
Pforzheim. Hier eine Delle, da ein Kratzer, dort ist der Lack ab. Der blaue Transporter des Stadtjugendring aus dem Jahr 2011 zeigt nicht nur äußerlich Macken. Die Fenster lassen sich nicht mehr öffnen und schließen. Auch die Türverriegelungen und Dichtungen seien instabil. Im Innern lässt sich die Mängelliste fortsetzen. Die Sitzbänke sind ausgemustert.
„Die Gurte waren schon lange nicht mehr zu gebrauchen“, sagt Alison Bussey, Geschäftsführerin der Stadtjugendring Betriebs gGmbH. Und wenn der Motor erstmal an ist, dann qualmt eine dunkle Wolke aus dem Auspuff des Diesels.
Im Jahr 2011 sei der Transporter vom Europäischen Sozialfonds (ESF) für das Projekt Jobmobil finanziert worden. Inzwischen hat er fast 200.000 Kilometer auf dem Kilometerstand.
„Ziel des Projekts war, Jugendlichen beim Übergang Schule zum Beruf zu unterstützen“, weiß Bussey.
„Der Transporter wurde benötigt, damit Ausflüge organisiert werden können um Kompetenzen zu stärken. Denn wenn man auf einer Hütte in der Wildnis ist, packt man mit an und tut Dinge, die man zu Hause oft nicht macht.“ Ebenso sei die Teamfähigkeit und soziale Kompetenz der Jugendlichen im Fokus des Projekts gestanden.

Das Projekt des Europäischen Sozialfonds sei nach drei Jahren ausgelaufen. Dann konnten den Transporter alle nutzen. Jeweils acht Jugendliche plus ein Fahrer hätten darin Platz gefunden. Seit drei Jahren steht der Transporter hauptsächlich dem Haus der Jugend zur Verfügung. „Wir machen viele Ausflüge und Freizeiten“, erklärt Pedro Treig Garcia, Leiter der Einrichtung. „Manches hat pädagogischen Tiefsinn, manches ist einfach Spaß.“ Die Fahrt mit dem Transporter sei häufig einfach praktischer, als öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
Im Haus der Jugend am Benckiserpark treffen sich täglich mehr als hundert Kinder und Jugendliche. Somit gibt es auch immer wieder Sperrmüll zu entsorgen – auch dafür wird der Transporter inzwischen genutzt.


PZ-Hilfsorganisation „Menschen in Not“: Jeder Cent kommt an
„Es sind viele Kids mit dem Transporter gefahren, ebenso wurde er von vielen unterschiedlichen Fahrern bedient. Das Fahrzeug hat viel geleistet. Das zehrt.“
Jetzt sei höchste Zeit für eine Neuanschaffung. Das Angebot des Autohauses liegt vor: rund 44 000 Euro kostet ein Transporter. Die PZ-Hilfsaktion „Menschen in Not“ wird – je nach Spendenaufkommen im Rahmen der Weihnachtsaktion – einen möglichst großen Teil der Kosten übernehmen. Fahrzeuge werden im Haus der Jugend immer benötigt. Auch beim Deutsch-Französischen Jugendaustausch vor kurzem. „Da wurde das alte Fahrzeug zum Gepäcktransport nach Calmbach zur Skihüttegenutzt, wo übernachtet wurde. Menschen über diese Strecke zu transportieren, getrauenwir uns nicht mehr“, verraten Bussey und TreigGarcia.

Im Jahr 2022 fand der Besuch der Pforzheimer Gruppe bei den Jugendlichen in der Nähe von Paris statt. Nun kamen die Franzosen zum Gegenbesuch. „Das hatten wir übers Deutsch-Französische Jugendwerk organisiert“, erklärt Treig Garcia. „Thema war Natur.“ Begleitend habe ein erlebnispädagogisches Programm stattgefunden. Vom Pforzheimer Haus der Jugend hätten neun Jugendliche zwischen 17 und 22 Jahren mitgemacht, ebenso viele kamen aus Paris. „Ein Austausch passt nicht zu jedem. Die Auswahl muss stimmig sein.“ Wer habe Lust darauf und bringe die Offenheit mit?

Einer davon war L. (Name geändert. Er kommt schon seit vielen Jahren ins Haus der Jugend. „Von der Spielkiste an“, weiß Treig Garcia. „Er kommt aus einer typischen Pforzheimer Innenstadtfamilie.“ L. sei sehr herzlich und wirke manchmal auch naiv. „Er besucht eine sonderpädagogische Einrichtung und fühlt sich hier wie zu Hause.“ L. habe keine Fremdsprachenkenntnisse.
„Durch Gesten und Sprachanimation hat er sich in die Herzen der Gruppe gearbeitet“, erinnert sich der Leiter.
„Mit Händen und Füßen“, schmunzelt Treig Garcia. Für L. sei es eine der schönsten Zeiten gewesen, an die er sich erinnern kann, hat er verraten.
„Jugendlichen Dinge zu ermöglichen, ihnen Sachen zeigen, die sich eine Familie nie leisten könnte. Das ist der Sinn von außerschulischer Bildung“, sagt Alison Bussey.
„Sich die Welt aneignen. Was gibt es da draußen?“ Die Teilnehmer würden unheimlich viel lernen. „Rücksicht nehmen, auf den vermeintlich Schwächsten achten. Da passiert viel, was sie nicht im Mathe-Unterricht lernen. Und alles freiwillig“, unterstreicht die Geschäftsführerin.
„Als Team Dinge anschauen, Talente und Fähigkeiten entdecken sowie Alltagskompetenzen lernen, die es ermöglichen, später besser durchs Leben zu kommen“, fasst es Alison Bussey zusammen.
„Das freut mich unheimlich, wenn vermeintlich abgehängte Jugendliche gestärkt und selbstbewusst aus den Programmen kommen. Diese Flexibilität sei nur mit dem Bus gegeben. „Genau deshalb benötigen wir das Fahrzeug.“