinsanstiegs, aber auch der Teuerung bei Baumaterialien. Ähnlich sehe es bei Unternehmenskrediten aus, mit dem Unterschied, dass eher kurzfristige Kredite nachgefragt werden. Die wirtschaftliche Entwicklung der Firmen sei aber überwiegend stabil.

Doch die Zukunft der Volksbank pur sei auch durch Demografie, Wertewandel, Digitalisierung und Individualisierung geprägt. Gerade Letzteres nehme immer mehr zu, denn das Kundenverhalten hat sich – beschleunigt durch Corona – verändert: Stationärer Service wird weniger nachgefragt, dafür die Beratung vor Ort. Auch digitale Angebote wie Beratung nehmen zu. Vorstandsmitglied Baum nennt als Beispiel den Videoservice. „Wir werden den Trends folgen, die Menschen wollen.“

Apropos Mensch: Die Volksbank pur bietet Quereinsteigern Möglichkeiten. Einige wechselten aus dem Einzelhandel zu ihnen und arbeiteten heute im Servicebereich, so Baum. Wären auch Galerie Kaufhof Beschäftigte vermittelbar, will Oliver Reitz, Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP) wissen. „Die Offenheit ist bei uns da“, sagt Hümpfner. Es komme natürlich auf den Menschen an.

Die Schließung des letzten großen Warenhauses ist dann auch Thema in der späteren Sitzung des Wirtschaftsausschusses. Die Rathausspitze und die WSP betonen, dass Gespräche geführt werden, die die Weiterführung der Immobilie betreffen. Zu den Namen der Interessenten machen sie vorerst aber keine Angaben.

Daneben gibt Wirtschaftsförderer Markus Epple Einblicke in das Gewerbegebiet Altgefäll: volle Auslastung. Lediglich eine Teilleerstelle kann er ausweisen. „Wer 3000 Quadratmeter Fläche sucht, kann sich melden“, so Epple. Ein Manko: Eine andere Firma nutzt die Fläche mit.