Apotheken
Auch in Pforzheim kann es zu einem Engpass kommen.
Sven Hoppe/dpa
Wirtschaft
Werden Medikamente knapp? Engpässe auch in Pforzheim erwartet

Die Erkältungs- und Infektionszeit kommt. Und da dürfte auch der Bedarf an Medikamenten wieder deutlich anziehen – von Antibiotika bis zu Fiebersäften für Kinder. Die Apothekenbranche beklagt erneut unzureichende Vorkehrungen gegen Lieferengpässe. Die zuständigen Behörden sehen für den Herbst und Winter aber eine insgesamt stabile Situation. Doch Unsicherheitsfaktoren bleiben.

■ Was wird für den Herbst erwartet?

Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sagte: „Ich kann die Sorgen der Menschen verstehen, angesichts der Situation in den vergangenen Jahren. Aber ich kann beruhigen: Die Versorgung mit Arzneimitteln ist gewährleistet.“ Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) teilte mit, vor dem Hintergrund der vorliegenden Daten könne aktuell für den kommenden Herbst/Winter von einer stabilen Lage ausgegangen werden.

■ Wie viele Engpässe gibt es?

Nach amtlichen Daten gibt es derzeit gut 530 Lieferengpassmeldungen - bei insgesamt 100.000 zugelassenen Arzneimitteln in Deutschland. Von Engpässen betroffen sind in der Regel Generika, wie ein BfArM-Sprecher erläuterte. Und da gebe es in der Regel weitere wirkstoffgleiche Mittel, die meist auch lieferbar sind.

■ Wie sieht es bei wichtigen Präparaten aus?

Für die Infektionssaison sei davon auszugehen, dass die Versorgung mit Fiebersäften gewährleistet ist, teilte das Bundesgesundheitsministerium mit. Bei Antibiotika gibt es demnach weiter eine angespannte Liefersituation bei den Wirkstoffen Cefuroxim, Clindamycin, Cotrimoxazol und Erythromycin - ebenso bei bestimmten Mitteln für Asthma, für Herzinfarkte oder starke Schmerzen. Das Ministerium stellte dazu jeweils einen Versorgungsmangel fest, was mehr Importe ermöglicht - und betont, die Entwicklung werde engmaschig verfolgt.

■ Was beklagen die Apotheken?

Der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Thomas Preis, bemängelte in der „Bild am Sonntag“: „Auch in diesen Winter gehen wir sehr schlecht vorbereitet.“ Lieferengpässe seien „ein Dauerthema“ geworden. Dabei sorgt es bei Patienten für Frust, wenn sie ein Präparat in einer Apotheke nicht bekommen und dann womöglich noch andere danach abklappern. Für die Apotheken selbst bringt es mehr Aufwand, Alternativen zu suchen. Woche für Woche koste das 20 Stunden, kritisierte Preis. Bezahlt werde man dafür nicht.

■ Was sind Gründe für Lieferengpässe?

Häufig sind Produktionsprobleme der Auslöser, wie es beim Bundesinstitut heißt, etwa bei Prozess-Umstellungen bei Qualitätsproblemen. Ein Risikofaktor ist auch, wenn es für Wirkstoffe oder Zwischenprodukte nur wenige Hersteller gibt. Viele davon produzieren in Asien.

Engpässe auch in Pforzheim erwartet

Besonders in den Herbst und Wintermonaten ist das erste „Hatschi“ nicht weit entfernt. Da ist es wichtig die richtige Behandlung zu erhalten, damit die Genesung schnell vorangeht. Das ist nicht gegeben, wenn Engpässe den Apotheken-Alltag prägen. „Ja, wir rechnen mit Medikamenten-Engpässen. Im Herbst und Winter rechnen wir mit großen Ausfällen“, sagt Christina Richter von der Pforzheimer

Apotheke am Markt. Während es bei den Antibiotika, Schmerzmittel und Kindermedikamenten entspannter aussieht als im letzten Jahr seien die Sorgen bei Psychopharmaka, wie beispielsweise

Quetiapin höher. Auch Asthmatiker müssen mit Einschränkungen rechnen. Grund für die Engpässe seien unter anderem die fehlenden Rohstoffe und China und Indien als Hauptproduzenten.

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