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Stuttgart. In dem Impfzentren in Baden-Württemberg wird vom kommenden Montag (7. Juni) an nicht mehr priorisiert. Damit kann sich jeder um einen Termin bemühen – auch wenn weiterhin Geduld gefragt ist. Denn der Impfstoff bleibt weiterhin sehr knapp. Das hat das baden-württembergische Sozialministerium am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekanntgegeben.
„Die Zahlen zeigen uns, wie weit wir mit unserer Impfkampagne schon fortgeschritten sind: 76,8 Prozent aller Baden-Württemberger über 60 haben schon die Erstimpfung bekommen", sagte der Amtschef des Gesundheitsministeriums, Dr. Uwe Lahl, in Stuttgart. Die Priorisierung habe sichergestellt, dass diese gefährdete Gruppe zuerst zum Zuge komme. "Das ist gelungen – und damit haben wir viele Menschenleben gerettet", so Lahl weiter: "Das sehen wir auch an den rückläufigen Todeszahlen, worüber wir sehr froh sind" Da die meisten der älteren Mitbürger jetzt geimpft seien, könne man die Priorisierung guten Gewissens aufheben. Nur so stelle man sicher, da schnelle Impftempo weiterhin aufrecht zu erhalten.
"Damit haben wir viele Menschenleben gerettet."
Die Priorisierung habe sichergestellt, dass die gefährdete Gruppe der Älteren zuerst zum Zuge komme, so Dr. Uwe Lahl, Amtschef des Gesundheitsministeriums.
Hausärzte impfen weiterhin gefährdete Menschen zuerst
Für Menschen mit einer Vorerkrankung oder einer Behinderung ist die Impfung beim Hausarzt laut Sozialministerium weiterhin ein niedrigschwelliges Angebot. Hausärzte impfen bereits seit 17. Mai außerhalb der gesetzlichen Priorisierung. Weil sie ihre Patienten am besten kennen, könnten sie am besten entscheiden, wer zuerst eine Impfung brauche, und impften innerhalb ihres Patientenstamms die besonders gefährdeten Menschen zuerst. Dennoch müsse man weiter um Geduld bitten, so Dr. Norbert Metke, der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg: "Da nur begrenzt Impfstoff zur Verfügung steht, werden die Praxen weiterhin vorerst nur wenig Erstimpfungen anbieten können. Das gilt besonders auch für die Eltern, die ihre Kinder nun gerne impfen lassen würden."


Mediziner weiterhin skeptisch gegenüber Kinderimpfungen
Auch Jugendliche können geimpft werden
Nachdem die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) den Impfstoff von Biontech auch für Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen hat, können auch sie in den Impfzentren und den Arztpraxen mit diesem Impfstoff geimpft werden. Eine offizielle STIKO-Empfehlung steht hier noch aus. Bisher hat die STIKO angedeutet, die Impfung für diese Altersgruppe vor allem für Jugendliche mit Vorerkrankungen zu empfehlen, nicht generell für alle Jugendlichen dieser Altersgruppe.
Weiterhin zu wenig Impfstoff
Klar ist laut Sozialministerium allerdings auch: Ein Ende der Priorisierung bedeutet nicht, dass jede und jeder direkt einen Termin buchen kann. „Unser Ziel ist es, im Verlauf des Sommers jedem Erwachsenen, der oder die das möchte, und denjenigen Jugendlichen ab 12 Jahren, die selbst und deren Eltern das möchten, ein Impfangebot machen zu können", so Uwe Lahl. Abhängig sei das natürlich immer von den Impfstofflieferungen, die der Bund nach Baden-Württemberg verteile. Das Ende der Priorisierung eröffne nun auch Menschen, die jung und gesund sind, und die sich in den letzten Monaten durch die Pandemie ebenfalls stark einschränken mussten, die Perspektive auf eine Impfung und damit auf eine baldige Rückkehr zur Normalität.


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Über 42 Prozent der Baden-Württemberger geimpft
Bis einschließlich 1. Juni haben laut Sozialministerium über 4,7 Millionen Menschen in Baden-Württemberg mindestens die erste Impfung erhalten, und damit 42,4 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg. Von den über 60-Jährigen sind 76,8 Prozent erst- und 38,4 Prozent zweitgeimpft. Über 1,5 Millionen Personen aus dieser Altersgruppe wurden in den Impfzentren und über 760.000 Menschen von der niedergelassenen Ärzteschaft erstgeimpft.
Anfang Mai hatte das Sozialministerium zum ersten Mal Zahlen zu den bereits gegen das Coronavirus geimpften Personen in Baden-Württemberg veröffentlicht. Trauriges Schlusslicht in der Statistik der bereits zwei Mal Geimpften damals: der Stadtkreis Pforzheim, in welchem lediglich 4,2 Prozent der Einwohner ihre erste Dosis bekommen hatten.
Doch inzwischen scheint auch in der Goldstadt das Tempo beim Impfen angezogen worden zu sein. Aus am Dienstag herausgegeben neuen Zahlen geht hervor, dass inzwischen 11,7 Prozent der Einwohner - und damit annähernd drei Mal so viele wie noch vor rund einem Monat - zwei Mal geimpft sind. Doch obwohl Pforzheim stark aufgeholt hat, bleibt der Stadtkreis im Landesvergleich weiterhin auf dem letzten Platz. Der Enzkreis und der Kreis Calw stehen besser da.

