

Weitere Proteste: Bei Inovan sind bis zu 300 Arbeitsplätze in Gefahr - doch die Verhandlungen laufen
Birkenfeld. Bereits am vergangenen Freitag waren 60 Beschäftigte von Inovan bei der Kundgebung der IG Metall auf dem Stuttgarter Schlossplatz dabei. Insgesamt demonstrierten dort 15.000 Metaller für Arbeitsplatzerhalt und Zukunftsperspektiven für die baden-württembergischen Produktionsstandorte. Am Dienstag wurden die Proteste am Stammsitz von Inovan im Brötzinger Tal fortgesetzt. Dort sollen in den kommenden Jahren bis zu 300 Arbeitsplätze wegfallen.
Warum sollen Teile der Produktion nach Osteuropa verlagert werden?
„Inovan verfolgt weiterhin die Zukunftssicherung des Unternehmens. Wie bereits im Juli bekannt gegeben, wurden Maßnahmen definiert, die den Standort langfristig sichern sollen. Diese Maßnahmen sind nun Teil der Verhandlungen mit der IG Metall“, erklärte gestern die Geschäftsführung auf Anfrage der PZ. Die Teilverlagerung der Produktion nach Tschechien werde nach wie vor verfolgt. „Hierdurch können wir innerhalb der vorhandenen Produktionsflächen komplexe und innovative Technologien fertigen, die zukunftssichernd wirken und unser Unternehmen gut für die Zukunft aufstellen“, sagt Geschäftsführer Thomas Hör. „Unser Anspruch an diese Verlagerung ist, global am Markt zu agieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Standorte in Osteuropa seien durchaus branchenüblich. „Gleichzeitig planen wir innerhalb eines anderen Technologie- und Produktbereichs am Standort Birkenfeld eine größere bauliche Investition. Also ein gutes Signal für die Zukunftssicherung.“
Bleibt es bei den Einsparmaßnahmen wegen der wirtschaftlichen Lage?
„Die aktuelle wirtschaftliche Situation hat sich in den vergangenen Monaten nicht gebessert. Zahlreiche Unternehmen sowie unsere Kunden reagieren auf diese Situation mit entsprechenden Maßnahmen.“ Dies bekomme auch Inovan zu spüren. „Um langfristig in der Lage zu sein, Mitarbeiter zu beschäftigen, müssen wir weiterhin Einsparmaßnahmen verfolgen“, so Hör.
Was bedeutet das für den Standort Birkenfeld?
Der geplante Stellenabbau unterliege verschiedenen Prämissen der Marktentwicklung. Auf dieser Basis wurden Szenarien erarbeitet. „Sollte Inovan in den nächsten Jahren keine Umsatzsteigerung erzielen, ist es denkbar, den im Juli vorgestellten Vier-Jahres-Plan zu realisieren.“ Die Verhandlungen mit der IG Metall hätten gerade erst begonnen. Deshalb sei noch keine Aussage über getroffene Vereinbarungen möglich.
Was sagt die Gewerkschaft dazu?
„Viele Arbeitgeber versuchen schon heute, die Zeche den Beschäftigten aufzudrücken. Nach einem Jahrzehnt guter Geschäfte und Rekordrenditen werden wieder alte Pläne aus dem Giftschrank geholt“, so die IG Metall Pforzheim in einer Presseerklärung. „Dafür ist das Vorgehen der Inovan-Geschäftsleitung eines der krassen Beispiele“, klagt die 1. Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim, Liane Papaioannou. Statt zu überlegen, wie die Standorte in Birkenfeld und Stollberg effektiver gestaltet werden könnten, wolle die Geschäftsleitung den Standort Stollberg schließen und in Birkenfeld rund 300 Arbeitsplätze abbauen. „Dagegen richtet sich der Protest der Inovan-Beschäftigten. sowohl bei der Kundgebung am Freitag als auch gestern anlässlich der Verhandlungen zwischen Geschäftsleitung, Gesamtbetriebsrat sowie der IG Metall.“ Die Beschäftigtenvertreter würden dabei konkrete Vorschläge machen, wie die radikalen Personalmaßnahmen vermieden werden könnten.